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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Banse; Bantam; Banteng; Bantiger; Bantingkur; Bantry; Bantu

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Banse - Bantu.

Banse, s. Scheune; Bansen, das Einschichten des Getreides in der B.

Bantam (eigentlich Banten), niederländ. Residentschaft auf der Insel Java, das Westende derselben umfassend, hat mit den Inseln der Sundastraße 6387 qkm (150,8 QM.) Flächeninhalt und (1883) 571,503 Einw. (darunter 320 Europäer und 1496 Chinesen). Der nördliche Teil ist eine Ebene, auf die südlicher das Hügelland Kandang folgt, das meist noch mit Urwald bedeckt ist und zu der hafenlosen Südküste sich herabsenkt. Von den vulkanischen Kegeln der Landschaft ist der Karang (1900 m) der bedeutendste. Das Klima ist ungesund, der Boden zwar fruchtbar, allein nur in den nördlichen Teilen besser angebaut. Die Bewohner, zum Volksstamm der Sundanesen gehörig, treiben Reisbau, Viehzucht, einige Gewerbe und Fischfang. Zu ihnen gehören die interessanten Baduwi, die bei der Einführung des Islam in entlegene Teile des Kandang flohen und sich hier eine Art Selbständigkeit und Freiheit ihrer Religion bewahrten. Hauptstadt ist Serang im Innern. Andre Orte von Bedeutung sind: Andscher an der Sundastraße, ferner Pandeglang und Tschirigin, Mittelpunkte großer Landbaudistrikte.

Banteng, s. Rind.

Bantiger, Berg, s. Schweiz (Hochebene).

Bantingkur, eine neue Methode zur Heilung der übertriebenen Wohlbeleibtheit und der Fettsucht, führt ihren Namen von dem Mann, der sie zuerst an sich selbst angewendet hat. William Banting in London veröffentlichte diese von Harvey ersonnene Methode 1863 in einer kleinen Broschüre unter dem Titel eines an das Publikum gerichteten Briefs über die Korpulenz (4. Aufl. 1881). Die Diät, deren sich Banting auf Harveys Rat mit großem Erfolg bediente, bestand in folgendem: Er genoß zum Frühstück 120-150 g mageres Fleisch, 30 g Zwieback oder geröstetes Brot und eine große Tasse Thee, aber ohne Milch und Zucker. Sein Mittagsessen bestand aus 150-180 g Fisch (mit Ausnahme von Lachs), magerm Fleisch, Gemüse (mit Ausnahme von Kartoffeln), Geflügel oder Wildbret, etwas Kompott und geröstetem Brote. Dabei trank er 2-3 Gläser guten Rotwein, Sherry oder Madeira, vermied aber Champagner, Portwein und namentlich Bier. Des Nachmittags genoß er 60-90 g Obst, 1-2 große Zwiebacke und wieder eine große Tasse Thee ohne Zusatz von Milch und Zucker. Sein Abendessen bestand aus 90-120 g Fleisch oder Fisch und 1-2 Glas Rotwein. Bei dieser Diät verlor Banting innerhalb eines Jahrs 23 kg von seinem Körpergewicht (an Fett), wobei sein Körperumfang um 31 cm abnahm, sein körperliches Wohlbefinden sich aber fortwährend steigerte. Der Erfolg der Kur war ein anhaltender; dieselbe fand zahlreiche Nachahmer mit dem gleichen gewünschten Erfolg, und so konnte es nicht fehlen, daß die B. in kürzester Zeit eine weitverbreitete Berühmtheit erlangte. In den oben mitgeteilten Vorschriften zur Heilung der Fettsucht ist aber auch ein bestimmtes System nicht zu verkennen, welches auf bewährten physiologischen Erfahrungen beruht. Indem nämlich dem Kranken erlaubt wird, ziemlich große Quantitäten Fleisch zu genießen, dagegen der Genuß von Fett, Kartoffeln, Zucker, Milch untersagt und der Genuß von Brot auf ein sehr geringes Quantum herabgesetzt wird, wird die Zufuhr von eiweißreichen, gewebsbildenden Stoffen in den Körper vermehrt, die Zufuhr der sogen. Kohlehydrate oder Fettbildner dagegen vermindert. Da die kohlenstoffreiche Nahrung sehr beschränkt ist, so reicht sie nur hin, um die für den Atmungsprozeß erforderliche Menge von Kohlensäureabgabe zu decken, nicht um noch Fett aufzuspeichern. Vgl. Vogel, Die Korpulenz und ihre Ursachen, Verhütung etc., auf Grundlage des Bantingsystems (20. Aufl., Berl. 1882); dagegen Ebstein, Die Korpulenz und ihre Behandlung (Wiesb. 1882).

Bantry (spr. bänntri), Hafenstadt in der irischen Grafschaft Cork, an der gleichnamigen Bai, der Insel Whiddy gegenüber, mit einem Gerichtshof und (1881) 2632 Einw., welche Fischfang und Küstenhandel treiben. Der schöne Hafen wird durch drei Batterien verteidigt. Hier landeten 1796: 14,000 Franzosen.

Bantu (A-Bantu, Bunda oder Kafircongovölker), eine Gruppe von Völkern, welche Süd- und Mittelafrika von 20° südl. Br. bis etwa 5° nördl. Br. (die Bewohner von Uganda sind noch B.) bewohnen und im S. von den gelben Kapvölkern, den Hottentoten und Buschmännern, in deren Gebiet sie schon weit eingedrungen sind, im N. von den echten Negern und Gallavölkern begrenzt werden. Diese Rasse erstreckt sich demnach über mehr als ein Drittel Afrikas, das sie mit ihren verschiedenen Stämmen und Unterabteilungen, die alle sprachlich nahe verwandt sind, erfüllt. Der Name B., welcher "Leute" bedeutet (s. unten), wurde ihnen von dem Ethnographen Friedrich Müller beigelegt, während der engere, auf den westlichen Teil passende Name Bunda von den portugiesischen Missionären Angolas herrührt. Das wesentliche Kennzeichen aller dieser Völker, welches sie sowohl von den eigentlichen Negern als von den Hottentoten streng scheidet, sind die ihnen eigentümlichen Sprachen. In Rücksicht hierauf bilden diese allgemeiner als Kaffern bekannten Völker drei große Sprachgruppen: eine östliche, mittlere und westliche. Zur östlichen Gruppe gehört das Kafir, die Sprache der Amakosa, nebst dem Zulu, der Sprache der Zulukaffern, dann die am Sambesi hin gesprochenen Sprachen der Barotse, Bajeje, Maschona und die Sprachen der Küste von Sansibar: Kisuaheli, Kinika, Kikamba, Kihiau, Kipokomo; zu der mittlern Gruppe namentlich das Setschuana, die Sprache der Betschuana mit den Dialekten Sesuto, Serolong, Sehlapi, und das Tekeza, die Sprachen der Mankolosi, Matonga, Mahloenga umfassend; zur westlichen Gruppe das Otjiherero, die Sprache der Herero, ferner Bunda, Londa, Congo, Mpongwe, Dikele, Isubu, Fernando Po. Der zuerst von C. H. v. d. Gabelentz und Pott erkannte, von Bleek wissenschaftlich begründete verwandtschaftliche Zusammenhang dieser so weitverzweigten Sprachfamilie, der nach der Ansicht von Lepsius überdies als fernere Verwandte alle zentralafrikanischen Negersprachen beizuzählen sind, gehört zu den wichtigsten Entdeckungen der neuern Sprachwissenschaft. Die Verwandtschaft ist eine ebenso innige wie z. B. bei den indogermanischen Sprachen und bezieht sich ebensowohl auf die Wurzeln wie auf den sehr entwickelten Formenbau. Das Verbum ist nicht nur reich an verschiedenen Zeiten, sondern besitzt auch neben der positiven eine negative Form und eine Menge verschiedener Konjugationsarten. So bildet man im Kafir von tanda lieben: tandwa geliebt werden, tandisa lieben machen, zitanda sich lieben, tandana einander lieben, tandeka beliebt werden, tandatanda sehr lieben, tandisana einander lieben machen etc. Auch die Deklinationsformen sind sehr zahlreich; so gibt es im Kafir verschiedene Formen des Genitivs, einen doppelten Dativ, einen Komparativ, einen Instrumental, namentlich aber in