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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Barlaam und Josaphat; Bärlapp; Barlauf; Barläus; Bar le Duc; Barletta

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Barlaam und Josaphat - Barletta.

vatorklosters wurde. Der Kaiser Andronikos Paläologos sandte ihn 1339 nach Avignon, um eine Vereinigung der griechischen und römischen Kirche anzubahnen. Nach Konstantinopel zurückgekehrt, begann B. gegen die Hesychasten (s. d.) zu eifern. Als er aber vor einer Synode zu Konstantinopel 1341 unterlag, ging er nach Italien und trat 1342 zur römischen Kirche über, zu deren gunsten er noch mehrere Schriften verfaßte. Papst Clemens VI. verlieh ihm das Bistum Gerace im Neapolitanischen, wo er 1348 starb. B. war Astronom, Mathematiker und Kenner der alten Philosophie, und durch ihn ward der erste Same griechischer Wissenschaft wieder nach Italien gebracht. Viele wurden durch ihn angeregt; auch Petrarca gehörte zu seinen Schülern.

Barlaam und Josaphat, einer der verbreitetsten geistlichen Romane des Mittelalters, in welchem die Bekehrungsgeschichte des indischen Prinzen Josaphat durch den asiatischen Eremiten Barlaam erzählt wird. Der Inhalt ist kurz folgender: Avenier, ein indischer König, ist gegen die Christen. Von seinem Sohn Josaphat prophezeien die Wahrsager, daß er zum Christentum übergehen werde. Er wird daher in einem abgeschlossenen Palast zu aller heidnischen Weisheit auferzogen. Als er den Grund der Absperrung erfährt, verlangt er, ein kraftvoller Jüngling, mehr Freiheit. Sie wird ihm gewährt; es erscheint der weise Barlaam als Juwelier, deutet ihm als den kostbarsten Stein das Christentum aus und predigt dieses. Josaphat läßt sich taufen. Alle Mittel, ihn zurückzubringen, scheitern; bei großen Disputationen werden selbst die eifrigsten Heiden plötzlich bekehrt. Der Zauberer Theodas bringt schöne Weiber und Teufel herbei; Josaphat betet, bleibt standhaft, bekehrt sogar den Theodas. Avenier, der Vater, teilt das Reich mit seinem Sohn; dieser regiert christlich, baut Kirchen, ist und macht glücklich, während der Vater im Unglück fast untergeht. Endlich bekehrt der Sohn auch ihn. Als Avenier im Einsiedlerstand gestorben ist, legt Josaphat die Krone nieder, geht in die Wüste, kämpft mit Teufeln, findet seinen Barlaam, begräbt ihn und stirbt selbst als Heiliger. Dieser Roman beruht, wie Liebrecht (in Eberts "Jahrbuch" 1862) nachgewiesen hat, auf buddhistischen Quellen und stellt sich als eine christlich umschriebene, sehr genaue Schilderung des Lebens Buddhas dar. Der griechische Urtext, als dessen Verfasser der Patriarch von Antiochia, Johannes Damascenus junior (um 1090), genannt wird, wurde zuerst von Boissonade in dessen "Anecdota" (Bd. 4) herausgegeben und von Liebrecht ins Deutsche übersetzt (Münst. 1847). Doch war schon im Mittelalter der Roman in einer lateinischen Übersetzung vielfach verbreitet. Vinzenz von Beauvais verwebte die Geschichte in sein "Speculum historiale". Aus jener lateinischen Übersetzung flossen zunächst drei französische Bearbeitungen in Versen, vom anglonormännischen Trouvère Chardry im 13. Jahrh. (hrsg. von Koch, Heilbr. 1879), von Gui de Cambrai (hrsg. von Zotenberg und P. Meyer, Stuttg. 1864) und von Herbert, sowie einige Prosaübersetzungen und eine Bearbeitung von Girard (Par. 1642). Aus einem nordfranzösischen oder provençalischen Original ging im 14. Jahrh. die italienische "Storia de S. Barlaam" (zuletzt Rom 1816) hervor. Ebenfalls aus dem Lateinischen übertragen sind Juan de Arze Solorzanos "Historia de Barlaam y Josaphat" (Madr. 1608), eine um 1470 verfaßte böhmische Bearbeitung (Prag 1593) und eine polnische in Versen von Kulizewski (Krak. 1688). Antonio de Borgio übersetzte das Buch in die Tagalasprache auf den Philippinen (Manila 1712). Eine deutsche Bearbeitung lieferte Rudolf von Ems im 13. Jahrh. in seinem Gedicht "B. u. J." (hrsg. von Köpke, Königsb. 1818, und Pfeiffer, Leipz. 1843). Er dichtete es in ausdrücklicher Opposition "gegen Lug und Trug der weltlichen Aventuren", und um den Sieg des Christentums zu verherrlichen. Eine zweite deutsche Bearbeitung von einem unbekannten Verfasser ist nur in Bruchstücken bekannt geworden (durch Pfeiffer in Haupts "Zeitschrift für deutsches Altertum" 1841 und in "Forschung und Kritik", Wien 1863); eine dritte, noch ungedruckte von einem Bischof Otto aus dem 13. Jahrh. enthält die gräfliche Bibliothek zu Solms-Laubach. Aus dem Deutschen flossen eine isländische "Barlaams-Saga" sowie das schwedische Volksbuch "Barlaam och Josaphat" (15. Jahrh.; bearbeitet von Keyser und Unger, Christiania 1851). Vgl. Braunholtz, Die erste nichtchristliche Parabel des Barlaam (Halle 1884).

Bärlapp, Pflanzengattung, s. Lycopodium.

Barlauf, ein seit dem Aufblühen der Turnkunst besonders in Norddeutschland verbreitetes, von zwei einander gegenüberstehenden Parteien zu spielendes Lauf- und Fangspiel. Beschreibungen desselben befinden sich in Jahns "Turnkunst" und Guts Muths und Schettler: "Die Spiele" (6. Aufl., Hof 1883). Schon im Mittelalter und noch im 16. Jahrh. gab es ein Spiel: "die Barre laufen", von dem uns jedoch nichts Näheres bekannt ist.

Barläus, Kaspar (eigentlich van Baerle), holländ. Dichter und Geschichtschreiber, geb. 12. Febr. 1584 zu Antwerpen, studierte in Leiden Theologie, wurde 1609 Prediger zu Nieuwe Tonge und 1617 Professor der Logik in Leiden, aber infolge seiner Parteinahme für die Remonstranten 1619 wieder abgesetzt. Er studierte nun Medizin und gab Privatunterricht, bis er 1631 als Professor der Philosophie und Beredsamkeit an das neuerrichtete Athenäum zu Amsterdam berufen wurde, wo er 14. Jan. 1648 starb. B. übte im Umgang mit den bedeutendsten Geistern seiner Zeit, namentlich mit Hooft und Vondel, auf dieselben großen Einfluß aus. Seine eignen Gedichte, sowohl die lateinischen (Leid. 1631; am vollständigsten Amsterd. 1645-46, 2 Bde., u. öfter) als die wenigen holländischen (gesammelt das. 1651 u. 1653), sind anmutig, aber ohne hervorragende Bedeutung. Als Geschichtschreiber bewährte sich B. durch "Rerum per octennium in Brasilia gestarum historia" (Amsterd. 1647) und seine Beschreibung des glänzenden Empfanges der Maria von Medici im September 1638 zu Amsterdam: "Medicea hospes" (das. 1639). Seine "Orationes" erschienen zu Leiden 1632.

Bar le Duc, s. Bar, S. 348.

Barletta (das alte Barduli, im Mittelalter Barolum genannt), Kreishauptstadt in der südital. Provinz Bari, am Adriatischen Meer, unfern der Ofantomündung und an der Küsteneisenbahn, besitzt eine schöne Hauptkirche (aus dem 12.-14. Jahrh.), mehrere Paläste, ein großes Kastell (1537 unter Karl V. erbaut) und zählt (1881) 31,994 Einw. Auf der großen Piazza an der durch einen Molo mit Leuchtturm etwas geschützten Reede steht die im Meer gefundene berühmte kolossale Bronzestatue (des Kaisers Heraklios?), deren ursprüngliche Teile römische Arbeit zeigen. B. treibt ansehnlichen Handel mit den adriatischen Häfen und den Ionischen Inseln und führt Getreide, Wein, Branntwein, Mandeln, Öl, Weinstein, Süßholz, Wolle und Salz aus, welch letzteres in den ausgedehnten, 11 km nordwestlich von B. in der Provinz Foggia gelegenen Salinen gewonnen