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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bassompierre - Bassus.

B. c. war in der Regel beziffert und wurde von Cembalisten, Organisten oder den Lauten-, Theorbenspielern etc. in eine Akkordbegleitung verwandelt. B. c. und Generalbaß sind ursprünglich durchaus gleichbedeutend; erst später erhielt der B. c. die spezielle Bedeutung des (nicht bezifferten) Instrumentalbasses, der, sich fern haltend von der Imitation der andern Stimme, in gleichen Noten (Vierteln, Achteln) seinen eignen Gang nimmt (auch bei Instrumentalkompositionen).

Bassompierre (spr. -ssongpjähr), François de, franz. Marschall, geb. 12. April 1579 zu Haroué in Lothringen aus einer alten lothringischen Adelsfamilie, kam als 20jähriger Jüngling an den Hof Heinrichs IV., der ihn wegen seines liebenswürdigen Benehmens, seines Geistes und seiner Neigung zur Galanterie liebgewann und 1610 zum Staatsrat und Obersten eines Regiments erhob. Nach Heinrichs Ermordung gewann B. die Gunst der Königin Maria von Medici, die ihn 1614 zum Generalobersten der Schweizer ernannte, trat aber in dem Streite des Königs mit seiner Mutter auf die Seite des erstern und trug wesentlich zum Sturz der Königin bei. Zum Lohn erhielt B. 1622 den Marschallstab und wurde als Gesandter nach Spanien (1621), nach der Schweiz (1625) und nach England (1626) geschickt, wo er sich als ausgezeichneter Diplomat bewährte. Nach seiner Rückkehr erwarb er sich bei der Belagerung von La Rochelle und bei der Erstürmung des Passes von Susa (1629) Lorbeeren. Dennoch stürzten ihn das Mißtrauen und der Haß Richelieus, die er sich teils durch seine Verbindungen mit dem Herzog von Guise und mit der Prinzessin von Conti, entschiedenen Anhängern der Königin-Mutter, teils durch seine beißenden Witze zugezogen hatte. Infolgedessen mußte er in die Bastille wandern (23. Febr. 1631), und erst nach dem Tod Richelieus ward er 1643 befreit. Er starb 12. Okt. 1646. Von vollendeter Körperschönheit und gewandtem Geist, war B. das Musterbild eines französischen Hofmanns seiner Zeit. Dem Luxus, dem Spiel und der Liebe unmäßig frönend (er soll im Moment seiner Verhaftung über 6000 Liebesbriefe verbrannt haben), lebte er ganz dem Genuß des Augenblicks. Ein zärtliches Verhältnis mit der Prinzessin Luise Margarete von Lothringen-Guise, der Witwe des Prinzen von Conti, führte zu einem heimlichen Ehebündnis. Bassompierres gefängliche Einziehung brach das Herz der Fürstin; ein Sohn, die einzige Frucht dieser Ehe, starb bald nach dem Vater. Ein andrer Sohn Bassompierres, Ludwig, erzeugt mit Maria von Balsac, starb 1676 als Bischof von Saintes. B. hinterließ Memoiren ("Journal de ma vie", Köln 1665, 2 Bde.; neue Ausg. vom Marquis de Chantérac, Par. 1870-77, 4 Bde.), welche, in der Bastille geschrieben, ein interessanter Beitrag zur Geschichte der Jahre 1598-1631 sind, und einen Bericht über seine Missionen in Spanien, der Schweiz und England (1668, 4 Bde.).

Basso ostinato, s. Ostinato.

Bássora, Stadt, s. Basra.

Bassorabin, s. Perugummi.

Bassoragummi (Basragummi, Gummi von Tor, Pseudotragant), eine Drogue von unbekannter Abstammung, gleicht geringem bräunlichen Tragant, riecht schwach aromatisch, enthält Bassorin und Stärkemehl, löst sich in Wasser nicht vollständig, reagiert sauer, ist für den Handel bedeutungslos.

Bassorin C12H20O10 ^[C_{12}H_{20}O_{10}] findet sich in vielen Gummiarten, besonders im Bassoragummi, Tragant, Acajou- und Simarubagummi, und bleibt bei der Behandlung derselben mit Wasser zurück; es ist farblos, durchscheinend, spröde, geruch- und geschmacklos, quillt in Wasser auf, ohne sich wie das Arabin (s. Gummi arabicum) zu lösen, wird aber durch Alkalien in ein lösliches Gummi und durch Säuren zum Teil in Zucker übergeführt.

Basso ripieno (ital., Ripienbaß), eine Baßstimme, die nur in den Tutti mitspielt, bei Solostellen aber schweigt.

Bassotti (ital.), eine Art Makkaroni.

Baß Rock, Felseneiland an der Ostküste Schottlands, North Berwick (s. d.) gegenüber, 107 m hoch, von einem alten Turm gekrönt, der früher als Staatsgefängnis diente und nur mit Leitern und Tauen zugänglich ist. Die Insel ist unbewohnt, aber die außerordentliche Menge von Seevögeln (besonders Sula Bassana), welche hier nisten, zieht häufig Jagdliebhaber hierher.

Baßschlüssel, s. Schlüssel.

Baßstimme (ital. Basso, franz. Basse-contre), die tiefere Männerstimme, die tiefste der vier Hauptgattungen der menschlichen Stimme, deren Umfang im allgemeinen für den Chor vom großen F bis zum eingestrichenen f angenommen werden kann, wiewohl Stimmen, die des großen C, des Kontra-H und B mächtig sind, nicht zu den Seltenheiten gehören. Der Klang der B. ist kernig und voll, ihr Charakter ernst, würdig, gebieterisch und feierlich, wiewohl sie auch für Komisches und Humoristisches mit Effekt verwendet werden kann. Wie bei den übrigen Stimmgattungen, gibt es auch bei der B. Abstufungen, und man unterscheidet hohen Baß (Bariton) und tiefen Baß; der letztere hat den Normalumfang von F bis es¹, der erstere von A bis fis¹. Schneller laufende Figuren darf man in der tiefsten Lage nicht verwenden, da sie undeutlich werden, während sie in der mittlern und höhern Lage von gewaltiger Wirkung sein können. Übrigens sind in charaktervoller Behandlung der B. unstreitig die ältern Meister den neuern überlegen; Händel und Seb. Bach stehen hier am höchsten, und die Recitative des Heilandes in Bachs Matthäus-Passion sind vielleicht das Größte, was je für den Baß geschrieben worden ist. Das gelungenste humoristische Bild in diesem Kreis ist Mozarts "Osmin".

Baßstraße, die Meerenge zwischen der Südküste von Australien (Victoria) und Tasmania. Durch zwei von der West- und Ostspitze dieser Insel nach N. streichende Inselreihen wird sie bedeutend verengert: im W. die Huntersinseln, von ihnen durch die Huntersstraße getrennt die große Kingsinsel; im O., von Tasmania durch die Banksstraße getrennt, die Clarke-, Cape Barren- und Flindersinsel sowie die Kentsgruppe, von welcher sich verstreute Felseninseln bis zum Festland hinziehen. Die Straße ist indes völlig sicher und durch sehr regen Schiffsverkehr außerordentlich belebt; auch ist in ihr ein telegraphisches Kabel zwischen Victoria und Tasmania gelegt worden. Entdeckt wurde die B. 1797 durch Baß, dann 1798 von diesem mit Flinders durchfahren; 1838 machte Wickham eine genaue Aufnahme derselben, die durch Vermessungen in den letzten Jahren vervollständigt worden ist.

Bassum, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Hannover, Kreis Syke, an der Linie Hamburg-Köln der Preußischen Staatsbahn, mit einem Amtsgericht, einem Fräuleinstift (ursprünglich ein vom heil. Ansgar gegründetes Kloster), einer Stiftskirche und (1880) 696 Einw.

Bassus, Gnostiker im 2. Jahrh., angeblich ein Schüler des Cerinthus und Valentinus, wahrschein-^[folgende Seite]