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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bayonne; Bayonner Konvention; Bayonner Zusammenkunft; Bayou; Baypur; Bayreuth

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Bayonne (in Nordamerika) - Bayreuth

Adour, welche, meist von span. und port. Juden bewohnt, 1857 mit der Gemeinde B. vereinigt wurde. Eine Citadelle mit vier Bastionen, von Vauban 1674‒79 erbaut und seit 1814 noch verstärkt, auf einer Anhöhe der Vorstadt, bestreicht den durch zwei lange Mauern vor Überschwemmung gesicherten Hafen und die Stadt und trägt, da sie niemals erobert worden ist, am Eingänge die Inschrift: «Nunquam polluta» («niemals entehrt»). Die schönste Kirche, am Ende der Hauptverkehrsader (der Rue Victor Hugo) gelegen, ist die 1213 angefangene Kathedrale, an deren Vollendung seit 1847 wieder gearbeitet wird. Vor derselben steht eine kleine Fontäne. B. ist Sitz eines Bischofs, eines Handelsgerichts, einer Handelskammer, des Stabes der 36. Infanteriedivision, einer Filiale der Bank von Frankreich, hat eins der schönsten Arsenale Frankreichs, das 50000 Gewehre und 20000 Säbel aufnehmen kann, Militärhospital mit 800 Betten, Bibliothek von 10000 Bänden, theol. Seminar, Seemannsschule, Cirkus für Stiergefechte, welche alljährlich im September abgehalten werden, ein Theater und zwei Zeitungen sowie prachtvolle Quais und schöne Promenaden. Der Hafen kann Schiffe von 4 bis 5 m Tiefgang aufnehmen, hat aber wegen der Barre des Adour und der starken Brandung einen äußerst schwierigen Zugang, an dessen Verbesserung man lange Zeit vergeblich gearbeitet hat. Statt der alten, vom Meere überall angegriffenen Steinmolen hat man jetzt Molen aus gegossenen Eisenröhren, die mit Mörtel gefüllt sind und deren Zwischenräume mit beliebig fortzunehmenden Schützen geschlossen sind. In Tracht und Sitten erinnert die Bevölkerung vielfach an das benachbarte Spanien, namentlich ist in der niedern Volksklasse das bask. Gepräge wie die bask. Sprache vorherrschend. B. treibt beträchtlichen Handel mit Spanien und Portugal (mit welchen Ländern es in Dampfbootverbindung steht) sowie mit Frankreich selbst. Die Schiffahrt ist hauptsächlich auf Schellfisch- und Walfischfang gerichtet. Mastbäume und anderes Schiffbauholz aus den Pyrenäen werden nach Brest und mehrern Häfen Frankreichs ausgeführt, vortreffliche Weine und Schokolade ins westl. Europa. Berühmt sind die Bayonner Schinken. Außerdem wird betrieben Branntwein-, Weinstein-, Leder-, Leinwandfabrikation und Zuckerraffinerie, Glasfabrikation, Ankerschmiederei und Schiffbau. Konsulate haben in B.: Belgien, Chile, Costa-Rica, Dänemark, Ecuador, Guatemala, Mexiko, Niederlande, Peru, Portugal, Spanien, San Salvador, Türkei und Venezuela.

B., das alte Lapurdum im Lande der Tarbelli, war schon im 3. Jahrh. Festung und Handelsplatz, seit dem 4. Jahrh. Bischofssitz und stand abwechselnd unter den Römern, Westgoten, Basken, Franken und Normannen. Die Herzöge von Gascogne, durch die gegen Ende des 10. Jahrh. die Normannen vertrieben wurden, begünstigten den Ort durch Privilegien. B. fiel 1153 nebst Guyenne an England, unter dessen Herrschaft sich seine Freiheiten und sein Wohlstand außerordentlich mehrten. Ein Matrosenstreit zu B. veranlaßte 1292 einen engl.-franz. Krieg. Seit der Eroberung durch Dunois 21. Aug. 1451 blieb die Stadt bei Frankreich. Hier fand 1565 die Bayonner Zusammenkunft (s. d.) statt. Seit 1674 wurde die Stadt, als Schlüssel zu den Pässen der Westpyrenäen, nach Vaubans Plan neu befestigt und völlig dem Militärgouvernement unterworfen. Wie schon am Ende des 15. Jahrh., trat auch 1684 eine Versandung der Adourmündung ein, die über 40 Jahre lang den Seeverkehr störte. Indes verfielen Handel und Industrie immer mehr, und die Bevölkerung wanderte teilweise aus. Erst als 1784 B. zum Freihafen erklärt und zum Handel nach Amerika autorisiert worden, blühte es rasch wieder auf. Im April und Mai 1808 fanden im Schlosse Marrac zwischen Napoleon und der span. Königsfamilie jene Zusammenkünfte statt, in welchen letztere zur Verzichtleistung auf die span. Krone überredet und gezwungen wurde. Gleichzeitig ward hier 10. Mai 1808 die Bayonner Konvention zwischen dem Großherzogtum Warschau und Frankreich unterzeichnet. 1814 wurde B. nach dem Rückzuge Soults von den Engländern eingeschlossen, doch gelang es den Franzosen unter Thouvenot, in einem glücklichen Ausfall den General Hope gefangen zu nehmen. Während der span. Bürgerkriege war B. seit 1833 der stete Zufluchtsort span. Emigranten. In B. soll 1640 das nach der Stadt benannte Bajonett (s. d.) erfunden worden sein. – Vgl. Balasque und Dulaurens, Études historiques sur la ville de B. (3 Bde., Bayonne 1862‒75).

Bayonne (spr. bäjónn), Stadt im County Hudson des nordamerik. Staates Neujersey, zwischen der Neuyorkbai und der Newarkbai, gegenüber Staaten-Island, nahe bei Jersey City, hat (1890) 19033 E., chem. Fabriken und Petroleumraffinerien.

Bayonner Konvention, s. Bayonne (franz. Stadt).

Bayonner Zusammenkunft, eine Begegnung Katharinas von Medici (s. d.) mit ihrer Tochter Elisabeth von Spanien, Gemahlin Philipps Ⅱ., und dem Herzoge von Alba, im Juni und Juli 1565. Katharina und Alba sollten hier gemeinsam Anschläge gegen die Protestanten, nach manchen sogar die Bartholomäusnacht von 1572 verabredet haben; doch hatte Katharina nur ihr Ansehen durch die von ihr gesuchte Konferenz stärken und ihre Freundschaft mit Spanien befestigen wollen; aber der so erweckte Argwohn der prot. Welt zog sie wider Willen in neue innere Bewegungen hinein, und die B. Z., anstatt Frieden und Sicherheit zu stiften, entzündete den Weltkrieg. – Vgl. Marcks, Die Zusammenkunft von Bayonne (Straßb. 1889); Hilliger, Katharina von Medici und die Zusammenkunft in Bayonne 1565 (1891).

Bayou (spr. beiu), in den südl. Staaten von Nordamerika Bezeichnung eines nicht schiffbaren Nebenarms eines Flusses.

Baypur (Bepur), ind. Stadt, s. Malabar.

Bayreuth. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberfranken, hat (1890) 27423 (13157 männl., 14266 weibl.) E., 70 Gemeinden mit 374 Ortschaften. – 2) Hauptstadt des bayr. Reg.-Bez. Oberfranken, des Bezirksamtes B. und des ehemaligen Fürstentums B., in 332 m Höhe, am Roten Main, in schöner Gegend, an den Linien Weiden-Neuenmarkt und B.-Schnabelwaid (18,20 km) der Bayr. Staatsbahnen, ist Sitz der königl. Kreisregierung, eines prot. Konsistoriums, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Bamberg) mit 10 Amtsgerichten (B., Berneck, Hollfeld, Kulmbach, Pegnitz, Pottenstein, Stadtsteinach, Thurnau, Weidenberg, Weismain) und Kammer für Handelssachen, eines Bezirksamtes, Bezirksbergamtes,

^[Abb: Wappen von Bayreuth]