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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Beerberg - Beerseba.

italienischen Reise 1826 dichtete er die "Elegien aus Genua", die ausgezeichnetsten unter seinen lyrischen Poesien. Das Jahr 1827 verlebte er größtenteils in München, wo er seine Tragödie "Struensee" (Stuttg. 1827; neue Ausg., Leipz. 1871), seine formell vollendetste dramatische Arbeit, verfaßte, zu der sein Bruder Jakob (der bekannte Komponist Meyerbeer) eine vorzügliche Musik schrieb. Die Tragödie steht in der Mitte zwischen den Iambentrauerspielen der 20er Jahre und den spätern charakteristisch-realistischen dramatischen Anläufen, enthält auch einzelne große Momente und Züge, vermag aber für den Helden nicht zu gewinnen. Beers letzte Tragödie: "Schwert und Hand" (1831), ist in Bezug auf Charakterzeichnung und dramatisches Interesse weit schwächer und fand so wenig Beifall wie sein Lustspiel "Nenner und Zähler". B. starb 22. März 1833 in München. Seine "Sämtlichen Werke" gab Eduard v. Schenk mit einer Biographie heraus (Leipz. 1835). Von dem bescheiden-liebenswürdigen Wesen des Dichters zeugt sein "Briefwechsel mit Immermann und Schenk" (hrsg. von letzterm, Leipz. 1837).

3) Adolf, österreich. Geschichtschreiber, geb. 27. Febr. 1831 zu Proßnitz in Mähren, studierte 1849-51 zu Berlin, dann zu Heidelberg, Prag und Wien, war 1853-57 Gymnasiallehrer in Czernowitz, Wien und Prag, 1857 Professor der österreichischen Geschichte an der Rechtsakademie zu Großwardein, 1858-68 Professor an der Handelsakademie zu Wien und ist seit 1868 ordentlicher Professor an der technischen Hochschule in Wien. Bei den organisatorischen Arbeiten im Unterrichtsrat, bei dem Volksschulgesetz vom Jahr 1869, der Reorganisation der Realschulen beteiligt, trat B. als Hofrat unter Hasner und Stremayr ins Unterrichtsministerium, legte diese Stelle aber nach dem Sturz des Bürgerministeriums 1870 nieder und ließ sich 1873 zum Mitglied des Abgeordnetenhauses des Reichsrats wählen, in dem er der Verfassungspartei angehört. Seit Mai 1873 ist B. korrespondierendes Mitglied der Wiener, seit 1871 auswärtiges Mitglied der Leidener Akademie. Ausgebreitete Reisen durch die Hauptländer Europas dienten historischen Studien und der Kenntnisnahme des Unterrichtswesens. Als Geschichtschreiber hat sich B. namentlich um die Zeit Maria Theresias und Josephs II. verdient gemacht. Außer mehreren Abhandlungen in dem "Archiv für österreichische Geschichte" und in Sybels "Historischer Zeitschrift" veröffentlichte B.: "Geschichte des Welthandels" (Wien 1860-84, 3 Abtlgn. in 4 Bdn.); "Die Fortschritte des Unterrichtswesens in den Kulturstaaten Europas" (mit Hochegger, das. 1867-68, 2 Bde.); "Aufzeichnungen des Grafen W. Bentinck über Maria Theresia" (das. 1871); "Die erste Teilung Polens" (das. 1873, 3 Bde.); "Joseph II., Leopold II. und Kaunitz; ihre Briefwechsel etc." (das. 1873); "Friedrich II. und van Swieten" (Leipz. 1873); "Leopold II., Franz II. und Katharina von Rußland. Ihre Korrespondenz etc." (das. 1873); "Die Finanzen Österreichs im 19. Jahrhundert" (Prag 1877); "Zehn Jahre österreichischer Politik 1801-1810" (Leipz. 1877); "Der Staatshaushalt Österreich-Ungarns seit 1868" (Prag 1881); "Die orientalische Politik Österreichs seit 1774" (das. 1883).

4) August, Mathematiker und Physiker, geb. 31. Juli 1825 zu Trier, studierte in Bonn, habilitierte sich 1850, wurde 1855 außerordentlicher und 1857 ordentlicher Professor der Mathematik in Bonn und starb 18. Nov. 1863. Beers Hauptthätigkeit war der Theorie des Lichts gewidmet, welche er in seinem damals epochemachenden Werk "Einleitung in die höhere Optik" (Braunschw. 1853; 2. Aufl., bearbeitet von V. v. Lang, 1882) im Zusammenhang darlegte. Er schrieb noch: "Einleitung in die Elektrostatik, die Lehre vom Magnetismus und der Elektrodynamik" (Braunschw. 1865); "Einleitung in die mathematische Theorie der Elastizität und Kapillarität" (Leipz. 1869).

Beerberg (Großer), höchster Gipfel des Thüringer Waldes, nördlich von Suhl, auf gothaischem Gebiet gelegen, 984 m hoch, ein breiter und ausdrucksloser, dazu dicht bewaldeter Flachkopf, der keine Aussicht gewährt und daher nicht besucht wird. Die 1884 eröffnete Eisenbahn Plaue-Ritschenhausen durchbricht ihn in einem Tunnel von 3 km Länge. Nordöstlich, durch eine tiefe Schlucht davon getrennt, liegt der vielbesuchte Schneekopf.

Beerbhoom, s. Birbhum.

Beerdigung, s. Totenbestattung.

Beere (lat. Bacca), mehr oder minder fleischige und saftige, im Zustand der Reife nicht aufspringende Frucht, bei der die innern Schichten des Fruchtgehäuses ebenfalls aus fleischigem oder saftigem Gewebe bestehen, während die äußern Schichten derselben derber sind, zum Unterschied von der Steinbeere oder Steinfrucht, bei welcher der innere Teil hart und trocken ist, wie bei der Kirsche. Beeren sind z. B. die Früchte der Weinrebe, der Stachel- und Johannisbeere, des Nachtschattens etc. Die B. ist bald ein-, bald mehrfächerig, bald ein-, bald zwei-, drei-, bald vielsamig. Ihr saftiges Zellgewebe wird entweder vorzugsweise vom Fruchtgehäuse und von den Scheidewänden oder hauptsächlich vom Samenträger, wie z. B. beim Nachtschatten (Solanum), gebildet, oder es besteht vornehmlich aus einem erst während des Reifens innerhalb der Fruchtfächer erzeugten neuen Zellgewebe (Fruchtbrei, pulpa), wie bei der Gurke und Zitrone. Oft nennt man im gewöhnlichen Sprachgebrauch eine Frucht B., welche im botanischen Sinn keine solche ist, wie z. B. die Erdbeere, bei welcher der größere Teil der aufgeschwollene und saftig gewordene Fruchtboden ist, in welchem die kleinen Früchte stecken, oder wie die Maulbeere, welche einen ganzen Blütenstand darstellt, indem die Perigone der kleinen Blüten eine fleischige Masse bilden, in welcher erst die kleinen, nußartigen Früchte eingesenkt liegen. Derartige Früchte und Fruchtstände heißen Scheinbeeren. Dagegen ist im botanischen Sinn manche Frucht eine B., welche der gewöhnliche Sprachgebrauch nicht so nennt, z. B. der Granatapfel, die Kürbis- und Gurkenfrucht u. a.

Beerenblau, der blaue Farbstoff, welcher sich in vielen blauen Beeren, z. B. in Heidelbeeren, findet, durch Säuren rot, durch Alkalien grün wird, und den man bisweilen in der Färberei benutzt.

Beerentang, s. Sargassum.

Beerenzapfen (lat. Galbulus), Fruchtzapfen der Nadelhölzer, welcher, anstatt zu verholzen, ein weiches, saftiges Gewebe bekommt und dadurch einer echten Beere äußerlich gleicht, wie beim Wacholder.

Beerenzwetsche, s. Chrysobalanus.

Beeresche, s. v. w. Sorbus aucuparia.

Beerfelden, Stadt in der hess. Provinz Starkenburg, Kreis Erbach, (400 m ü. M.), mit Amtsgericht, ev. Pfarrkirche, Tuchmacherei und (1880) 3187 Einw. In der Nähe das hoch gelegene gräflich Erbachsche Jagdschloß Krähenberg mit Wildpark.

Beergelb, s. Gelbbeeren.

Beergrün, s. v. w. Saftgrün.

Beermelde, s. Blitum.

Beerschwamm, s. Frambösie.

Beerseba, s. Bersaba.