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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Beerweine; Beeskow; Beet; Beetbau; Beethoven

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Beerweine - Beethoven

merstätte Chirbet Bir es-Seba', 48 km südwestlich von Hebron; sie hat noch drei sichtbare Brunnen (hebr. Beer, arab. Bir^[Bīr]), von denen zwei an gutem Wasser reich sind, und ausgedehnte Ruinen.

Beerweine, die durch Gärung reifer Beerenfrüchte (der Heidelbeeren, Johannisbeeren und Stachelbeeren, Himbeeren, Preißelbeeren, Brombeeren sowie der Erdbeeren) erzeugten weinartigen Getränke. Zu ihrer Darstellung verwendet man nur vollkommen reife Beerenfrüchte; von überreifen oder zum Teil faulen Früchten erhält der Wein meist einen Beigeschmack und wird trübe. Die Beeren werden möglichst bald nach der Ernte ausgepreßt, und dem Safte je nach dem Säuregrade, der mit Ausnahme der Brombeere gewöhnlich zu hoch ist, eine entsprechende Menge Wasser und Zucker hinzugesetzt. Häufig giebt man vor der Gärung auf den Hektoliter einige Pfund zerstampfte Rosinen oder Cibeben zu, um den Geschmack zu verbessern. Bei der Gärung, die am besten bei 18-20° C verläuft, hält man zur Verhinderung der Essigbildung die Luft sorgfältig von der Oberfläche ab, indem man die zu neun Zehntel gefüllten Fässer verspundet und in den Spund ein Glasrohr einsetzt, dessen nach abwärts gebogenes Ende in ein Gefäß mit Wasser mündet. Nach Beendigung der Gärung (nach ungefähr 4-6 Wochen) beginnt der Wein klar zu werden und wird nun in ein gut gereinigtes, schwach geschwefeltes Faß abgefüllt und mindestens ein Jahr gelagert. Zur Darstellung von Beerensekt (Beerchampagner) setzt man dem vergorenen klaren Wein vor dem Einfüllen in Flaschen 16 g Zucker auf das Liter und eine Spur Hefe zu und behandelt ihn ähnlich wie echten Champagner. Mitunter wird auch der fertige Wein nur mit Kohlensäure imprägniert. Sorgfältig bereitete B. gewinnen bei längerm Lager erheblich an Feinheit und Würze und werden echten Traubenweinen sehr ähnlich; so nehmen z. B. starke Johannisbeer- und Stachelbeerweine mit der Zeit fast den Charakter von Südweinen (Portwein, Sherry u. dgl.) an. Die Fabrikation der B. hat in den letzten 10 Jahren in Deutschland einen großen Aufschwung genommen. Hauptsächlich ist es der Heidelbeerwein (Beerwein oder Rotbeerwein im engern Sinne), dessen Fabrikation auf Anregung des Pfarrers Frank im Spessart zuerst im großen Maßstabe von der Firma J.^[oder I.; nicht eruierbar] Fromm in Frankfurt a. M. betrieben wurde und jetzt auch in Sachsen (speciell in Dresden) und Thüringen aufgenommen ist (jährliche Produktionsmenge annähernd 300000 l). Infolge seines Gehalts an Gerbsäure findet derselbe, wo Billigkeit geboten ist, wie in Lazaretten, als verdauungsstärkend Verwendung. (Vgl. Barth, Die Obstweinbereitung mit besonderer Berücksichtigung der Beerenobstweine, Stuttg. 1887.) - Beerwein ist auch eine Art der Traubenweine (s. Weinlese).

Beeskow, Kreisstadt im Kreis Beeskow-Storkow des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, 29 km im SW. von Frankfurt a. O., an der hier schiffbaren Spree und der Nebenlinie Grunow-B. (8,65 km) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 3821 E., darunter 65 Katholiken und 53 Israeliten, in Garnison die 3. und 5. Eskadron des 1. brandenb. Ulanenregiments Nr. 3 Kaiser Alexander II. von Rußland, Post und Telegraph, Landratsamt, Amtsgericht (Landgericht Frankfurt a. O.), Liebfrauenkirche aus dem 13. Jahrh., Reste alter Befestigungen; ferner eine bedeutende Stärkefabrik, sowie Dampfmahl- und Schneidemühle. Die Herrschaft B. wurde 1368 durch Karl IV. Böhmen unterworfen und kam 1558 an Kurbrandenburg.

Beeskow-Storkow, Kreis (Landratsamt in Beeskow) im preuß. Reg.-Bez. Potsdam, hat 1246,31 qkm, (1890) 43561 E., 3 Städte, 118 Landgemeinden und 66 Gutsbezirke.

Beet, s. Blumenbeet.

Beetbau oder Beetpflügen, Bezeichnung für eine Bearbeitung des Feldes mit dem Beetpfluge, welcher ein feststehendes Streichbrett besitzt. Die Beete werden durch Auseinander- oder Zusammenpflügen geschaffen, und indem man damit abwechselt, läßt sich die gleiche Wölbung derselben erhalten. Schmale Beete werden aus 4-8 Furchen, breite von 10 bis 20 und mehr Furchen gebildet. Ursprünglich sollten die Wölbungen der Beete und die zwischen denselben befindlichen Furchen zu große Nässe von den angebauten Feldern abhalten, dieser Zweck läßt sich aber sicherer durch Drainage erreichen. Nachteile der Beete sind, daß auf den Beetrücken die fruchtbare Ackerkrume allmählich angehäuft wird, um so mehr, je schmäler sie sind, weshalb man heute möglichst breite Beete vorzieht.

Beethoven, Ludw. van, der größte neuere deutsche Tondichter, geb. 16. Dez. 1770 in Bonn, wo sein Großvater Ludwig van B. Kapellmeister, sein Vater Johann van B. Tenorist in der kurfürstl. Kapelle war, zeigte früh ein auffallend musikalisches Talent. Seine Schulbildung erhielt B. auf dem Bonner Tirocinium. Unter seinen ersten musikalischen Lehrern ragt der Opernkomponist und Musikdirektor Neefe hervor, der das große Talent des Knaben sofort erkannte und in außerordentlichster Weise förderte. Durch ihn wurde B. bereits 1783 (in Cramers Magazin) der musikalischen Welt als zweiter Mozart vorgestellt, auf seine Veranlassung erhielt er 1785 sein erstes Amt als zweiter Hoforganist. Neefe vermittelte auch die Herausgabe seiner Kompositionen. 1787 ging B. nach Wien, um Mozarts Schüler zu werden. Die Krankheit der Mutter, die bald auch starb, rief ihn zurück. 1792 schickte ihn der Kurfürst zum zweitenmal nach der Kaiserstadt und in die Lehre zu J. Haydn. Außer bei Haydn fand B. bei Schenk, dem Komponisten des "Dorfbarbier", Unterweisung, auch machte er nach Haydns Abreise nach England 1794 bei Albrechtsberger einen theoretischen Kursus durch und erhielt von Salieri noch Anleitung zur Gesangskomposition. Durch die Empfehlungen des Kurfürsten wurde er in die aristokratischen Kreise eingeführt. Der Fürst K. Lichnowski nahm ihn in sein Haus, Graf Rasumowski stellte ihm sein Quartett, Fürst Lobkowitz seine Kapelle zur Verfügung. So wurde B. bald heimisch in Wien, das er mit Ausnahme einer Reise nach Prag und Berlin (1796) und einer Badereise nach Teplitz (1812) nicht wieder verließ. Den Sommer brachte er gewöhnlich in der Nähe von Wien auf dem Lande zu, wo er im ungestörten Genuß der freien Natur, die er leidenschaftlich liebte, Erholung und Anregung fand.

Hatte B. bald nach seiner Ankunft in Wien als Virtuose den ersten Platz eingenommen, den er auch, namentlich durch sein geniales freies Phantasieren, behauptete, solange er als Klavierspieler sich hören ließ, so trat er gleich mit dem ersten größern Werke, das er veröffentlichte, drei Klaviertrios, 1795 ebenbürtig und vollberechtigt in die erste Reihe der großen Komponisten. Von da an gab eine lange Reihe mannigfacher Kompositionen Zeugnis von der steti-^[folgende Seite]