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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Beiname - Beira (Provinz)

vier, beim Menschen nur die beiden untern Extremitäten, im Gegensatz zu den obern, den Armen. Das B., welches eine feste und dennoch bewegliche Tragstütze für das Gewicht des Stammes bildet, besteht aus dem Oberschenkel, Unterschenkel und Fuß. Ersterer hat einen einzigen Knochen, den längsten und stärksten des ganzen Skeletts, den Oberschenkelknochen (os femoris), welcher durch seinen kugeligen, überknorpelten Kopf in dem Pfannengelenk des Beckens befestigt ist und an seinem untern Ende durch zwei starke überknorpelte Knorren im Knie mit der Kniescheibe die Verbindung mit dem Unterschenkel im Kniegelenk vermittelt. Der Unterschenkel besteht aus zwei langröhrigen Knochen, dem starken Schienbein (tibia) und dem viel dünnern Wadenbein (fibula), von denen jedes nach unten in einen der Knöchel ausläuft, welche gabelförmig das Gelenk der Fußwurzel eng umfassen. Diese, welche den größten Bestandteil, und zwar die ganze hintere Hälfte des Fußskeletts bildet, besteht aus sieben kurzen und dicken Knochen, aus dem mit dem Unterschenkel artikulierenden Sprungbein, dem Fersenbein, Kahnbein, den drei Keilbeinen und dem Würfelbein, welche in Verbindung mit den fünf Mittelfußknochen ein Gewölbe darstellen, auf dessen höchstem Punkte die Last des Körpers ruht und welches sich mit nur drei Punkten auf den Boden stützt: mit dem Höcker des Fersenbeins sowie mit dem Köpfchen des ersten und fünften Mittelfußknochens. (S. Tafel: Das Skelett des Menschen, Fig. 1, 46‒55; 2, 35‒47.) Die Wölbung des Fußgelenks, welche für die Elasticität des Ganges von großer Bedeutung ist, wird hauptsächlich durch die Spannung eines kräftigen Bandapparats erhalten; nur bei krankhafter Erschlaffung desselben giebt die Wölbung nach (der sog. Plattfuß, s. d.). An die Mittelfußknochen schließen sich die einzelnen Zehen an, die nicht zur Unterstützung des Körpers verwandt werden, aber für die Balancierfähigkeit, namentlich beim Gehen, sehr wichtig sind. Entsprechend seiner Bedeutung als Bewegungsorgan besitzt das B. einen mächtig entwickelten Muskelapparat. Vorn am Oberschenkel liegen die starken Strecker des Unterschenkels, welche zu einer gemeinsamen, an der Kniescheibe befestigten Strecksehne verschmelzen; an der innern Seite die sog. Zuzieher, welche die beiden B. einander nähern; an der hintern Seite die Beuger des Kniegelenks, nach hinten und außen endlich die Gesäßmuskeln, welche den Oberschenkel teils im Hüftgelenk strecken, teils nach außen rollen. Am Unterschenkel springen besonders die kräftigen Wadenmuskeln hervor, welche sich mittels einer gemeinsamen Sehne, der Achillessehne, am Fersenbein befestigen und den Fuß strecken. (s. Tafel: Die Muskeln des Menschen, Fig. 1, 35‒45; 2, 36‒49 und Die Bänder des Menschen, Fig. 2, 3, 4 und 9.)

Die Pulsadern der B. stammen von der großen Schenkelpulsader (arteria femoralis), welche unter dem Leistenband an der vordern obern Fläche des Oberschenkels deutlich pulsierend zu fühlen ist und sich unterhalb der Kniekehle in die vordere und hintere Schienbeinpulsader teilt (s. Tafel: Die Blutgefäße des Menschen, Fig. 1, 11‒17; 2, 27‒31), die Nerven hauptsächlich vom großen Hüftnerven (nervus ischiadicus), dem breitesten und stärksten Nerven des menschlichen Körpers, welcher durch den großen Hüftbeinausschnitt die Beckenhöhle verläßt, an der Hinterseite des Oberschenkels verläuft und sich gleichfalls in der Kniekehle in seine beiden Endäste teilt, in den Wadenbein- und den Schienbeinnerven. An der vordern Fläche des Oberschenkels verläuft der Schenkelnerv (nervus cruralis), welcher verschiedene Haut- und Muskeläste und die innere Gegend der Wade abgiebt. (S. Tafel: Die Nerven des Menschen, Fig. 3, 5‒17.) Verletzungen der großen Schenkelpulsader durch Stich-, Schnitt- oder Schußwunden können schnell durch Verblutung zum Tode führen und erheischen deshalb bis zum Eintreffen ärztlicher Hilfe sofortiges energisches Aufdrücken des Daumens auf die Wunde oder festes Umschnüren des Gliedes vermittelst Tücher, Binden oder elastischer Gurte oberhalb der verletzten Stelle. ^[Spaltenwechsel]

Krumme B. nennt man im gewöhnlichen Leben sowohl die krankhaften Verkrümmungen des Oberschenkels wie der Unterschenkelknochen als auch die abnorme winklige Stellung derselben zueinander. Die häufigste Ursache derartiger Verkrümmungen und Knickungen sind schlecht geheilte Knochenbrüche (s. d.) sowie die Englische Krankheit (s. d.), viel seltener ist die wirkliche Knochenerweichung (s. Osteomalacie). Die gewöhnlichsten Formen der Verkrümmung sind das sog. X-Bein oder Bäckerbein (genu valgum) sowie das O-Bein oder Säbelbein (genu varum, s. Bäckerbein).

Beiname, s. Personenname.

Beinarbeiten, s. Knochenbearbeitung.

Beinbrech, örtliche Bezeichnung für gewisse Kalktuffe, die durch Inkrustation von Pflanzen entstanden und daher reich an Pflanzenabdrücken sind.

Beinbruch, s. Knochenbrüche.

Beinfäule, s. Knochenfraß.

Beingeschwüre, s. Krampfader.

Beinglas, s. Milchglas.

Beinhaut, s. Knochen.

Beinhautentzündung (Periostitis), s. Knochenhautentzündung.

Beinholz, s. Lonicera.

Beinschienen, Teil der Rüstung (s. d.), im Altertum zum Schutz des Schienbeins vom Knöchel bis zum Knie. Die Römer schützten nur das Bein, welches im Kampfe vorgesetzt wurde: bei den Wurfspießwerfern und Bogenschützen das linke, bei dem Schwerbewaffneten das rechte. Im Mittelalter bestand der Schutz des Beines aus den eigentlichen A., außerdem aus den Kniestücken und aus den Dielingen (Schenkelschienen). Die Stücke waren anfangs aus Leder, später aus Eisenblech.

Beinschwarz oder Elfenbeinschwarz, feingepulverte Knochenkohle, wie sie bei der Herstellung der in der Zuckerbereitung gebrauchten körnigen Knochenkohle als Abfall erhalten wird. Man benutzt das B. besonders bei der Bereitung der Stiefelwichse. Das im Preise bedeutend höher stehende echte Elfenbeinschwarz, durch Verkohlen von Elfenbeinabfällen und feines Mahlen erhalten, wird nur als Malerfarbe benutzt.

Beinwell, Pflanzenart, s. Symphytum.

Beipur (Bepur), ind. Stadt, s. Malabar.

Beĭra, frühere Provinz Portugals zwischen Spanien und dem Atlantischen Ocean im W., Douro im N., Tajo im S., hatte 23943 qkm und (1890) 1461834 E. B. zerfällt gegenwärtig in die 5 Verwaltungsbezirke: Coimbra, Aveiro, Vizeu, Guarda und Castello Branco. Das Volk unterscheidet aber nach wie vor: 1) B. Alta oder Ober-Beira (Vizeu), 2) B. Baixa oder Unter-Beira (Guarda und Castello Branco) und 3) B. Mar, den flachen