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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bekrönung - Belagerungsmünzen

zündung und Kongestion der Lungen, durch Anfüllung der Brusthöhle mit Wasser, Blut oder Luft, durch organische Fehler des Herzens sowie bei starker Anfüllung des Magens und übermäßiger Gasansammlung im Darmkanal. Ferner entsteht die B. dann, wenn die einzuatmende Luft entweder zu sehr verdünnt (z. B. auf sehr hohen Bergen) oder auch durch Kompression zu sehr verdichtet (z. B. in der Taucherglocke) ist. Bisweilen wird das Gefühl der B. auch durch eine psychische Affektion, insbesondere durch deprimierende Gemütsbewegungen veranlaßt. Die Wirkungen der B. bestehen in dem Gefühl großer Angst, in mangelhafter Bildung des Blutes, in Behinderung der Funktion der Stimm- und Sprachwerkzeuge, in Störung des Blutumlaufs u. dgl.

Bekrönung, Aufsatz, in der Baukunst der obere Abschluß eines Baugliedes oder eines ganzen Baues durch Gesimse, Giebel, Attika oder Balustrade. Die B. über Thüren, Fenstern und Nischen nennt man, falls sie in Giebelform gehalten sind, Verdachungen (s. d.).

Bektâschi (türk.), Derwischorden (s. Derwisch).

Bekummern (von Kummer, d. i. Arrest), mit Beschlag belegen. Der Ausdruck wird nicht mehr gebraucht.

Bel, babylonische Gottheit, s. Baal.

Bél, Matthias, ungar. Geschichtschreiber, geb. 21. März 1684 zu Ocsova im Komitat Sohl, studierte seit 1704 in Halle und wurde daselbst Lehrer am Waisenhause, kam 1714 als evang. Prediger nach Neusohl und von da 1719 als Rektor des evang. Lyceums nach Preßburg, wo er bis zu seinem 29. Aug. 1749 erfolgten Tode wirkte. B. war Mitglied der Akademien von Petersburg, London und Berlin. Seine Hauptwerke, die sich durch ihren Reichtum an Stoff auszeichnen, sind: «Hungariae antiquae et novae prodromus» (Nürnb. 1723), «Adparatus ad historiam Hungariae» (Preßb. 1735‒46) und «Notitia Hungariae novae historico-geographica» (4 Bde., Wien 1735‒42, unvollendet). Auch die unter Maliböis Namen erschienene Schrift «Der ungar. Sprachmeister» (Preßb. 1729; 13. Aufl. 1829) ist von B. verfaßt.

Bel..., in slaw. Namen, s. Bjel...

Bel., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für Pierre Belon, einen franz. Reisenden und Zoologen, geb. 1517 zu Souletière in Maine, gest. 1564. Er schrieb u. a.: «Histoire naturelle de estranges poissons marins, etc.» (Par. 1551) und «L'histoire de la nature des oyseaux» (ebd. 1555).

Béla, häufiger Ortsname in Ungarn in den Komitaten Zemplin, Abauj-Torna, Zips u. a. Der bedeutendste Ort darunter ist die Groß-Gemeinde B., in der Zips links vom Poprad, mit (1890) 2225 meist deutschen E. (542 Slowaken), Post, Telegraph, lebhafter Kleinindustrie, Flachsbau, Leinwandweberei und Wacholderbranntwein-Brennerei. Der hübsche Ort im Popradthale wird in neuester Zeit von Sommergästen gern besucht. In der Nähe eine sehenswerte Tropfsteinhöhle, 1881 entdeckt und auf 3 km zugänglich.

Béla, Name von vier ungar. Königen aus der Arpádischen Dynastie. B. Ⅰ. (1060‒63) stürzte seinen Bruder Andreas Ⅰ. vom Throne, starb aber schon 1063, als eben ein deutsches Heer die Grenze überschritten hatte, um dem Prinzen Salomo, des Andreas Sohne, zu seinem Rechte zu verhelfen. – B. Ⅱ., der Blinde (1131‒41), hatte mehrjährige Kämpfe mit dem Prätendenten Borics, einem Sohne seines Oheims Koloman, zu bestehen, scheint aber dann die Oberhoheit über Bosnien und die nördl. Herzegowina (Rama) gewonnen zu haben. – B. Ⅲ. (1173‒96), in Konstantinopel erzogen, führte nach byzant. Muster namentlich im Kanzleiwesen manche Reformen ein und benutzte die Wirren im Oströmischen Reiche, um die verlorenen kroat.-dalmat. Gebiete wieder an sich zu bringen. – B. Ⅳ. (1235‒70), Sohn jenes Andreas Ⅱ., dem der Adel die Goldene Bulle (Ungarns Magna Charta) abgedrungen hatte, suchte durch Niederhaltung des Adels das alte königl. Ansehen wiederherzustellen und erregte dadurch allgemeine Unzufriedenheit. Als 1239 die Kumanen vor den andringenden Mongolen nach Ungarn flüchteten, nahm B. deren Fürsten auf und wies den Fremdlingen Wohnplätze an. Dies hatte zur Folge, daß die Mongolen 1241 in Ungarn einfielen und den König am Sajóflusse in die Flucht schlugen. B. fand ein Asyl in Österreich, aber erst nachdem er dem Herzoge Friedrich Ⅱ. seine Schätze ausgeliefert und drei Komitate abgetreten hatte. Als die Mongolen 1242 auf die Nachricht vom Tode ihres Chans Ungarn wieder verließen, kehrte B. in das Land zurück und ließ es jetzt seine Sorge sein, durch Wiederaufbau der zerstörten Orte und Herbeirufung neuer Ansiedler die Spuren der durch die Mongolen angerichteten Verheerungen zu verwischen. Von seinen zahlreichen spätern Kriegen waren die um den Besitz eines Teiles der Länder Friedrichs von Österreich ganz erfolglos. Auch die über die südl. Nachbarländer erworbene Oberhoheit blieb eine unsichere und nur die Herrschaft über Bosnien und das nördl. Serbien (das Machower Banat) wurde behauptet. B. starb 1270, nachdem noch die Empörungsversuche seines Sohnes Stephan ihm die letzten Lebensjahre verbittert hatten. ^[Spaltenwechsel]

Belâd (arab., Plural von Beled), richtiger Bilâd, soviel als Landgebiet, Bezirk, kommt oft in arab.-geogr. Namen vor, wie: Belâd-Bescharah, eine großenteils von Drusen bewohnte Gebirgslandschaft im asiat.-türk. Wilajet Damaskus (Syrien); B. es-Sudân, soviel wie Sudan; B. el-Takrûr (d. h. Land der zum Islam Bekehrten, im Gegensatz zu B. el-Madschus, den südl. Heidenländern) ist Flachsudan oder Nigritien (s. Sudan).

Belagerung, s. Förmlicher Angriff.

Belagerungsartillerie. Die B. hat in der Regel keine feste Organisation, sondern wird nach Bedarf aus den Truppenteilen der Fuß- oder Festungsartillerie gebildet, auch kann Feldartillerie mit zu dem Dienst der B. herangezogen werden. Das Nähere s. Artillerie und Festungskrieg.

Belagerungsgeschütze. Zur Zeit der Vaubanschen Belagerungsmanier und der glatten Geschütze wurden zu B. gerechnet: 12-, 16-, 18-, 24-pfündige Kanonen; 10- und 25pfündige Haubitzen; 7-, 10-, 25-, 50pfündige Mörser. Über die B. eines neuern Artillerie-Belagerungstrains s. d.

Belagerungsmünzen, Notmünzen (s. d.), die in belagerten Plätzen hergestellt wurden, um Zahlungsmittel, meist zur Besoldung der Truppen, zu schaffen; sie sind oft unvollkommen geprägt und bei Mangel an geeignetem Metall sogar aus wertlosem Material (Leder, Pappe u. dgl.) gefertigt worden. So wurden während der Belagerung von Jülich 1610 durch den Kommandanten Joh. von Rauschenberg Bruchstücke des silbernen Tafelgeschirrs mit Wertstempeln versehen und als 1‒10-Guldenstücke ver-^[folgende Seite]