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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Beplatten; Bepur; Ber; Berabra; Beranger

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Beplatten - Béranger

tümlichen epischen Dichtung in Stabreimen. Die Siege B.s über das Ungeheuer Grendel und einen landverwüstenden Drachen bilden den Hauptinhalt, wozu mehrere in verwandte Sagenkreise übergreifende Episoden treten. Die Sagen müssen Angeln und Sachsen mit in die neue Heimat gebracht haben. Das Gedicht, wie es erhalten ist, ging wohl bald nach Beginn des 8. Jahrh. aus der Hand seines letzten (christl.) Umdichters hervor. Es ist das älteste größere Denkmal deutscher Volkspoesie (im weitern Umfange) und somit für die Entwicklung der gesamten deutschen Sprache, Poesie und Kultur von höchster Wichtigkeit. Obschon das Beowulflied die überlieferte Gestalt unter christl. Einflusse erhielt, war dieser noch nicht mächtig genug, um alle heidn. Züge völlig zu verwischen. Ausgaben der einzigen Handschrift von Thorkelin (Kopenh. 1815), Kemble (Lond. 1833; 2. Aufl., 2 Bde., 1835), der eine engl. Übersetzung nebst brauchbarem Glossar (ebd. 1847) folgen ließ, Thorpe (ebd. 1855: 2. Aufl., ebd. 1875), Grein in dessen "Bibliothek der angelsächs. Poesie" (Gött. 1857; neu hg. von Kassel 1881) und in Sonderausgabe (1867), Grundtvig (Kopenb. 1861), Heyne (Paderb. 1863; 5. Aufl. von Socin 1889), Holder (I. Abdruck der Handschrift, Freib. i. Br. 1882; 3. Aufl. 1894; II. Berichtigter Text, ebd. 1884), Harrison und Sharp (Boston 1883). Von deutschen Übersetzungen sind die von Grein (in den "Dichtungen der Angelsachsen", I, Gött. 1857; Sonderausgabe, 2. Aufl. 1883), Simrock (Stuttg. 1859), Heyne (Paderb. 1863) hervorzuheben. Auch ins Französische, Italienische wie ins Dänische und Schwedische wurde das Gedicht übersetzt. Über die Entstehung des Liedes schrieben Möller, "Das altengl. Volksepos u. s. w." (Kiel 1883), ten Brink, "Beowulf" (Straßb. 1888), G. Sarrazin, "Beowulf-Studien" (Berl. 1888) und Müllenhoff, "Beovulf" (ebd. 1889). Über die ältere Litteratur vgl. Wülkers Grundriß zur Geschichte der angelsächs. Litteratur, §§. 207-281.

Beplatten, in der Artilleriewissenschaft das Abschließen der in Zündungen, Leuchtfackeln u. s. w. enthaltenen Satzsäulen oder Satzschichten vermittelst Aufkleben oder Auflöten von Platten aus Papier, Pappe, Leder, Blech.

Bepur, ind. Stadt, s. Malabar.

Ber, abessin. Name des Maria-Theresienthalers (s. d.).

Berabra, afrik. Volksstamm, s. Barabra.

Beranger (spr.-angscheh), Pierre Jean de, franz. Liederdichter, geb. 19. Aug. 1780 zu Paris als Sohn eines armen Handwerkers, war Kellner zu Floricourt bei Peronne, dann Schriftsetzer in einer Druckerei dieser Stadt, nachher Geschäftsgehilfe seines Vaters. Mit 18 Jahren entwarf er ein episches Gedicht "Clovis"", auch versuchte er sich in religiöser Lyrik, aber mit geringem Erfolg, später fand er einen Gönner an Lucien Bonaparte, und die Verwendung von A. Arnault verhalf ihm 1809 zu einer Anstellung als Schreiber bei der Universität. Um diese Zeit (1810-14) dichtete B. seine ersten Lieder, und 1813, als er in das "Caveau", eine fröhliche Gesellschaft unter dem Vorsitz von Désaugiers (s. d.), aufgenommen war, entstand sein "Roi d'Yvetot", den man später wohl mit Unrecht als eine Satire auf monarchische Ruhmbegier aufgefaßt hat; es steckt viel freier Scherz, aber nichts Politisches in B.s erster Liedersammlung, die 1815 u. d. T. "Chansons morales et autres" herauskam und ihm einen strengen Verweis von seinem Vorgesetzten zuzog. Als 1821 seine zweite Liedersammlung erschien, verzichtete er auf seine Anstellung. Eine bedeutende Veränderung war mit dem Dichter vorgegangen. Es erklang ein schärferer polit. Ton in den neuen Liedern, wie "Le Marquis de Carabas", "Pailasse", "Monsieur Judas", und hierzu kamen von Voltaireschem Geist und Spott erfüllte Gedichte, wie "Les Capucins", "Les clefs du Paradis", "Les Révérends pères" u. s. w. Andere Lieder, wie "Le Dieu des bonnes gens", "La Sainte-Alliance des peuples", "Le vieux drapeau", "Le 5 Mai", sind harmloser und von warmem Patriotismus und freisinniger Menschenliebe beseelt. Die Stimmung der neuen, mit veränderten Meinungen, Wünschen und Einrichtungen aufgewachsenen Generation in Frankreich fand in B.s Liedern beredtesten Ausdruck. Sie atmen deftigste Erbitterung gegen die mit Standesvorurteilen und vermeintlich unverjährten Rechten zurückgekommene Dynastie und Aristokratie, sie sind durchdrungen von den Gefühlen, die in der breiten Masse des Volks geweckt wurden durch die Unvernunft, mit der Royalisten und Klerikale ihre Macht ausbeuteten, nachdem Napoleons Despotismus Frankreich erschöpft hatte. In den leichtbeschwingten singbaren Liedern wirkte die Kraft und Gewandtheit des Witzes und der Satire unwiderstehlich, und vergeblich versuchte die Regierung, nachdem 11 000 Exemplare der Sammlung beschlagnahmt waren, durch Geld- und Haftstrafen den Sänger einzuschüchtern oder der Verbreitung seiner Lieder Einhalt zu gebieten. Schon 1825 erschienen "Chansons nouvelles", und eine vierte Sammlung, "Chansons inédites" (1828), brachte dem Dichter wieder die Verurteilung zu neunmonatiger Haft und 10 000 Frs. Geldbuße.

Nach der Julirevolution vereinigte sich B. mit seinen Freunden Laffitte, Lafayette u. a. zu dem Zwecke, die Thronkandidatur Ludwig Philipps bei der republikanischen Partei durchzusetzen, lehnte aber alle Ehrenstellen und Reichtümer ab, die ihm angeboten wurden. Seine letzte Sammlung, "Chansons nouvelles et derniéres (1833), enthielt außer den an frühere Gattungen sich anschließenden Gedichten einzelne in eine neue Ideenrichtung eingehende Stücke, wie "Les contrabandiers", "Jeanne la rousse", "Le vieux vagabond", "Les fons", eine Art socialistischer Lieder. Seitdem hat er seinem Liederschatz nichts Wertvolles hinzugefügt. Als er nach der Februarrevolution 1848 vom Seinedepartement in die Nationalversammlung gewählt wurde, lehnte er entschlossen ab. B. starb 16. Juli 1857 in Paris. Gegen das zweite Kaiserreich hatte sich B. ablehnend verhalten; um so mehr kam Napoleon III. der öffentlichen Meinung durch den Befehl entgegen, das Leichenbegängnis des gefeierten Dichters unter großem Gepränge auf Staatskosten zu bestreiten. Die Beerdigung fand auf dem Fried Hof Père-La-chaise statt. Sein Denkmal auf dem Square du Temple in Paris wurde 15. Juli 1885 enthüllt. In B.s Gedichten erreicht die Chanson ihre vollkommenste Form, ihre höchste geistige Erhebung und ihre größte Volkstümlichkeit. Kein Liedersänger Frankreichs ist je so allgemein anerkannt worden, selbst von seiten polit. Gegner. B.s oft gerühmte Naivetät ist vielfach nur feine Berechnung des großstädtischen Chansonnier oder eine aus der Beschränktheit des Parisertums und der bequemen Lebensweisheit eines genügsamen Genußmenschen gemischte Unbefangenheit. Seine poet.