Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Beresin; Beresina

749

Beresin - Beresina

1799 in Ostindien, 1800 Oberst m Irland. Vom Kap der Guten Hoffnung, an dessen Eroberung er 1805 teilnahm, ward er mit dem Range eines Brigadegenerals nach Buenos-Aires gesandt, nahm die Stadt, mußte aber bald kapitulieren, blieb sechs Monate in Gefangenschaft, entwich aber dann und kam 1807 in England an. Er erhielt das Kommando der Landtruppen bei der Expedition nach Madeira und wurde nach der Eroberung der Insel zum Gouverneur ernannt, jedoch schon 1808 nach Portugal abberufen, begleitete hierauf Sir John Moore nach Spanien, wo er der Schlacht von Coruña beiwohnte und die Einschiffung der fliehenden Truppen deckte. Im März 1809 wurde er zum Feldmarschall und Generalissimus der portug. Armee ernannt, in welcher Stellung er sich um die Reorganisation der Truppen sehr verdient machte. Mit 12000 Mann schlug er am obern Douro das franz. Korps unter Loison. In der Schlacht bei Albuera, 16. Mai 1811, zeigte er wenig Feldherrentalent, aber große persönliche Tapferkeit. In den J. 1812 und 1813 hatte er in der Armee Wellingtons das Kommando über drei engl. Divisionen des Centrums und zeichnete sich namentlich bei Salamanca, Vittoria, Bayonne und Toulouse aus. Die portug. Regierung verlieh ihm die Herzogswürde (von Elvas). Die brit. Regierung übertrug ihm nach Beendigung des Krieges mehrere polit. Sendungen nach Brasilien, von denen B. stets wieder auf seinen militär. Posten nach Portugal zurückkehrte. Die Revolution entfernte ihn 1820 aus dem aktiven Dienste, und 1823 wurde er als Anhänger Dom Miguels verbannt. Seit 1810 repräsentierte B. seine Geburtsgrafschaft Waterford im engl. Unterhause, wo er sich zu den Tories hielt. 1814 unter dem Titel Baron B. zum Peer von England erhoben, nahm er seinen Sitz im Oberhause. Außerdem ward B. 1823 zum Viscount, 1825 zum brit. General und 1828 zum General-Feldzeugmeister ernannt, von welchem Amte er 1830 beim Sturz des Ministeriums Wellington zurücktreten mußte. 1826 ging er nochmals an der Spitze brit. Hilfstruppen nach Portugal, kam jedoch nicht mehr zur Thätigkeit gegen den Aufstand. Er starb 8. Jan. 1854 auf seinem Landgute Bedgebury-Park in Kent.

Beresin, Ilja Nikolajewitsch, russ. Reisender und Orientalist, geb. 19. Juli 18l8 im Gouvernement Perm, studierte auf der Universität zu Kasan orient. Philologie und machte 1842-45 im Auftrage der russ. Regierung eine wissenschaftliche Reise durch Persien, Kleinasien, Syrien, Mesopotamien und Ägypten. Nach seiner Rückkehr 1846 zum Professor der türk. Sprache an der Universität zu Kasan ernannt, trat er 1848 zum Zwecke linguistischer und ethnogr. Studien eine größere Reise nach Sibirien an. Seit 1855 hat B. den Lehrstuhl für türk. Sprache und Litteratur an der Petersburger Universität inne. Von seinen meist in russ. Sprache geschriebenen Werken sind zu nennen: ein Supplement zu Kasem-Begs türk. Grammatik (Petersb. 1846; deutsch von Zenker, Lpz. 1848), «Bibliothek orient. Historiker» (3 Bde., Kasan 1849-51), «Reise nach Dhagestan und Transkaukasien» (2. Aufl., ebd. 1850), «Grammatik der pers. Sprache» (ebd. 1853), «Recherches sur les dialectes musulmans» (2 Bde., ebd. 1848-53), «Reise in das nördl. Persien» (ebd. 1852), «Bulgar an der Wolga» (ebd. 1853), «Die Invasion der Mongolen in Rußland» (2 Bde., Petersb. 1852-54), «Die Sprichwörter des türk. Stammes» (1857). Er gab heraus Raschid ed-dins «Geschichte der Mongolen» (Bd. 1-3, Petersb. 1858-65), in pers. Text mit russ. Übersetzung, und die «Große Encyklopädie» (16 Bde., 1872-1879).

Beresina, Fluß im russ. Gouvernement Minsk, einer der bedeutendsten Nebenflüsse des Dnjepr, entspringt im Kreis Borissow und erreicht, nachdem er seine Richtung von O. nach S. verändert, nach einem Laufe von 535 km den Dnjepr, 27 km oberhalb Retschiza. Die B. ist ein Niederungsfluß, sehr wasserreich und schon 50 km unterhalb der Quelle schiffbar; das von ihr beherrschte Gebiet ist sumpfig und schwer zugänglich. Durch das Beresinische Kanalsystem (s. d.) ist die B. mit der Düna verbunden.

Berühmt wurde die B. durch den Übergang des franz. Heers auf dem Rückzuge von Moskau 26. bis 29. Nov. 1812, die sog. Schlacht an der B. Von Kutusow nur saumselig verfolgt, aber von Wittgenstein in der Flanke bedroht und in Gefahr, durch Tschitschagow abgeschnitten zu werden, mußte Napoleon I. seinen Rückzug beschleunigen, soweit es die Unordnung, der Mangel an Pferden und der Frost erlaubten. Am 22. Nov. näherte sich das Heer der B., doch hatte tags zuvor die Division Lambert des Tschitschagowschen Korps Borissow besetzt. Oudinot überfiel 23. Nov. Borissow und trieb die Division Lambert über den Fluß; doch wurde hierbei die Beresinabrücke zerstört. Napoleon hatte unterdessen 25. Nov. bei Studianka heimlich den Bau zweier Brücken beginnen lassen. Eine Vereinigung von Tschitschagow und Wittgenstein würde die franz. Armee, die nur noch 30000 Streitfähige zählte, vernichtet haben; aber Wittgenstein blieb nach der Erstürmung von Borissow unthätig, und so wurden unter großer Anstrengung durch die franz. Artillerie 26. Nov. die beiden Brücken vollendet. Über die erstere ging das 2. Armeekorps (Oudinot), über die zweite zuerst die Gardeartillerie, worauf das Neysche Korps und am 27. Napoleon mit den Garden folgte. Die übrigen Korps sollten nachrücken, das 9. (Victor) die Nachhut bilden. Aber schon drängten auch die Unbewaffneten nach den Brücken, und bald entstand eine grauenhafte Verwirrung, bei der eine ungeheure Anzahl Menschen den Tod fanden. Unterdessen hatte die Division Partouneaux in Borissow vor Wittgensteins Übermacht die Waffen strecken müssen. Marschall Victor deckte den Übergang noch während des ganzen 28. Nov. mit seinem anfangs nur 1700 Mann starken, dann aber durch eine von Napoleon wieder auf das linke Ufer geschickte Division auf 4000 Mann gebrachten Korps gegen die fast fünffache Überzahl. Aber die russ. Artillerie fing nun an, die Brücken wirksam zu beschießen, und vermehrte dadurch die Verwirrung. Während Wittgenstein gegen Victor bei Studianka kämpfte, griff Tschitschagow das Oudinotsche Korps, dem Napoleon die Garden zur Reserve gestellt hatte, bei Stachow an, wurde jedoch abgeschlagen. Abends 9 Uhr begann Victor seinen Abzug; bis gegen 1 Uhr nachts überschritt das 9. Korps, mit Zurücklassung einer kleinen Nachhut, die Brücken. Noch in der Nacht zum 29. Nov. gingen 2 franz. Batterien ungestört über den Fluß. Eine Masse von Erschöpften, Kranken und Verwundeten blieb zurück und benutzte nur zum kleinsten Teile die nun völlig frei gewordenen Brücken, die endlich abgebrannt werden mußten. Bald darauf erschienen die Kosaken und machten außer 5000 Gefangenen eine unermeßliche Beute. Nur Kutusows Fehler retteten das franz.