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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bhotia – Biafrabai

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bhotan'

im Sommer dagegen Taßißudon, welches, von hohen Bergen eingeschlossen, unter 27° 30' nördl. Br. und 89° 22' östl. L. 2225 m ü.d.M. liegt. Andere Hauptörter sind Paro, 2361 m, und Tongsu, 2050 m ü.d.M. Die Bewohner des östlichsten Teils von B., die sog. Towang-Bhotia, sind der Herrschaft der beiden Radscha nicht unterworfen. Sie treiben einen nicht unbeträchtlichen Handel zwischen Tibet und Assam, besonders mit Wollprodukten und starken kleinen Bergpferden. In ihrer Hauptstadt Tawang finden in den Monaten Januar und Juni stark besuchte Jahrmärkte statt.

Geschichtliches. Die Engländer kamen erst 1772 mit den Bhotia, als diese das südlich von B. gelegene Grenzland Kotsch-Bihar besetzten, in nähere Berührung. Der Radscha von Kotsch-Bihar rief engl. Hilfe an, und die Bhotia wurden vertrieben. Am 25. April 1774 kam es, unter Vermittelung von Tibet, zum Frieden zwischen dem engl. Generalgouverneur Warren Hastings und dem Radscha von B. Dieser gelobte die Einstellung aller Einfälle in Kotsch-Bihar. Erst viele Jahre später, namentlich nach ihrer Annexion von Assam 1826, hatten die Engländer wieder Veranlassung, sich über B. zu beklagen. Die Sendung Kapitän Pembertons 1837–38 behufs Vorstellungen gegen wiederholte Raubeinfälle der Bhotia in Assam blieb erfolglos. Die Engländer besetzten deshalb 1840 die 7 von B. nach den Distrikten Kamrup und Darrang der Provinz Assam führenden Pässe, die sog. Assam-Dwar. 1863 wurden der Gesandte der engl. Regierung an den Radscha von B., Ashley Eden, und dessen Begleiter, Kapitän Godwin Austen, zu Panatha schimpflich behandelt und gefangen gesetzt. Ein für England nicht ganz glücklicher Krieg, dem der Friedensschluß am 11. Nov. 1865 folgte, wurde hierdurch veranlaßt. Die Engländer behielten die Dwar gegen Bezahlung von jährlich 51074, später 102147 M. an B. Letzteres gelobte hiergegen die Einstellung aller Einfälle auf engl. Grundgebiet. Die beiden Grenzpositionen Baxa und Diwangiri blieben zugleich als Unterpfänder des Friedens den Engländern. 1872–73 wurde Colonel Graham beauftragt, die Grenze zwischen B. und Assam aufzunehmen und durch aufgemauerte Pfeiler genau festzusetzen. Diese Grenzlinie wurde so gezogen, daß Baxa und Diwangiri auf engl. Gebiet zu liegen kamen. Dagegen wurden die Dwar wieder an B. abgetreten. – Vgl. Turner, An account of an embassy to the court of Tishoo Lama in Tibet (Lond. 1800; deutsch Weim. 1801); Bose, Some account of the country of B. («Asiatic researches», 1825, Bd. 15); d'Ochoa, Ambassade au B. («Nouvelles Annales des voyages», 1840, Bd. 2); Griffith, Journal of the mission which visited B. in 1837–38 («Asiatic Society of Bengal», 1840, Bd. 8); ders., Journals of travels in Assam, Burma, B., Afghanistan etc. (Kalkutta 1847); Reports of missions to B. (Lond. 1865); Rennie, B. and the story of the Dooar War (ebd. 1866).

Bhotiâ, s. Bhot.

Bhrd., s. Bernh.

Bhrigu (im Sanskrit Bŗgu, eigentlich «strahIend», «funkelnd»), Bezeichnung einer Art von Halbgöttern der ind. Mythologie, welche das Feuer auffinden und den Menschen bringen; auch Name eines berühmten Brahmanengeschlechts.

Bhūdsch oder Bhūdscha, auch Bhuja geschriebcn (engl. Bhooj), Hauptstadt des zur nördl. ↔ Division der Präsidentschaft Bombay in Britisch-Ostindien gehörenden Tributärstaates Katschh (engl. Cutch), 23° 15' nördl. Br. Und 69° 48½' östl. L. gelegen, breitet sich am Fuße eines befestigten Hügels aus und hat (1881) 22308 E. (1505 weniger als 1872), darunter 12506 Hindu, 8325 Mohammedaner, 1162 Dschain, 61 Christen, 34 Parßi. Aus der Ferne, namentlich von Norden aus betrachtet, bietet B. durch die Anzahl von stattlichen, weißgetünchten Gebäuden, Tempeln und Moscheen, zwischen denen sich Anpflanzungen von Dattelpalmen befinden, einen schönen Anblick, dem das Innere der Stadt nicht entspricht. Der Palast des Radscha ist ein Schloß im chines. Stil. Im westl. Teil der Stadt ist ein großer künstlicher Teich. 1819 wurde ein großer Teil der Stadt durch ein Erdbeben, bei dem auch viele Menschen umkamen, zu Grunde gerichtet.

Bhuja, s. Bhudsch.

Bhunder, Affe, s. Makako.

Bhurdscha und Bhurdschapatra (im Sanskrit Bhūrja und Bhūrjapattra), ind. Name einer Birkenart (Betula Bhojpatr). Die Rinde von B. wird in Kaschmir und andern nordind. Ländern als Überzug über die Dächer, außerdem statt des Papiers von den Kaufleuten gebraucht und nach Centralindien ausgeführt, wo sie in vielen Plätzen zum Einwickeln von Paketen und bei der Anfertigung von Pfeifenröhren für die Hukās (s. d.) verwendet wird. Bis zur Zeit des Kaisers Akbar diente sie auch als Schreibmaterial und wird für diesen Zweck in der Sanskritlitteratur von Kālidāsa an öfter erwähnt. Der botan. Name Bhojpatr ist die neuind. Form für Bhūrjapattra.

Bhūrja und Bhūrjapattra, s. Bhurdscha und Bhurdschapatra.

Bhurtpoor, Bhurtpur, s. Bharatpur.

Bhūta, Participium von der Sanskritwurzel bhū, d. h. werden, daher B. eigentlich soviel wie Gewordenes, Wesen. In der ind. Mythologie sind von ältester Zeit an die B. unheimliche Wesen, Gespenster, Kobolde, böse Geister, welche Toten Leben einhauchen, Lebende töten. Als ihr Oberhaupt gilt später der Gott Çiva, der daher auch Bhūtapati, «Herr der B.», heißt. Bei den nichtarischen Bewohnern Indiens, den Kolhs und besonders bei den rohen Stämmen der Dravida im Dekan werden die B. in Tempeln oder in den Häusern selbst unter der Gestalt von Tieren, wie Eber, Büffel, Tiger, Schwein, Hahn u.s.w., oder von Menschen in auffallender Kleidung oder eines Steines göttlich verehrt. Auch Erdhaufen in Form von Pyramiden mit roten und weißen Streifen, von einer Palme oder Baniane überschattet, sind Stätten des Bhūtendienstes. Man bringt den B. blutige Opfer dar, namentlich graue Schweine, schwarze Böcke und Hühner, oder Reis mit Blut getränkt und verehrt sie mit wilden Tänzen unter Trommelschall und Waffenlärm. – Vgl. Wurm, Geschichte der ind. Religion (Bas. 1874).

Bhutan, s. Bhotan.

Bhutija, s. Bhot.

Bi, chem. Zeichen (Abkürzung von Bismuthum) für Wismut (s. d.).

Bi..., lat. Vorsilbe, bedeutet doppelt, zweimal, zweifach.

Biafrabai, Bucht des Golfes von Guinea in Westafrika, zwischen der Insel Fernando Po und dem Kap San Juan. Der nördl. Teil des angrenzenden Küstenstriches bis zum Campoflusse steht unter deutscher Schutzherrschaft (Kamerun, s. d.), der südliche unter franz. Oberhoheit. Der Name Biafra ist aus der Verunstaltung des Wortes Mont de

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 952.