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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Blattkiemer – Blattnasen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Blattkäfer'

in jüngster Zeit durch seine Verwüstungen an den Kartoffeln in Nordamerika der Coloradokäfer (s. d.).

Blattkiemer, s. Muscheln.

Blattkohl, Grünkohl, Braunkohl, Winterkohl, Krauskohl, Brassica oleracea acephala, eine Form des Gartenkohls, die keine geschlossenen Köpfe, sondern mehr oder weniger krause Blätter bildet, die als Gemüse zubereitet, in der Küche Verwendung finden. Man unterscheidet den Schnittkohl (Br. ol. acephala) und den eigentlichen B., Winter- oder Krauskohl, Grünkohl (Br. ol. laciniata). Die Kultur des Schnittkohls, von dem es grüne, braune und krausblätterige Spielarten giebt, ist ähnlich wie beim Spinat. Der für den Frühjahrsbedarf bestimmte wird zeitig im Frühjahr, der für den Winter zu verwendende im Spätsommer auf Beete in 15‒20 cm weiten Reihen gesäet. Da die Pflanzen durch Beschneiden der Blätter bald abgeerntet werden, so kann man die Beete durch Zwischenkulturen von Karotten, Salat u. dgl. noch weiter ausnützen.

Der eigentliche B. (s. Tafel: Gemüse Ⅰ, Fig. 12 u. 13) wird im April bis Mai ausgesäet und später als zweite Tracht auf die abgeernteten Salat-, Spinat- und Erbsenbeete in 30‒40 cm Entfernung gepflanzt. Er gedeiht selbst an schattigen Stellen und verträgt große Kälte. Man erntet ihn den ganzen Winter hindurch. Die abgeschnittenen Strünke bilden im Frühjahr neue Sprossen, welche ebenfalls verwendet werden können. Es giebt hohe und niedrige, grün- und braunblätterige Sorten. Weitere Formen sind: der Palmblattkohl, Palmbaumblattkohl, hoch werdend, mit großen, wenig gekräuselten, palmartig ausgebreiteten Blättern und der Riesen- oder Baumkohl (s. Tafel: Futterpflanzen Ⅱ, Fig. 16), eine als Viehfutter gebaute, bis 1 m hoch werdende Sorte. Der Plumagekohl oder Zierkohl, mit schönen, weiß und rotbraun gescheckten, stark gekrausten Blättern, wird als Zierpflanze gezogen.

Blattläuse (Aphidae), eine Familie der Pflanzenläuse. Die B. besitzen drei- bis siebengliedrige Fühler, welche manchmal länger als der Körper sind, und lange dünne Beine mit zweigliedrigen Füßen. Während einige Arten überhaupt flügellos sind, kommen bei den meisten ungeflügelte und geflügelte Individuen nebeneinander vor. Die Flügel sind dünnhäutig und stets in der Vierzahl vorhanden. Viele Arten besitzen am drittletzten Hinterleibsring zwei sog. Saft- oder Honigröhrchen. Der süße, klebrige Saft, der als «Honigtau» die mit B. besetzten Gewächse überzieht, wird aber nicht aus diesen Röhrchen, sondern aus dem After abgeschieden und ist der Kot der B. Alle B. nähren sich von Pflanzensäften, welche die einen aus Blättern, andere aus Stengeln oder Wurzeln saugen. Die meisten Arten sind auf eine bestimmte Pflanzenart oder auf zwei Arten, die in regelmäßigem Wechsel von aufeinander folgenden Generationen aufgesucht werden, angewiesen. Manche B. erzeugen an den von ihnen heimgesuchten Pflanzen Mißbildungen, wie Verkrümmungen der Blätter oder gallenartige Auswüchse. Sehr merkwürdig und für die verschiedenen Gattungen und Arten verschieden gestaltet sich die Fortpflanzungsweise der B., die für viele Arten noch lange nicht ausreichend aufgeklärt ist. Bei allen aber scheinen verschieden gestaltete und auf verschiedene Weise sich fortpflanzende Generationen miteinander abzuwechseln. So gehen z. B. bei den Arten der Gattung Aphis im Frühjahr aus überwinterten Eiern ungeflügelte Weibchen hervor, die durch Parthenogenesis (s. d.) nach und nach 30‒40 lebendige Junge gebären, die ihren Müttern gleichen und sich auf dieselbe Weise vermehren. Während der warmen Jahreszeit, so lange nur reichlich Nahrung vorhanden ist, in Gewächshäusern selbst mehrere Jahre hindurch, können noch zahlreiche, gleichartige Generationen folgen. Zwischendurch werden auch Larven geboren, die sich zu geflügelten Tieren entwickeln. Diese suchen fliegend andere Gewächse auf und gründen hier, indem sie, gleichfalls parthenogenetisch, ungeflügelte Tiere gebären, neue Kolonien. Alle diese parthenogenetisch sich fortpflanzenden Weibchen (früher «Ammen» genannt) können, da ihnen die Samentasche fehlt, überhaupt nicht befruchtet werden. Erst im Herbst oder wenn die Nahrung ausgeht, werden geflügelte oder ungeflügelte Männchen und ungeflügelte mit Samentaschen ausgestattete Weibchen geboren, die sich begatten, worauf die Weibchen die zum Überwintern bestimmten Eier legen. Bei ihrer großen Fruchtbarkeit würden sich die B. ins Unermeßliche vermehren, wenn nicht zahlreiche Feinde ihre Scharen lichteten. Unter diesen sind vor allem die Marienkäfer und ihre Larven, die Larven der Florfliegen und vieler Schwebfliegen sowie kleine Schlupf- und Gallwespen zu erwähnen, wogegen die Ameisen, die den süßen Kot der B. begierig auflecken, als ihre Freunde aufzuführen sind. Der Mensch kann gegen die B. mit Vertilgungsmitteln (Tabaksrauch und ‑Saft, Abbürsten u. s. w.) wenig ausrichten. Außer zahlreichen andern gehören zu den B. die Rosenblattlaus, Apfelblattlaus, Blutlaus, die Wollläuse und die Reblaus (s. die Einzelartikel).

Blattlausfliegen, s. Florfliegen.

Blattlauskäfer, anderer Name der Coccinellen (s. d.).

Blattlauslöwen, die von Blattläusen sich ernährenden Larven der Coccinellen, Schwebfliegen und Florfliegen (s. die Einzelartikel).

Blattmesser, auch Rietmesser, Rietstecher, Einziehmesser genannt, ist ein aus dünnem Stahlblech gefertigtes, am vordern Ende hakenförmig gestaltetes Werkzeug, mit dem bei der Vorrichtung des Webstuhls die Kettenfäden der Reihe nach durch das Rietblatt gezogen werden.

Blattmetall, s. Blattgold.

Blattnarben, in der Botanik die nach Entfernung eines Blattes am Stengel entstehenden Narben, die sich selbst an alten Stämmen noch häufig erkennen lassen. In vielen Fällen dagegen werden sie durch zunehmende Borkenbildung (s. Kork) bei alten Stämmen vollständig verwischt.

Blattnasen (Phyllostomatidae), eine aus 31 Gattungen und 60 Arten bestehende, auf das warme Amerika beschränkte Familie der insektenfressenden Fledermäuse, die an der Nase einen blattartigen Aufsatz haben. Hierher gehört der irrtümlicherweise als Blutsauger berüchtigte Vampyr (Phyllostoma spectrum Geoffr.), der 14 cm lang wird, 45 cm in der Flügelweite mißt und schwanzlos ist. Das Gebiß zeichnet sich durch die großen, spitzen Eckzähne aus; die Lippen sind mit Wärzchen besetzt. Der Nasenaufsatz ist ein breitgestieltes, lanzettförmiges Blättchen, das sich von der Nasenscheidewand erhebt. Seine Nahrung besteht aus Insekten und, wie neuere Beobachter versichern, aus saftigen Früchten, namentlich Bananen; daneben saugen jedoch verschiedene andere B. gelegentlich Blut an Pferden, Maultieren, Rindern u. s. w., seltener an schlafenden

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 91.