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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Blattlausfliege; Blattlauslöwe; Blattnarbe

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Blattlausfliege - Blattnarbe.

bleiben, dicht zusammengedrängt, um einen jungen Trieb oder anderswo sitzen. Einigen dieser Ammen wachsen aber Flügel, so daß sie auf andre Pflanzen übergehen und eine neue Kolonie gründen können, indem sie fortfahren, lebendige Junge zu gebären. Erst von der letzten Generation im Herbst werden geschichtliche geflügelte oder ungeflügelte Männchen und meist flügellose Weibchen geboren, welche sich begatten und Eier legen. In Gewächshäusern und auf Zimmerpflanzen, bisweilen aber auch im Freien, überwintern einzelne Ammen und reife B., und unter geeigneten Verhältnissen kann man Blattlauskolonien jahrelang nur durch Ammen erhalten, die geschlechtliche Fortpflanzung völlig ausfallen lassen. Wesentlich verschieden ist die Fortpflanzungsweise der Tannenlaus (Chermes abietis), von welcher man keine Männchen, sondern nur zwei Formen geschlechtlicher Weibchen kennt, welche ohne Befruchtung Eier legen. Über die Fortpflanzung der Reblaus s. d. Unter noch nicht aufgeklärten Verhältnissen erscheinen plötzlich ungeheure Schwärme geflügelter B., welche die Luft wie mit einer Wolke erfüllen und durch Luftströmungen fortgeführt werden. In solchen Schwämmen, welche das Atmen erschwerten und das Tageslicht verdunkelten, beobachtete man Aphis fabae, rumicis, bursariae, persicae. Die von vielen Blattläusen aus ihrem Hinterleib in hellen Tropfen abgesonderte zuckerhaltige Flüssigkeit wird in weitem Bogen fortgespült und bildet den Honigtau; sie lockt besonders Ameisen und verschiedene Zweiflügler in Menge an, welche aber nur selten die B. selbst vertilgen. Die von den Larven abgeworfenen Häute, welche auf den vom Honigtau klebrigen Pflanzenteilen haften bleiben, bilden eine Form des Meltaues.

Die B. haben viele Feinde; abgesehen von insektenfressenden Vögeln, legen die kleinen Ichneumoniden aus der Gattung Aphidius ihnen ihre Eier in den Leib; die Larven von Schwebfliegen (Syrphiden) und Käfern (Hemerobien und Koccionellen) sind ausschließlich in ihrer Nahrung auf sie angewiesen. Auch Milben, die Larven des Blattlauslöwen und der kleine Tausendfuß stellen Blattläusen nach. In eigentümlichem Verhältnis stehen die B. zu den Ameisen, welche den von jenen ausgeschiedenen süßen Saft lecken. Die B. schaden den Pflanzen, indem sie die jungen Triebe durch Saftentziehung schwächen, mit ihren Ausscheidungen die Spaltöffnungen der Blätter verkleben und dadurch die Atmung der Pflanzen stören; auch sammeln diese klebrigen Ausscheidungen die in der Luft schwebenden Pilzsporen und geben dadurch Veranlassung zu Brand und andern Krankheiten. Durch das gestörte Wachstum entstehen Mißbildungen von Gallen, Kräuselungen etc., Blätter und Früchte fallen ab, und wenn Rinde und Wurzel angegriffen werden, sterben die ganzen Pflanzen ab (s. Reblaus). Zur Gattung Aphis L. gehören B. mit siebengliederigen Fühlern, welche länger als der Körper sind, und an denen die beiden ersten Glieder kurz und dick sind, während das siebente Glied am längsten ist; der Hinterleib trägt am drittletzten Ring zwei Honigröhren, die Beine sind sehr lang und dünn; man kennt allein in Europa 350 Arten, von denen viele an Kulturpflanzen, an Rosen, Pelargonien, Nelken, Obstbäumen etc. oft empfindlichen Schaden thun. Als wirksamstes Gegenmittel gegen B. an Zierpflanzen gilt Räucherung mit Tabak, wobei man auf jeden Kubikfuß des geschlossenen Raums, in welchem die Pflanzen sich befinden, 22 g schlechtesten Tabak rechnet. Man räuchert abends, kehrt am Morgen die abgefallenen B. zusammen und wiederholt die Räucherung. Oder man sprengt stark mit Gas-, Teerwasser oder erdölhaltigem Wasser; auch eine Abkochung von 60 g Tabaksblättern, 60 g Pfeffer, einer Handvoll Wermut und 250 g schwarzer Seife soll ein sehr wirksames Sprengmittel sein. Das Einsammeln von Koccionellen und Goldaugen, um sie in Gewächshäusern anzusiedeln, ist ebenfalls sehr wirksam. Als sichere Vorbeugungsmittel gelten für Gewächshäuser gehörige Feuchtigkeit der Luft, Vermeidung zu großer Wärme und eines häufigen Wechsels von warm und kalt, feucht und trocken, hell und dunkel. Licht und Luft verhindern die Ansammlung der B. Zu der verwandten Gattung Schizoneura Hart., mit sechsgliederigen Fühlern und kurzen, warzenartigen Honigröhren, gehört die Blutlaus (S. lanigera Hausm.), 1,5 mm lang, honiggelb bis braunrötlich, auf dem Rücken weißwollig, mit kleinen Augen und blaßgelben, kurzen Fühlern, im geflügelten Zustand schwarz, am Hinterleib schokoladenfarben, mit großen Augen, noch kürzern Fühlern und dunklern Schenkeln und Schienenspitzen, ebenfalls mit Wollhaar überzogen, gibt beim Zerdrücken einen blutroten Fleck. Sie saugt an Rinde und Splint des Apfelbaums und erzeugt dadurch krankhafte Stellen, sitzt auch an älterm beschädigten Holz und hindert die Vernarbung der Wunde. Überwinterte Muttertiere gebären lebendige Junge, die sich den Sommer über parthenogenetisch in acht Bruten fortpflanzen. Im Herbst erscheinen auch geflügelte Läuse, die eine Weile saugen, dann schwärmen, neue Kolonien gründen und zweierlei große, zarte Läuse mit verkümmerten Mundteilen, wahrscheinlich Männchen und Weibchen, gebären. Letztere legen Eier oder ein Winterei. Als bestes Mittel zur Vertilgung empfiehlt sich Ausschneiden der krankhaften Stellen, Bepinseln oder Betropfen mit einer Mischung aus 50 Teilen grüner Seife, 100 Teilen Fuselöl (Amylalkohol), 200 Teilen Weingeist, 650 Teilen Wasser. (Vgl. Goethe, Die Blutlaus, 2. Aufl., Straßb. 1885.) Die Rüsterhaargallenlaus (Schizoneura lanuginosa Hrs.) erzeugt auf Rüsterblättern behaarte, blasige Auftreibungen, aus welchen später geflügelte und ungeflügelte, schwarze, weißwollige B. ausschlüpfen. Zu der Gattung Rinden- oder Tannenlaus (Chermes L.), mit sehr kurzen, fünfgliederigen Fühlern, ziemlich kurzen Beinen und ohne Saftröhren, gehört C. abietis L. (s. Tafel "Halbflügler"). Diese überwintert unter einem weißlichen Wollkleid an der Wurzel der Fichtenknospe (Pinus picea) und bohrt im April die Knospe an, worauf alsbald deren Wucherung beginnt; die Blattlaus legt an 200 Eier, die im Mai ausschlüpfenden Larven setzen sich zwischen die Nadeln des Triebes und erzeugen durch ihr Saugen zwischen den geschwollenen und dicht gedrängten Nadeln gleichfalls Wucherungen, so daß allmählich ein ananasartiger Zapfen entsteht, in dessen zellenartigen Räumen die Larven sitzen, welche endlich ausschlüpfen, sich häuten und als geflügelte Insekten ca. 20 Eier legen. Die aus letztern ausscheidenden Jungen bleiben flügellos und überwintern. Man kennt nur Weibchen. Vgl. Kaltenbach, Monographie der Familie der Pflanzenläuse (Aachen 1843); Koch, Die Pflanzenläuse (Nürnb. 1857).

Blattlausfliege, s. v. w. Florfliege.

Blattlauslöwe, s. v. w. Florfliege.

Blattnarbe (Cicatrix), an den Zweigen der Holzpflanzen die Stelle, an welcher ein abgefallenes Blatt gesessen hat. Bisweilen zeigt der Stengel an diesen