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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bleikolik - Bleipflaster

System vereinigt und durch weite Bleirohre verbunden. Man rechnet für 1 kg in 24 Stunden verbrannten Pyrit 1,0 bis 1,2 cbm Kammer, für reinen Schwefel nur 0,7 bis 0,9 cbm.

Bleikolik, Bleikrankheit, s. Bleivergiftung.

Bleikrätze, s. Blei (S. 109a).

Bleilähmung, s. Bleivergiftung.

Bleilasur oder Linarit, ein monoklines Mineral in breiten, nach der Orthodiagonale gestreckten Säulen krystallisierend, von schöner rein lasurblauer Farbe, diamantglänzend und durchscheinend, von der Härte 2,5 bis 3 und einem spec. Gewicht von etwas über 3. Die Analyse ergiebt 55,7 Proz. Bleioxyd, 19,8 Kupferoxyd, 20 Schwefelsäure, 4,5 Wasser, was auf die Formel PbCuSO5 + H2O führt. Die besten Krystalle liefern Linares in Spanien, Keswick und Caldbeck in Cumberland, Leadhills in Schottland, Nezbánya im Banat, Nertschinsk in Sibirien.

Bleilegierungen, durch Schmelzen gewonnene Mischungen (Verbindungen) des Bleies mit andern Metallen. Blei schmilzt mit vielen Metallen leicht zusammen und wird oft durch einen geringen Gehalt fremder Metalle oder Metalloide so verändert, daß es Verwendungen finden kann, zu denen es im reinen Zustande sich nicht eignet. Ein geringer Gehalt an Antimon macht das Blei hart, spröder und leichter schmelzbar. (S. Letternmetall.) Auch Arsen härtet das Blei, erteilt ihm aber zugleich die Eigenschaft, beim Ausgießen zu runden Körnern erstarrende Tropfen zu bilden. (S. Schrotmetall.) Zinn und Blei schmilzt in jedem Verhältnis zusammen, und man macht von diesen Legierungen den verschiedensten Gebrauch. (S. Zinn und Löten.) Blei und Zink lassen sich nicht in jedem Verhältnis zusammenschmelzen. Eine Legierung von 16 Teilen Zinn mit 3 Teilen Zink und 3 Teilen Blei ist leicht walzbar und auf der Drehbank zu verarbeiten. Blei-, Zinn-, Wismutlegierungen sind sehr leicht schmelzbar. (S. Newtons Metall, Rosesches Metall und Woodsches Metall.)

Bleilot, s. Lot.

Bleilüster, s. Lüster.

Bleimantel, Bezeichnung für die Bleiumhüllung der Langgeschoße gezogener Geschütze, die das Anschneiden der Felder und Züge der Seele des Rohrs vermittelt (s. Mantel).

Bleimulm, s. Bleiglanz.

Bleiniere, ein knollenförmiges, krummschalig abgesondertes, auch wohl als erdiger zerreiblicher Überzug auftretendes Mineral, das auf dem muscheligen bis ebenen Bruch fettglänzend oder matt erscheint, sehr verschiedene weiße, gelbe, graue, grüne und braune Farben mit geäderter, gewolkter oder geflammter Zeichnung besitzt und die Härte 4, das spec. Gewicht 4 bis 4,7 hat. Chemisch besteht es aus Bleioxyd, Antimonsäure und Wasser, aber die einzelnen Analysen ergeben solche Unterschiede (Bleioxyd 40,73 bis 61,83 Proz., Antimonsäure 31,71, bis 47,36, Wasser 6,08 bis 11,91), daß die Homogenität sehr zu bezweifeln und die Substanz wahrscheinlich ein Gemenge ist. Man kennt das Mineral von Horhausen in Rheinpreußen, Lostwithiel in Cornwall, Nertschinsk in Sibirien.

Bleinitrat, salpetersaures Blei (Pb(NO3)2, wird erhalten durch Lösen von Bleiglätte in verdünnter Salpetersäure. Die Lösung giebt nach dem in Bleipfannen vorzunehmenden Verdampfen beim Erkalten schöne oktaedrische Krystalle des Salzes, das in der Färberei teils zur Erzeugung von gelben Farben, teils zur Darstellung von Beizen an Stelle des teurern Bleizuckers dient. Der Preis des in der Technik verwendeten B. ist 55 M. pro 100 kg.

Bleioxychlorid kommt in zwei Zusammensetzungen vor: 1) als Turners Gelb, Patentgelb, PbCl2.3PbO; es wird erhalten, indem man Bleiglätte so lange auf konzentrierte Kochsalzlösung wirken läßt, bis diese in eine rein weiße Masse verwandelt ist; letztere wird gewaschen und dann bei gelinder Wärme geschmolzen, wobei sie eine gelbe Farbe annimmt: 2) als Casseler Gelb, PbCl2.7PbO, das erhalten wird, indem man 10 Teile Mennige mit 1 Teil Salmiak bis zum Schmelzen erhitzt; am Boden des Tiegels findet sich nach dem Erkalten metallisches Blei, darüber eine Schicht der schönen goldgelben Farbe. Ein Bleioxychloridhydrat, PbCl2.Pb(OH)2, ist als weiße Malerfarbe unter dem Namen Pattinsons Bleiweiß bekannt und wird erhalten durch Vermischung einer kalten wässerigen Chlorbleilösung mit Kalkwasser.

Bleioxyd, PbO, entsteht bei dem Erhitzen des Bleies unter Zutritt der Luft als gelbe Masse, welche bei Rotglühhitze schmilzt und beim Erkalten dann in rotgelben Blättern erstarrt. Es wird dann Bleiglätte (s. d.), Silberglätte, Goldglätte oder Lithargyrum genannt. Steigt die Temperatur nicht bis zum Schmelzen, so bildet das B. ein zartes gelbes Pulver, Massicot. In letzerer Form erhält man es auch beim Erhitzen des Bleicarbonats oder Bleiweißes. In krystallinischer Form hat das B. das spec. Gewicht 9,36. An der Luft nimmt es Wasser und Kohlensäure auf und verwandelt sich dabei teilweise wieder in basisches Carbonat. Von den Säuren wird es leicht in Bleisalze verwandelt. Bleioxydhydrat, Bleihydroxyd, Pb(OH)2, wird erhalten durch Zersetzung eines löslichen Bleisalzes durch Natriumhydroxyd, wobei ein Überschuß des letztern zu vermeiden ist. Weißer, schwerer, in Salpetersäure und Essigsäure sowie in Alkalien leicht löslicher Niederschlag, der bei 130° Wasser abgiebt und bei 145° wasserfrei (zu B.) wird. Es bläut im feuchten Zustande roten Lackmus.

Bleioxyd, braunes, soviel wie Bleisuperoxyd (s. d.); rotes B., s. Mennige.

Bleiperoxyd, s. Bleisuperoxyd.

Bleipflaster, im engern Sinne einfaches B., oder Diachylonpflaster (Emplastrum Lithargyri des deutschen Arzneibuchs), wird dargestellt aus gleichen Teilen gemeinem Baumöl, Schweineschmalz und feingepulverter Bleiglätte, indem man die Bleiglätte mit 1/5 ihres Gewichts destilliertem Wasser anreibt und das Gemisch aller Bestandteile auf mäßigem Feuer unter bisweiligem Zusatze von Wasser und fortwährendem Umrühren so lange kocht, bis die Pflasterbildung vollendet ist. Man verfährt jedoch auch so, daß man die Bestandteile mischt und unter zeitweiligem Zusatz von Wasser und gelegentlichem Umrühren längere Zeit im Wasserbade erhitzt, bis die Pflasterbildung vollendet ist. Das noch warme Pflaster wird durch wiederholtes Durchkneten mit warmem Wasser vom Glycerin und durch darauffolgendes Erwärmen im Dampfbade vom Wasser befreit. Abgegeben wird das B. in dünnen Stangen. Der chem. Vorgang bei der Pflasterbildung ist folgender: Die Fette sind die neutralen Äther des Glycerins und der Stearinsäure, Palmitinsäure und Oleinsäure; werden diese mit Bleioxyd und Wasser zusammen erwärmt, so findet Zersetzung der Äther statt, es bilden sich Bleisalze der vorhandenen Säuren, während Glycerin (s. d.)