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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Blieskastel; Bligh; Blind; Blindage; Blindboden; Blindbremse; Blinddarm; Blinddruckpresse; Blinde

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Blieskastel - Blinde

berge, im preuß. Reg.-Bez. Trier, fließt in südl. Laufe an St. Wendel, Ottweiler und Neunkirchen vorbei, tritt in die bayr. Rheinpfalz, bildet zuletzt die Grenze gegen Deutsch-Lothringen und mündet nach einem 74 km langen Laufe unterhalb Saargemünd. Die B., deren Thal von Blieskastel bis Bliesbrücken die Eisenbahn benutzt, nimmt auf der linken Seite den von Norden kommenden Osterbach und den am Eschkopf entspringenden Schwarzbach auf, der den Westrich durchfließt.

Blieskastel, Stadt im Bezirksamt Zweibrücken der bayr. Rheinpfalz, 11 km westlich von Zweibrücken, an der zur Saar gehenden Blies, in 213 m Höhe, an der Linie Homburg-Saargemünd (Pfälz. Ludwigsbahn) der Bayr. Staatsbahnen, auf der Stelle, wo die Römer zum Schutze des Thals das Castellum ad Blesam erbaut hatten, von dem zahlreiche Reste vorgefunden worden sind, hat (1890) 1543 E., darunter 209 Evangelische und 86 Israeliten, Post, Telegraph, Amtsgericht (Landgericht Zweibrücken), Rent-, Zoll-, Forstamt, eine schöne Kirche, eine Wallfahrtskapelle, je eine kath., evang. und israel. Schule, eine Präparandenanstalt, ein Waisenhaus; Bierbrauerei und Sandsteinbrüche. – Den Namen B. trägt auch eine rechts der Blies südlich bis nach Saargemünd sich ausdehnende Grafschaft, ein Überrest des alten Bliesgaues, die Kaiser Otto d. Gr. dem Bistum Metz geschenkt hatte und die als Lehen desselben sowie später des Bistums Trier in verschiedenen Händen war. 1654 ging sie in den Besitz der Familie des Erzbischofs Karl Kaspar von der Leyen über, die zu B. wohnte und 1715 in den Grafenstand erhoben wurde.

Bligh (spr. blei), William, engl. Seefahrer, geb. 1753 zu Tyntan in Cornwall, machte eine Fahrt unter Cook und ward dann 1787 mit dem Schiffe Bounty nach der Insel Tahiti geschickt, um von dort Pflänzlinge des Brotfruchtbaumes nach Westindien zu schaffen. Die Mannschaft seines Schiffs meuterte, setzte ihn mit einigen ihm treu gebliebenen Gefährten in einem Boote aus und kehrte nach der Insel Tahiti zurück. Indessen gelang es B., nach Erduldung unglaublicher Mühseligkeiten in offenem Boote über den Großen Ocean zu segeln und Batavia zu erreichen. In England 1790 angekommen, gab er einen Bericht über die Meuterei heraus («Narrative of the mutiny on board H. M. ship Bounty», Lond. 1790), dem später eine Beschreibung seiner Reise («Voyage to the South Sea», ebd. 1792; deutsch von Forster, Berl. 1793) folgte, während auf seine Veranlassung ein Kriegsschiff unter Kapitän Edwards nach Tahiti abgesandt wurde, um der Meuterer habhaft zu werden. Ein Teil von ihnen ward ergriffen; der Rest hatte sich bereits mit Fletcher Christian, dem Haupträdelsführer, nach der Insel Pitcairn (s. d.) geflüchtet. Ihre dortigen Schicksale hat Byron zum Thema seines Gedichts «The Island, or Christian and his comrades» genommen. B. wurde 1806 zum Gouverneur von Neusüdwales ernannt, wo er sich jedoch so unbeliebt machte, daß die Kolonisten ihn 1808 absetzten und nach England zurückschickten. Er starb als Admiral 7. Dez. 1817 zu London.

Blind, s. Blinde und Blindheit.

Blind, Karl, Politiker und Schriftsteller, geb. 4. Sept. 1820 zu Mannheim, beteiligte sich schon als Student in Heidelberg an den polit. Bewegungen und 1848 an den Heckerschen und Struveschen Freischarenzügen, wurde nach Erstürmung der Stadt Staufen mit Struve gefangen und zu achtjähriger Zuchthausstrafe verurteilt, aber im Mai 1849 durch Volk und Soldaten befreit. In Karlsruhe wurde B. durch den Landesausschuß als diplomat. Bevollmächtigter nach Paris gesandt und hier, der Teilnahme an dem Aufstand vom 13. Juni 1849 beschuldigt, 2 Monate gefangen gehalten, dann aus Frankreich verwiesen. Er begab sich nach Brüssel, dann nach London und wirkte von da aus in der Presse in demokratischem Sinne, warnte aber schon 1860 die deutsche Demokratie vor Anlehnung an Frankreich und trat auf Versammlungen und in der Presse entschieden in nationalem Sinne auf. In verschiedenen Zeitschriften veröffentlichte B. eine Reihe von Abhandlungen über verschiedene Gegenstände der Politik, Geschichte, Biographie, Mythologie und german. Altertumskunde. Ein Stiefsohn B.s, Ferdinand Cohen B., verübte 7. Mai 1866 ein Attentat auf Bismarck und tötete sich darauf im Gefängnis.

Blindage (frz., spr. blängdahsch’), s. Blendung (in der Befestigungskunst).

Blindboden heißt im Bauwesen die Dielung des Fußbodens aus rauhen, ungehobelten Brettern, die den Parketttafeln zur Unterlage und Befestigung dient. Die Stärke des B., der entweder auf oder zwischen die Balken genagelt wird, beträgt etwa 2,5 bis 3 cm. Oft wird statt des B. auch eine vorhandene Dielung benutzt, sofern die Erhöhung des Fußbodens um die Stärke der Parketttäfelung nicht stört. Die Unebenheiten des B. werden bei dem Verlegen des Parketts durch untergelegte Holzkeile, Korkscheiben u. s. w. ausgeglichen.

Blindbremse (Chrysops Meig.), Gattung der Bremsen (s. d.), mit über kopflangen Fühlern, mittelgroß, wenig behaart, in der Ruhe die Flügel gesperrt tragend. Stechen heftig und werden im Hochsommer dem Vieh und den Menschen besonders lästig.

Blinddarm (Coecum) heißt derjenige Teil des Dickdarms, welcher den Dünndarm in sich aufnimmt (s. Darm). Derselbe liegt auf der rechten Seite des Unterleibes, über dem Hüftbein und unter der Leber; an seinem untern Ende befindet sich der 5‒6 cm lange, federspuldicke Wurmfortsatz, der in die kleine Beckenhöhle hinabhängt. Der B. bildet eine mehr oder weniger tiefe Ausstülpung (einen blinden Sack), in welcher sich der Darminhalt, besonders die unverdauten Speisereste ansammeln und, bevor sie im Grimmdarme zu Kot verwandelt werden, noch einer Nachverdauung unterliegen. Daher leiden Personen, welche viel und schwere Speisen essen, oder durch anhaltendes Krummsitzen den B. zusammendrücken, häufig an Überfüllung und Aufblähung dieses Darms; dies ist eine der gewöhnlichsten Arten von Unterleibskrankheiten oder der sog. Stockungen im Unterleibe. Die Kotanhäufung kann dabei so bedeutend werden, daß sie heftige Entzündung (Blinddarmentzündung, Typhlitis) erregt. (S. Darmentzündung.)

Blinddruckpresse, s. Vergoldepresse.

Blinde, s. Blindheit. – In Rechtsverhältnissen sind B. an sich handlungsfähig. Nach einzelnen Gesetzgebungen kann ihnen wie andern Gebrechlichen, wenn sie wegen ihres Zustandes eines Vormundes bedürfen, ein solcher bestellt werden; so nach einem Sächs. Gesetz vom 20. Febr. 1882 auf ihr Verlangen oder wenn es das Vormundsschaftsgericht nach gerichtsärztlicher Untersuchung für nötig hält, im allgemeinen oder für einen bestimmten Kreis von Angelegenheiten. Die Anordnung der Vor- ^[folgende Seite]