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Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation – Bock (Eduard)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bochum'
stellen an der Linie Hengstei-Herdecke-Dahlhausen der Preuß. Staatsbahnen. Die Geschichte von B., einer der ältern Städte der
Grafschaft Mark, reicht ins 11. Jahrh, hinein. – Vgl. J. D. von Steinen, Westfäl. Geschichte (4 Tle., Lemgo 1749–60); Kortum, Nachrichten
über die Stadt B. (im «Westfäl. Magazin», Heft 5 u. 6); Darpe, Geschichte der Stadt B. (3 Bde., Bochum 1888–91).
Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation. Der Verein erlangte Bedeutung durch ein 1842
gegründetes und 1854 übernommenes Gußstahlwerk. 1892 gehörten ihm folgende Hauptbetriebe an, und zwar außerhalb Bochums: die
3 Steinkohlenzechen Maria Anna und Steinbank, Engelsburg, Hasenwinkel; mehrere Eisengruben in Lothringen sowie bei Siegen, Nassau
und Bückeburg; in Bochum selbst: 4 große Hochöfen nebst Eisengießerei; 4 Anlagen für Gußstahl, je eine für Tiegelstahl,
Martin-Siemensstahl, Bessemerstahl und Thomasstahl; mehrere Hammerwerke mit zusammen 38 Dampfhämmern, der schwerste mit
600 Ctr. Bärgewicht und Oberdampf; 8 Walzwerke für Schienen, Bandagen u. s. w.; ausgedehnte Werkstätten mit 600
Werkzeugmaschinen. Die im Betrieb befindlichen Dampfmaschinen haben zusammen 8000 Pferdestärken: Dampfkessel sind 180 in
Betrieb. Zum Transport dienen 175 Krane und 40 km eigene Eisenbahnen mit 20 Lokomotiven und 500 Wagen. Die Gesamtzahl der
beschäftigten Arbeiter beträgt 7900, davon kommen 2870 auf die Bergwerke. – An Fabrikaten sind
hervorzuheben: Stahlfaçonguß: Glocken, Räder, Herzstücke, Preßcylinder u. s. w.; Geschütze aller Art, glatt und gepanzert, nebst Lafetten;
Eisenbahnbedarf aller Art; Feld-, Forst- und Industriebahnen mit allem Zubehör; schwere Guß- und Schmiedestücke für Maschinenbau
(Wellen, Ständer, Walzen), Schiffbau Wellen, Propeller), Bergbau (Schacht- und Streckengestänge), Brückenbau (Auflager, Drehzapfen,
Pfannen); Halbfabrikate der Hämmer und Walzwerke: Federnstahl, Rund- und Flachstahl. –
Produktion: Die Zechen fördern jährlich 680000 t Steinkohlen, die Eisengruben bis 60000 t Erz
(Spateisenstein); die 4 Hochöfen erzeugen jährlich 190000 t Roheisen; die Gußstahlwerke 260000 t Gußstahl (Ingots), davon werden
200000 t Gußstahlfabrikate gefertigt. Die Walzwerke und Hämmer liefern jährlich 33000 t Halbfabrikate. Die jährliche Produktion einzelner
Fabrikate beträgt: Eisenbahnschienen, -Schwellen und -Laschen 180000t; Herzstücke 8000 Stück; Radsätze für Lokomotiven und Tender
4000, für Waggons 12000 Stück; Eisenbahnachsen 30000 Stück. – An Wohlfahrtseinrichtungen
besitzt das Werk: 120 Arbeiterhäuser für 790 Familien; 10 Wohnhäuser für Beamte; Arbeiter-, Kost- und Logierhaus für 1200 Arbeiter;
Kleinkinder- und Nähschule; 5 Konsumanstalten, eine Arbeiterkolonie mit 21 Häusern für 84 Familien bei der Zeche Maria Anna und
Steinbank. – 1887 gründete der Verein in Gemeinschaft mit der Firma Portilla, White + Comp. in Sevilla dortselbst eine Kanonenfabrik mit
einer Beteiligung von etwa 800000 M. Im selben Jahre beteiligte er sich mit etwa 3,2 Mill. M. bei der jetzt
fallierten Aktiengesellschaft Tardy + Benech in Savona behufs Einrichtung eines Gußstahlwerkes. Das Fallissement dieses Werkes hatte
ein vorübergehendes Sinken der Aktien des Vereins zur Folge. – Der im Sommer 1891 gegen einige Angestellte des Vereins
angestrengte Aufsehen erregende Prozeß ↔ wegen Mißbrauchs von Schienenstempeln endigte Aug. 1892 mit
Freisprechung der Angeklagten. – Das jetzige Aktienkapital des Vereins beträgt 21 Mill. M., Abschreibungen und Reserven
23,4 Mill. M.; durchschnittliche Dividende der letzten 29 Jahre 8,11 Proz.
Die Oberleitung des Vereins führt Geh. Kommerzienrat Baare.
Bock, ein malzreiches Bier, s. Bockbier.
Bock, polnischer,
In den Bock spannen, eine mittelalterliche Strafe, wobei die Hände zusammengebunden, über die
Knie gezogen und ein Stock über den Armen und unter den Kniekehlen so hindurchgesteckt wurde, daß die Hände nicht über die Knie
zurückgezogen werden konnten. – Bei dem in der Tortur angewandten sog. Spanischen Bock
wurden die Daumen und großen Fußzehen oder auch die Fuß- und Handgelenke zusammen je kreuzweise eingeschraubt, dem Inquisiten
Stäbe zwischen den Armen durchgesteckt und durch Schnüre an den Schrauben die Hände zu den Füßen gezogen
(s. Tortur).
Bock, polnischer, Musikinstrument,
s. Dudelsack.
Bock (technisch), ein in verschiedenen Industrien gebräuchliches einfaches hölzernes
Gestell, gewöhnlich mit horizontalem Hauptteil und mit Füßen versehen, das zur Unterstützung irgend eines Gegenstandes dient; speciell
im Maschinenwesen ein zur Unterstützung von Lagern und andern Maschinenteilen dienendes Gerüst. In der
Baukunst ist B. eine Verbindung von Hölzern zum Zweck des Stützens eines stark belasteten oder
auf große Entfernung frei liegenden Balkens. Er besteht aus zwei lotrechten Balken (Säulen), zwei schräg anlaufenden Streben und einem
Verbindungsstück (Riegel) zwischen den Säulen. Ist der stützende Balken am untern Ende der Säulen befestigt, so nennt man den B.
Hängebock. Beim Sprengbock fehlen die Säulen, und der
Balken liegt auf dem unmittelbar zwischen die Streben eingefügten Riegel.
(S. Hängewerk und Sprengwerk.)
Bock (Turngerät), ein beim Knaben- und Männerturnen durch Eiselen eingeführtes
Springgerät, das oben für das Aufstützen der Hände beim Sprunge und für die Sitzübungen eine gepolsterte, viereckige, aber nach allen
Seiten hin abgerundete Stützfläche bietet, die je nach Alter und Größe der Übenden von verschiedener Breite und Länge sein muß. Am
ausgiebigsten ist der B. zu benutzen, wenn seine vier Beine mit einer Einrichtung zum Hoch- und Tiefstellen versehen sind.
Bock (zoolog.), das Männchen von Säugetieren, insbesondere der Ziege, des
Schafs, des Rehs und der Gemse, auch des Stein- und Damwildes.
Bock, Eduard, Pädagog, geb. 10. Dez. 1816 in Großjena bei Naumburg a. S., studierte in
Halle Theologie, wurde 1844 Lehrer am Seminar zu Weißenfels, 1847 Direktor des Seminars zu Löwen, mit dem er 1849 nach
Münsterberg übersiedelte. 1864 übernahm er, zum Regierungs- und Schulrat in Königsberg ernannt, das Seminarwesen und zum Teil
auch das Schulwesen der Provinz Preußen, 1873 wurde er in gleicher Eigenschaft nach Liegnitz versetzt, 1882 zum Geh. Regierungs- und
Schulrat ernannt; 1891 trat er in den Ruhestand; er starb 17. Okt. 1893 zu Liegnitz. B. ist als praktischer Schulmann geschätzt; das Seminar
zu Münsterberg galt unter seiner Leitung als Musteranstalt. Als pädagogischer Schriftsteller hat er sich durch den «Wegweiser für
Volksschullehrer» (Bresl. 1858; 5. Aufl., 2 Bde., 1872), «Der Volksschulunterricht» (ebd. 1879;
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 184.