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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bogenführung - Bogheadkohle.

zu verbinden. Der erste Versuch derart war um 1600 Hans Heydens Nürnbergisches Geigenwerk (Geigenklavizimbel), auf welchem die bei Niederdruck der Tasten durch Häkchen herabgezogenen Darmsaiten durch mit Kolophonium bestrichene Räder zum Tönen gebracht wurden, welche mittels eines Fußtrittes in stetem Umlauf erhalten werden mußten. 1709 konstruierte Georg Gleichmann, Organist in Ilmenau, ein ähnliches Instrument mit einigen Verbesserungen und nannte es Klaviergambe; 1741 folgte Le Voirs in Paris ebenfalls mit einem Gambenklavier, 1754 Hohlfeld zu Berlin mit dem Bogenklavier, das gegenüber Heydens Instrument den Vorzug hatte, daß die Räder mit Pferdehaaren überzogen waren; 1790 Garbrecht in Königsberg mit einer verunglückten Verbesserung des Bogenklaviers, 1795 Mayer in Görlitz mit seinem B., den 1799 Kunze in Prag brauchbarer gestaltete; 1801 Hübner mit seinem Clavecin harmonique (Orchestrion) und endlich 1797 Röllig in Wien mit der Xänorphica, dem kompliziertesten Instrument dieser Art, das für jede Taste und Saite einen besondern Bogen in Bewegung setzte. Von allen diesen Instrumenten hat es keins über das Renommee eines Kuriosums hinausbringen können. Eine Kombination des Bogenflügels mit einem gewöhnlichen Klavier war Karl Greiners Bogenhammerklavier (1779).

Bogenführung (Bogenstrich, Strich, franz. Coup d'archet), die Handhabung des Bogens der Streichinstrumente (gewöhnlich mit der rechten Hand), die für das Spiel von ebenso großer Bedeutung ist wie die Applikatur, die Thätigkeit der andern Hand, welche die Saiten verkürzt (greift). Die Reinheit des Tons, bez. die Tonhöhe hängt von der Applikatur ab, alles andre aber von der B., nämlich Weichheit oder Härte des Tons, Ausdruck, Vortragsart (Staccato, Legato). Solange der Bogen die Saiten nicht verläßt, erscheint das Spiel gebunden (legato), auch beim Bogenwechsel (s. unten); verschiedene Arten des nicht gebundenen Vortrags sind das durch selbständiges An- und Absetzen jedes Tons bei bleibender oder stets wechselnder B. entstehende eigentliche Staccato, ferner das Spiel mit springendem Bogen (saltato) und das durch loseste B. bewirkte Virtuosenstaccato (Pikieren). Man unterscheidet bei der B. den Herunterstrich (Herstrich) und den Hinaufstrich (Hinstrich). In Violinschulen und Etüden wird die Streichart genau vorgeschrieben, und dann bezeichnet, [?] oder [?] den Herunterstrich und [?] oder [?] den Hinaufstrich. In einzelnen Orchestern wird darauf gehalten, daß auch bei Konzertaufführungen sämtliche Geiger derselben Partie (erste, bez. zweite Violinen) mit gleichen Strichen spielen; dann müssen natürlich die Bogenstriche genau in die Stimmen eingezeichnet sein. Gewöhnlich wird der Wechsel der B. nur durch über die Noten gezeichnete Bogen angedeutet (s. Bogen, S. 126).

Bogengerüst, s. v. w. Lehrgerüst.

Bogenhausen, Pfarrdorf, nordöstlich bei München, nur durch die Isar davon getrennt, mit einem Schloß des Grafen Montgelas und (1880) 997 Einw. Dabei in 521 m Meereshöhe die königliche Sternwarte (seit 1817) mit dem größten Fraunhoferschen Refraktor. Zu B. gehört die Naturheilanstalt Brunnthal (s. d.). Südlich vom Orte das "Gasteig" mit den Maximilians-Anlagen, welche einen schönen Fernblick nach den Alpen gewähren.

Bogeninstrumente, s. Streichinstrumente.

Bogenklavier, s. Bogenflügel.

Bogenlilie, s. Cyrtanthus.

Bogenschuß, früher gebräuchliche Bezeichnung für den Schuß glatter und gezogener Geschütze, bei dem das Geschoß das Ziel mit dem ersten Aufschlag treffen sollte. Man unterschied den flachen und hohen B., bei letzterm hatte das Geschoß einen Einfallwinkel von 15° und darüber (s. Direkter und Indirekter Schuß).

Bogenschützen (Bogner), s. Bogen und Archers.

Bogensprung, s. Lancade.

Bogenstrich, s. Bogenführung.

Bogensturz, die aus Einem Stein bestehende bogenförmige Überdeckung einer Maueröffnung.

Bögh, Erik, dän. Dichter und Schriftsteller, geb. 17. Jan. 1822 zu Kopenhagen, war einige Zeit Lehrer, gab dann sein Amt auf und wurde Schauspieler. Nach allerlei Abenteuern debütierte er mit großem Erfolg als Bühnenschriftsteller in Kopenhagen mit seiner "Neujahrsnacht" (1850), und seitdem gehörten seine Possen und Lustspiele, von denen er im Lauf der Jahre eine Unzahl produzierte ("Der Stellvertreter des Ehemanns", "Der Fastnachtsschmaus", "Der Kalif auf Abenteuern", "Der Redaktionssekretär", "Die Gräfin und ihr Geschwisterkind" etc.), zu den beliebtesten Repertoirestücken. Ende der 50er Jahre war er Direktor des Kasinotheaters und übernahm darauf die Redaktion des "Folkets Avis", für das er unter dem Titel: "Dit og Dat" ("Dies und Das") eine Menge gemütlich plaudernder Feuilletonartikel über Tagesfragen schrieb, die 1870-80 in einer Reihe von Bänden gesammelt erschienen. Wie diese, fanden auch seine Vorlesungen ("Syv Foreläsninger". 5. Aufl., Kopenh. 1877; "Otte nye Foreläsninger", das. 1874) und seine kleinen Erzählungen ("Udvalgte Fortällinger", das. 1876, 2 Bde.) großen Beifall. Seine Gedichte ("Digte", Kopenh. 1879) haben immer etwas Pikantes und sind zum Teil sehr populär. Noch ist sein Prosawerk "Jonas Tvaermoses Aergrelser" (Kopenh. 1876, 2 Bde.) zu erwähnen. Nachdem B. 1877 zur Redaktion des "Dagens Nyheder" übergetreten, wurde er 1881 zum Zensor am Nationaltheater zu Kopenhagen ernannt. Eine "Dramatiske Arbejder" erschienen in 7 Bänden gesammelt (Kopenh. 1858-70).

Boghaz (türk.), s. v. w. Meerenge, daher: B. Hissari, die Schlösser an der Meerenge der Dardanellen; B. Itschi, Straße von Konstantinopel.

Boghazkoi, Ruinen, s. Jozgad.

Bogheadkohle (spr. bógg-hedd-, Bituminit), Mineral aus der Ordnung der Kohlen, findet sich in ganzen Flözen von 50-60 cm Mächtigkeit, ist dickschieferig, weich und zäh, schwärzlichbraun bis leberbraun, schimmernd oder matt, in scharfen Kanten rötlichbraun durchscheinend. Die B. besteht aus 60-65 Proz. Kohlenstoff, 9,1 Proz. Wasserstoff, 4,0-5,5 Proz. Sauerstoff, 0,7 Proz. Stickstoff, 0,1-0,3 Proz. Schwefel und 18-24 Proz. mineralischen Stoffen; sie brennt sehr leicht, gibt an Terpentinöl einen kopalartig riechenden, harzartigen Körper ab, bei der trocknen Destillation Paraffin, Solaröl, Photogen und aus 1000 kg 264-430 cbm Leuchtgas. Sie findet sich in der Steinkohlenformation von Torbane Hill, bei Bathegate in Linlithgowshire (Schottland) und auf den Hebriden, bei Pilsen in Böhmen (Blattelkohle), bei Kurakina unweit Tula und bei Murajewna im Gouvernement Rjäsan. Obwohl die B. der Steinkohlenformation angehört, kann sie doch nach ihrer mikroskopischen Struktur und ihrer chemischen Zusammensetzung kaum zu den Steinkohlen gerechnet werden. Sie dient hauptsächlich zur Verbesserung des aus schlechten Steinkohlen bereiteten