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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bogen (Bezirksamt und Flecken) – Bogenlicht

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bogen (Waffe)'

gewiesen. Alle echt afrikanischen B. baben einfache Wölbung, im Gegensatz zu den asiatischen, bei denen sie häufig eingedrückt ist. In China ist das Militär zum Teil mit B. bewaffnet. Bei den hyperboreischen Völkern der Alten Welt wird der B. in der Regel aus Birkenholz oder aus Birke und Fichte hergestellt. Die Lappen umwinden ihre B. mit Birkenbast, die Ostjaken überziehen dieselben mit gelbem Firnis. Zwischen Grönland und der Beringstraße bildet der B. noch immer eine Hauptwaffe. Er ist meist kunstreich aus Knochen oder Holzstücken zusammengefügt, die Sehne ist aus tierischen Fasern gedreht. Der größere Reichtum an Treibholz verursachte vermutlich, daß die B. der Westeskimo besser sind als die der Grönländer. Die B. bestehen hier auch aus einem gebogenen Mittelstück und zwei geraden oder doch weniger gebogenen Seitenstücken. Verstärkungen werden erzeugt durch Auflegen von Holz-, Knochen- und Fischbeinstücken. Die nordischen Museen bewahren völlig aus Fischbein gefertigte B. auf. Die weiteste Verbreitung gewinnt der B. in Amerika, besonders in Südamerika. Im pacifischen Nordamerika stellt man ihn aus dem zähen Taxusholze her oder verstärkt ihn durch Sehnen, die mit dem ausgezeichnetsten Leime befestigt werden. Die nordamerikanischen B. weisen auch Ähnlichkeiten mit hyperboreischen Stücken auf. Von den westind. Völkern benutzen nur die Kariben auf dem Ostrand Haitis und in der Osthälfte Portorikos B. Mancher südamerikanische B. ähnelt dem melanesischen, d. h. er ist sehr lang, bis 2 m, sauber geglättet und von flachovalem Querschnitt. Einige Guayanastämme höhlen eine der Bogenflächen leicht aus. Die Indianer Südamerikas benutzen zur Herstellung mit Vorliebe das Kernholz der Aïripalme, einer Bignonia, die Guayanesen das sog. Letter-Holz (von Piratinera guianensis Aubl.). Letzteres ist von schön bräunlicher Farbe, oft gelb gefleckt und besitzt den Vorzug leichter Spaltbarkeit in der Längsachse. Die Sehne besteht aus schön gedrehten Pflanzenschnüren.

Von europ. Völkern besaßen die Griechen und Römer B., die aus zwei länglich gestreckten, durch eine Art Steg miteinander verbundenen Hörnern bestanden, an deren beiden Enden die aus geflochtenem Pferdehaar oder aus Rindssehnen gedrehte Sehne befestigt war. Bei den Griechen gab es noch eine zweite Form der B., deren Enden nach innen gebogen einen Halbkreis bildeten. Eine dritte Art war der scythische B. mit Schlangenwindung. Außer den genannten führten von alten Völkern B. die Thraker, Kreter, Kureten, Parther und Numidier. Der B. war die bevorzugte Waffe der Assyrer. Im Mittelalter erhob Mohammed den Gebrauch des B. zur religiösen Pflicht, und so geschah die gewaltige Ausbreitung des Bogengebrauchs bei den Persern, Türken und Arabern. Die mittelalterlichen B. des europ. Abendlandes waren in Größe und Konstruktion von denen des Altertums verschieden. Der englische B. maß fast 2 m, der meist aus Stahl gefertigte italienische B. 1,5 m. In England und Deutschland fertigte man die B. meist aus dem zähen elastischen Eibenholze. In England war der B. noch bis ins 17. Jahrh. im Gebrauch, auf den Lofoten bis in das vorige. (S. Bogenschützen.) Vgl. Ratzel, Die afrikanischen B., ihre Verbreitung und Verwandtschaften (in den «Abhandlungen der königl. Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften», Lpz. 1891).

Bogen. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Niederbayern, hat (1880) 31842 (15068 männl., ↔ 16774 weibl.) E. in 52 Gemeinden mit 935 Ortschaften. –

2) Flecken und Hauptort des Bezirksamtes B., an der Einmündung des links zur Donau gehenden Bogenbachs, am Südfuß des Bayrischen Waldes, 13 km im O. von Straubing, hat (1890) 1277 kath. E., Post, Telegraph, Bezirksamt und Amtsgericht (Landgericht Straubing). Nahebei der Bogenberg (432 m) und das Dorf Bogenberg mit schöner got. Pfarrkirche.

Bogenberg, Dorf und Berg, s. Bogen.

Bogenfeile, eine vom Schlosser gebrauchte Art Metallsägen, deren Blatt in einen Stahlbügel eingespannt ist und deren feine Zähne ähnlich dem Hieb der Feilen durch Einhauen mittels des Meißels hergestellt sind.

Bogenflügel, Bogenklavier, s. Gambenwerk.

Bogenfries nennt man eine zur Verzierung dienende, daher nur als Verblendung ausgeführte Reihe kleiner Bogen unter einem Gesimse. Die B. kommen vorzugsweise im roman. Stil vor, doch findet man sie auch an Bauten anderer Zeiten. Man trifft auch Verschränkungen zweier Bogenreihen und andere Kombinationen dieses wirkungsvollen Dekorationsmotivs an.

Bogenführung, s. Bogenstrich.

Bogengerüst, s. Gerüste.

Bogenhausen, Dorf im Bezirksamt München I des bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, rechts der Isar, gegenüber dem Englischen Garten von München, mit dem es durch die eiserne Max-Josephs-Brücke (1876) verbunden ist, von München durch die Isar getrennt, hat (1890) 1576 E., darunter 65 Evangelische, Post, Telegraph und einen (Herzog-Max-) Park. In der Nähe die Bayrische Sternwarte, in 48° 8’ 45’’ nördl. Br. und 11° 36’ 29’’ östl. L. von Greenwich und in 521m Höhe, mit ausgezeichneten astron. Instrumenten von Fraunhofer und Reichenbach. Zu B. gehört Bad Brunnthal, eine von Dr. Steinbacher (gest. 1868) gegründete Naturheilanstalt. Südlich auf dem «Gasteig», der Höhe des rechten Isarufers bis zur Vorstadt Haidhausen und der Ludwigsbrücke von München, ziehen sich die Maximiliansanlagen hin mit schönem Ausblick auf Stadt und Alpen. (S. München.)

Bogeninstrumente, s. Streichinstrumente.

Bogenklavier, s. Gambenwerk.

Bogenkrabben (Cyclometopa), Familie der Krabben (s. d.) mit breitem Kopfbruststück, das sich nach hinten verjüngt. Die zahlreichen Arten leben größtenteils im Meere (z. B. der gemeine Taschenkrebs und die gemeine Krabbe), teilweise aber auch im süßen Wasser, wie die Gattung Telphusa.

Bogenlampe, s. Bogenlicht.

Bogenlicht nennt man diejenige Form des elektrischen Lichts, bei der als Quelle des Lichts der Davysche Lichtbogen (s. Bogen, elektrischer) dient. Als Material für die Kohlenstäbe wandte Davy Holzkohle, und zwar Zeichenkohlestäbchen von etwa 25 mm Länge und 4 mm Durchmesser an, die sehr rasch verbrannten. Eine bedeutende Verbesserung war es daher, daß Foucault 1844 dieselben durch harte Graphitkohlenstäbe, geschnitten aus dem Graphitansatz innerhalb der Gasretorten, ersetzte, die bedeutend länger aushielten. Heute benutzt man ausnahmslos künstliche Kohle, deren Herstellung nach einer großen Zahl mehr oder weniger voneinander verschiedener Verfahren erfolgt, die aber von dem ursprünglichen, 1846 von Staite angegebenen, nach welcher Kohlenpulver mit Sirup zu einem Teig angemacht und

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 209.