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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bohrschwamm; Bohrwürmer; Böhtlingk; Bóhtori; Bohtz; Bohus; Bohuslän; Boi; Boie

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Bohrschwamm - Boie.

Wassers stark abnehmen. Zum Schutz gegen B. bewährt sich Teeranstrich nur auf kurze Zeit, dagegen bleibt mit Kreosot imprägniertes Fichtenholz dauernd verschont, während Eichenholz etwas weniger Widerstand leistet.

Bohrschwamm, s. Schwämme.

Bohrwürmer, s. Bohrmuscheln.

Böhtlingk, Otto, bedeutender Orientalist, Mitbegründer des wissenschaftlichen Studiums des Sanskrits in Deutschland, geb. 30. Mai (a. St.) 1815 zu Petersburg, wohin seine Vorfahren aus Lübeck 1713 eingewandert waren, studierte seit 1833 in Petersburg orientalische Sprachen, von 1835 ab in Berlin und Bonn insonderheit Sanskrit, wurde nach seiner Rückkehr (1842) zum Adjunkten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, 1845 zum ordentlichen Mitglied derselben, 1860 zum Wirklichen Staatsrat, 1875 zum Geheimrat ernannt, nachdem er seinen Wohnsitz schon 1868 nach Jena verlegt hatte. Epochemachend war seine Ausgabe des Sanskrittextes der berühmten Grammatik des Panini (Bonn 1840, 2 Bde.), an die sich Editionen von Vopadevas Grammatik (Petersburg 1846) und Hemacandras Wörterbuch (das. 1847) anreihten. Dem Studium der indischen Dramen in Deutschland gab er durch seine Ausgabe und Übersetzung von Kalidasas "Sakuntala" (Bonn 1842) eine feste Grundlage und sammelte die indische Sprachweisheit in seinem trefflichen Werk "Indische Sprüche" (Petersb. 1863-65, 3 Bde.; 2. Aufl., 7613 Sprüche enthaltend, 1870-71); nicht minder reichhaltig ist seine "Sanskrit-Chrestomathie" (das. 1845, 2. Aufl. 1877). Eins der interessantesten indischen Dramen hat er neuerdings ins Deutsche übersetzt ("Mricchakatika", Petersb. 1877). Zahlreich sind seine kleinern Abhandlungen in den Publikationen der kaiserlichen Petersburger Akademie. Sein Hauptwerk aber, das er in Gemeinschaft mit R. Roth in Tübingen herausgab unter Mitwirkung der bedeutendsten deutschen Sanskritisten, ist das großartige "Sanskrit-Wörterbuch" (Petersb. 1855-75, 7 Bde.), ein Stellenwörterbuch, für welches die äußerst reiche, bisher in Handschriften oder Drucken bekannte Sanskritlitteratur der wedischen und der spätern Epoche in höchst sorgfältiger Weise exzerpiert und zum erstenmal eine geschichtliche Anordnung der Wortbedeutungen unternommen ist. Neuerdings hat B. ein "Sanskrit-Wörterbuch in kürzerer Fassung" herauszugeben begonnen (Petersb. 1879 ff.), in welchem die Bedeutungen ohne Angabe der Stellen, zugleich aber sehr viele in dem großen Wörterbuch nicht enthaltene Wörter, zum Teil nach Mitteilungen andrer Sanskritisten, gegeben werden. Wichtig für vergleichende Grammatik der ural-altaischen Sprachen ist sein früheres Werk: "Über die Sprache der Jakuten" (Petersb. 1851).

Bóhtori, Alwalid, arab. Dichter aus dem Stamm Tai, geboren zu Manbig (Hierapolis) in Syrien zwischen 815-821 n. Chr., bildete sich unter dem berühmten Abu Temmâm (s. d.), ging dann nach Bagdad, erwarb sich die Gunst des Kalifen Motawakkel und dessen Wesirs Fath und starb in Syrien um 897. Man hat von ihm einen "Diwan" von 835 Gedichten (handschriftlich aus der Bibliothek zu Paris, eine Auswahl ebendaselbst und in Berlin; einzelnes an verschiedenen Orten gedruckt). Vgl. Hamâsa.

Bohtz, August Wilhelm, Ästhetiker, geb. 17. Juli 1799 zu Stettin, studierte in Halle, Berlin und Göttingen Philologie und Philosophie und ließ sich, nachdem er eine Zeitlang in Dresden Tiecks vertrauten Umgang genossen, als Privatdozent zu Göttingen nieder, wo er 1837 außerordentlicher, 1842 ordentlicher Professor wurde und 7. März 1880 starb. Seine ästhetischen Hauptschriften: "Die Idee des Tragischen" (Götting. 1836) und "Über das Komische und die Komödie" (das. 1844), sind vom Standpunkt der Hegelschen Schule aus abgefaßt. Außerdem schrieb er: "De Aristophanis ranis" (Hamb. 1828); "Vorlesungen über die Geschichte der neuern deutschen Poesie" (Götting. 1832) und "Lessings Protestantismus und Nathan der Weise" (das. 1854), worin er diesen gegen den Vorwurf, daß er dem Indifferentismus und Rationalismus das Wort rede, zu verteidigen sucht.

Bohus (Bohus-Slot), Schloßruine aus einer Insel im Götaelf bei Kongelf im schwed. Län Göteborg und B., von welcher der ehemals zu Norwegen gehörige 150 km lange Küstenstrich "Bohuslän" (s. Göteborg- und Bohuslän) den Namen erhalten hat. Die Befestigungen des schon 1308 angelegten Schlosses stammen aus dem 16. und 17. Jahrh., sind aber jetzt verfallen. Gut erhalten ist nur der Turm Fars Hatt ("des Vaters Hut"). Das Schloß war oftmals Gegenstand des Kampfes zwischen den Dänen und Schweden. Hier schlug 1502 der dänische Prinz Christian die Schweden unter Karl Knutsson und bemächtigte sich der Festung, die erst durch den Waffenstillstand vom 9. Okt. 1788 definitiv an Schweden abgetreten wurde. Die Landschaft B. ist das alte Alfhem, die Heimat der Wikinger. Die Bewohner hießen vorzeiten Wikväringer ("Buchtenverteidiger") und waren übel berüchtigt. Hauptgeschäft derselben ist jetzt das Sammeln der Färbeflechten, mit denen die Küstenfelsen bedeckt sind. Früher zu Norwegen und Dänemark gehörig, kam B. 1658 durch den Frieden von Roeskilde an Schweden.

Bohuslän, s. Bohus, ferner Göteborg- und Bohuslän.

Boi, s. v. w. Boy.

Boie, Heinrich Christian, Schriftsteller, geb. 19. Juli 1744 zu Meldorf im Holsteinischen, studierte seit 1763 in Göttingen Rechtswissenschaft, wurde 1775 hannöverscher Staatssekretär, 1781 dänischer Landvogt in Meldorf, 1790 dänischer Etatsrat und starb 3. März 1806 in Meldorf. Während seiner Studienzeit zu Göttingen vereinigte er sich 1770 mit Gotter zur Herausgabe des ersten deutschen "Musenalmanachs", den er, nach Gotters Abgang von Göttingen, von 1771 bis 1775 allein redigierte. Dieser Göttinger "Musenalmanach" wurde bald das Organ jenes Kreises von Jünglingen, die, unter dem Namen des "Hainbundes" vereinigt, die Epoche einer neuen volkstümlichen Poesie herbeiführen halfen (s. Göttinger Dichterbund). B. selbst übte im Bunde das Amt des Kritikers und war als solcher sehr geachtet. Nachdem er von der Redaktion des "Musenalmanachs" zurückgetreten, gründete er das "Deutsche Museum", welches er 1776-77 mit Dohm, 1778-91 allein, (von 1789 an u. d. T.: "Neues deutsches Museum") herausgab, eine der vielseitigsten und gehaltvollsten Zeitschriften des vorigen Jahrhunderts. Als Dichter hat B., wie er sich selbst am besten bewußt war, keine Bedeutung. Er schrieb kleine Lieder (vielfach Nachahmungen des Horaz oder der Franzosen), die unter dem Titel: "Gedichte" (Brem. u. Leipz. 1770) und in Voß' "Musenalmanach" gedruckt erschienen. Mit letzterm übersetzte er auch Chandlers "Reisen durch Kleinasien und Griechenland" (Leipz. 1776-77, 2 Bde.). Seine Briefe an Bürger (in Strodtmanns "Briefe von und an Bürger", Berl. 1875, 4 Bde.), Knebel (in dessen "Nachlaß"), Merk (in der ersten