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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bojaria; Boje; Bojer; Bojoarier; Bökel; Bokelmann; Boker; Bokhara; Bol; Bola; Bolama; Bolan; Bolanden; Bolbec

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Bojaria - Bolbec.

Bojaria, alter Name für Bayern.

Boje, ein schwimmendes Seezeichen (s. d.).

Boje, Heinrich Christian, s. Boie.

Bojer (Boji), kelt. Volk, das vom Bodensee bis zum Plattensee, zwischen den Alpen und der Donau wohnte. Ein Teil saß zwischen dem Po und Apennin im cispadanischen Gallien. Diese italischen B. wurden 224 v. Chr. zuerst von den Römern besiegt und, nachdem sie im zweiten Punischen Krieg Hannibal unterstützt, im Jahr 200 Placentia zerstört hatten und tief in Etrurien eingedrungen waren, 191 von dem Konsul Scipio Nasica durch fast vollständige Ausrottung ihres Adels zur Unterwerfung gezwungen. Durch römische Kolonien wurden sie bald romanisiert. Im Norden der Alpen behaupteten sich die B. lange im Besitz Böhmens (Bojohaemum); ein Teil dieser nördlichen B. schloß sich 58 v. Chr. dem Zug der Helvetier an und ließ sich nach Cäsars Sieg im Gebiet der Äduer nieder. Die böhmischen B. wurden um Christi Geburt von den Markomannen unter Marbod verdrängt und gingen unter.

Bojoarier (Bajuvarii, Baiwaren), älterer Name der Bayern, welcher von dem frühern Wohnsitz dieses germanischen Stammes, dem Bojerland, "Bojohaemum" (Böhmen), herrührt. S. Bayern, S. 548.

Bökel (richtiger Beukelsz), Willem, ein Fischer zu Biervliet im holländischen Flandern, verbesserte das Einsalzen der Heringe und starb wahrscheinlich 1397 in seinem Geburtsort. Von seinem Namen leiten manche das Wort bökeln oder pökeln her. L. G. Camberlyn feierte Bökels Erfindung in einem lateinischen Gedicht: "De Bukelingi genio" (Gent 1827).

Bokelmann, Ludwig, Maler, geb. 4. Febr. 1844 zu St. Jürgen bei Bremen, trat mit 14 Jahren in ein kaufmännisches Geschäft und war zehn Jahre lang als Kaufmann thätig, bevor er sich, seinem innersten Drang folgend, der Kunst widmen durfte. Er absolvierte zunächst die Vorbereitungsklassen der Düsseldorfer Akademie und trat dann in das Atelier von W. Sohn, dessen Unterweisung ihn so förderte, daß er schon 1873 für sein erstes größeres Bild: im Trauerhaus, eine Medaille auf der Wiener Weltausstellung erhielt. In einer Reihe von humoristischen Bildern aus dem Kinderleben (Geduldprobe, Gänsemarsch, Radschläger) schloß er sich auch koloristisch an die von Knaus eröffnete Richtung an. Schon 1875 trat er jedoch mit einem aus dem modernen Leben gegriffenen Genrebild: im Leihhaus (Stuttgart, Staatsgalerie), selbständig auf. In den verschiedenen Figuren offenbarten sich große Kraft und Reichtum der Charakteristik; nur in dem Kolorit zeigte sich noch eine gewisse Unfreiheit, die jedoch 1877 in der Volksbank vor dem Zusammenbruch (Philadelphia) völlig überwunden war. B. hatte einen eignen malerischen Stil gefunden: ein klares, etwas kühles Kolorit, welches die realistische Auffassung, die Schärfe der Charakteristik und die Lebendigkeit der Gruppierung wesentlich unterstützt. Während in einigen der folgenden Bilder: dem Wanderlager vor Weihnachten (1878), den letzten Augenblicken eines Wahlkampfes (1880), den Auswanderern (1882, Gemäldegalerie in Dresden), dem Gerichtstag (1883), der Spielbank zu Monte Carlo (1884), die Gruppen nur in losem Zusammenhang stehen, stets aber durch Wahrheit, Lebendigkeit und Tiefe der Charakteristik fesseln, sind seine Hauptwerke: die Testamentseröffnung (1879, Berliner Nationalgalerie) und die Verhaftung (1881, Provinzialmuseum in Hannover), von hohem dramatischen Interesse erfüllt. B. hat der Düsseldorfer Genremalerei ein neues Stoffgebiet eröffnet und zugleich eine neue Ausdrucksweise gefunden. Er malt auch Porträte in kleinem Maßstab von geistreicher Auffassung. 1879 erhielt er die große goldene Medaille der Berliner Ausstellung.

Boker, George Henry, nordamerikan. Dichter, geb. 1824 zu Philadelphia, studierte im Princeton College im Staat New Jersey, bereiste Frankreich und England, bekleidete dann mehrere öffentliche Ämter und war 1871-75 amerikanischer Gesandter in Konstantinopel, dann bis Oktober 1877 in Petersburg, worauf er nach Philadelphia zurückkehrte. Von Jugend auf litterarisch thätig, veröffentlichte er einen Band Gedichte unter dem Titel: "The lesson of life, and other poems" (1847), denen sich später "The Podesta's daughter, and other miscellaneous poems" (1852), die schneidigen "Poems of the war" (1864) und "Koenigsmark, the legends of the hounds, and other poems" (1869) anschlossen. Außerdem schrieb er eine Reihe von Dramen, in denen er mit Vorliebe das Walten zerstörender Leidenschaften schildert, wie: "Calaynos", eine Episode aus dem Kampf der Mauren und Spanier behandelnd (1848); "Anne Boleyn" (1850); "Leonor de Guzman" und "Francesca da Rimini". Eine Auswahl seiner "Plays and poems" (2 Bde.) erschien 1869 in 2. Auflage. Noch gab er Bayard Taylors "Studies in German litterature" (1879) heraus und veröffentlichte eine neue Gedichtsammlung unter dem Titel: "The book of the dead" (Philad. 1882).

Bokhara (Buchara), s. Bochara.

Bol, s. v. w. Bolus.

Bol, Ferdinand, holländ. Maler, geb. 1616 zu Dordrecht, lernte bei Rembrandt und ward einer seiner ausgezeichnetsten Schüler. Doch schloß er sich nur in seiner frühern Zeit enger an ihn an. Seine historischen Kompositionen befriedigen wegen der von Italien beeinflußten akademischen Haltung nicht so wie seine Bildnisse, die von großer Zartheit des Helldunkels und sprechendem Ausdruck sind. Bols Hauptwerke befinden sich in Holland (Gouda, Leiden und Amsterdam); doch besitzen auch Dresden, Berlin, Paris u. a. O. treffliche Werke von ihm. Seine Radierungen (ca. 17) sind in Rembrandts Weise gehalten und von feiner und geistreicher Behandlung. B. starb 1680 in Amsterdam, wo er 1652 das Bürgerrecht erlangt hatte.

Bola (span.), Kugel; Bolas, an einem Riemen befestigte Kugeln, Wurfschlinge; vgl. Lasso.

Bolama, Hauptort der portug. Provinz Guinea, an der Westküste Afrikas, auf der gleichnamigen Insel an der Mündung des Rio Grande, mit kleinem Fort, Sitz des Gouverneurs. S. Guinea.

Bolan, Gebirgspaß in Belutschistan, der aus dem nördlichen Indien über Schikarpur und Dadar, dem gleichnamigen Fluß folgend, nach Quetta führt. In Europa ist derselbe durch die Feldzüge der Engländer 1838 und 1842 berühmt geworden. Da die Anschwellungen des Flusses den Paß oft ungangbar machen und der Geröllboden die Anlage einer ordentlichen Straße sehr erschwert, so umging die englische Verwaltung des afghanischen Grenzbezirks den Paß 1879 bei Anlage der Militärbahn Rohri (am Indus)-Dadar-Pischin.

Bolanden, Konrad von, s. Bischoff 5).

Bolbec, industrielle Stadt im franz. Departement Niederseine, Arrondissement Le Havre, in malerischer Lage am gleichnamigen Fluß und an der Französischen Westbahn, hat eine katholische und eine reformierte Kirche, (1881) 10,226 Einw., bedeutende Baumwollspinnerei, -Weberei, -Druckerei und Handel.