Schnellsuche:

Biographisches Künstler-Lexikon

Dr. Hermann Alex. Müller, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882

Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.

Schlagworte auf dieser Seite: Bouguereau; Boulanger

70

Bouguereau - Boulanger.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Boughton'

lärer wurde als er durch seine Scenen aus Neuengland und aus der Bretagne. Aus der überaus reichen Zahl derselben nennen wir nur die beiden sehr sorgfältig ausgeführten: durch die Felder und die Heimkehr der Hopfensammler (1863), sodann Heuernte in der Bretagne und wandernde Gedanken (1865), die Andacht am Weg (1866), die besonders gerühmten Puritaner in Neuengland auf dem Weg zum Gottesdienst (1867), Hirtenscene aus der Bretagne (1868), und humoristischen Inhalts: Gleichgültigkeit und ländliche Toilette, Landleute, die am Weihnachtsmorgen zu Markt ziehen, das sehr amüsante Alter der Galanterie, sowie mehrere Scenen nach Longfellows Gedichten und Washington Irvings »Skizzenbuch«. Ebenso aus den letzten Jahren die beliebt gewordenen Bilder: kälter als der Schnee, Frühlingszeit, wegziehende Vögel, herannahender Winter, der Erbe (1873), Canterbury-Pilger (1874), graue Tage und die Bürdenträger (1875), Hirtenscene aus Surrey (1876), heimwärts, Schnee im Frühling (1877), das Ende der Flitterwochen und grüne und dürre Blätter (1878).

Bouguereau (spr. bug'róh), William Adolphe, franz. Historienmaler, geb. 30. Nov. 1825 zu La Rochelle (Gironde), kam in ein kaufmännisches Geschäft zu Bordeaux und besuchte daneben einige Stunden der Zeichenschule, wo er aber von seinen Kameraden wegen seines unkünstlerischen Standes viel zu leiden hatte. Er faßte daher den Entschluß, Maler zu werden, und ging zu einem Oheim, bei dem er sich durch Porträtmalen so viel erübrigte, daß er in Paris Schüler Picots wurde und von 1843 an die École des beaux-arts besuchte. Er erhielt 1850 den großen Preis für Rom und sandte von hier mehrere Bilder nach Paris, unter denen 1854 der in die Katakomben getragene Leichnam der heil. Cäcilia großes Aufsehen erregte. Derselbe kam nebst den spätern Bildern: Philomele und Prokne (1861) und Mater afflictorum (1877), ins Museum des Luxembourg. Sie haben, wie seine Kirchengemälde, eine gewisse stilistische Größe und Würde der Formen, sind trefflich gezeichnet und modelliert, aber ↔ ziemlich arm an Phantasie und Gefühl. Häufig begnügt er sich damit, den menschlichen Körper in unverhüllter Schönheit zu zeigen, z. B. in den mythologischen Bildern: Venus den verwundeten Amor liebkosend (1859), Faun und Bacchantin (1861) und Bacchantin (1863, Museum in Bordeaux), oder er bringt einfache Gruppen idealer Figuren, wie: der erste Streit und der Friede (1861) und die Caritas, in denen ein edler Rhythmus der Bewegung und eine etwas üppig gehaltene, aber nicht ins Sinnliche übergehende Form herrschen. Als in Paris sein Ruf begründet war, wurde er auch mit manchen dekorativen Arbeiten und Wandmalereien beauftragt, die er mit großem Geschick ausführte, so im Haus Bartholony und im Hôtel Pereira, in den Kirchen Ste. Clotilde und St. Augustin und 1866 im Theatersaal zu Bordeaux. Wie er sich bei der großen Pariser Ausstellung von 1867 mit zahlreichen Bildern beteiligt hatte, darunter auch mehrere Porträte, so auch bei der von 1878 und bei der Münchener 1879, wo unter den drei Bildern: Verlöbnis der heil. Anna, Nymphen und Geburt der Venus besonders letzteres allgemein bewundert wurde (ebenfalls im Luxembourg). Nachdem er bereits 1859 das Ritterkreuz der Ehrenlegion erhalten hatte, wurde er 1876 Offizier derselben, in demselben Jahr auch Mitglied der Kunstakademie in Paris.

Boulanger (spr. bulangschéh), Gustave Rodolphe Clarence, franz. Historienmaler, geb. 25. April 1824 zu Paris, genoß den Unterricht in der École des beaux-arts, wurde Schüler von Jollivet und Paul Delaroche und hielt sich, nachdem er 1849 für das Bild: Odysseus und Eurykleia den großen Preis für Rom erhalten hatte, bis 1856 in Italien auf, von wo aus er sich zunächst durch sein Bild: Cäsar am Rubico bekannt machte. Dann besuchte er Algerien und brachte mehrere recht lebendige, auch in der Farbe trefflich wirkende Scenen aus dem Hirtenleben der Araber, z. B.: der Emir, Erinnerung an Blidah, arabischer Märchenerzähler, Reiter in der Sahara, Kabylen auf der Flucht, wurde aber dem zuerst gewählten

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 71.