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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bōy; Boyacá; Boyau; Boycotten; Boye; Boy-Ed; Boyen

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Boy - Boyen

Bōy (Boi), s. Flanell.

Boyacá, Departamento im Nordosten der Republik Columbia, grenzt im NO. und O. an Venezuela, im SO. an das Territorium San Martin, im SW. und W. an Cundinamarca, im NW. an Santander, hat mit dem Territorium Casanare 86300 qkm und bietet in orographischer und klimatischer Beziehung die größten Gegensätze dar. Es umfaßt nämlich die Ostcordillere mit ihren Hochebenen, während der größere östl. Teil aus weiten, heißen Tiefebenen besteht, die von Zuflüssen des Orinoco bewässert werden. Der westl. hohe Teil erzeugt europ. Cerealien in Menge und ist reich an Metallen, namentlich Kupfererzen, sowie an Edelsteinen. In den heißen Ebenen von Casanare bilden Pferde- und Rinderherden den Hauptreichtum; für den Anbau tropischer Kulturpflanzen fehlt es bis jetzt an Arbeitskräften und an Absatzwegen. Im ganzen sind 30500 qkm kultiviert. B. hatte 1870 516940, 1881 702000 E., die größtenteils im westl. Hochlande zusammen wohnen. Die Hauptstadt ist Tunja (s. d.). Größer ist Chiquinquira (s. d.), ein berühmter Wallfahrtsort, in dessen Nähe beim Dorfe Muso oder Muzo in den für 10000 Pesos verpachteten Gruben schöne, sog. Peruanische Smaragden gefunden werden. - Seinen Namen hat das Departamento von dem Dorfe B., südöstlich von Tunja, wo Bolivar durch seinen entscheidenden Sieg 7. Aug. 1819 Neugranada endgültig von der span. Herrschaft befreite.

Boyau (frz., spr. bŏajoh), Ast, Schlag, die einzelne gerade Strecke einer Approche (s. d.).

Boycotten (engl. to boycott), Boykottieren, ist ein Ausdruck, der 1880 im Zusammenhang mit der Agitation der Landliga (s. d.) in Irland entstand. Kapitän James Boycott, Verwalter eines Pachtguts im Westen von Irland, inmitten eines Distrikts, der im Herbst 1880 einer der Hauptherde der Landagitation war, weigerte sich standhaft, der Landliga beizutreten oder deren Geboten in Bezug auf Zahlung der Pachtrente Folge zu leisten. Zur Strafe für diese Widersetzlichkeit wurde er auf Beschluß der Liga systematisch von allem Verkehr mit der Umgegend ausgeschlossen, niemand durfte mit ihm verkehren oder handeln, bei ihm dienen oder arbeiten. Boycott ließ sich nicht einschüchtern. Unter Truppenschutz brachte er mit fremden Arbeitern seine Ernte ein, doch hielt er es, nachdem dies geschehen, für geraten, sein Gut zu verlassen. Das ähnliche Verfahren einer socialen Achterklärung wurde später gegen alle, Stadt- wie Landbewohner, die sich der Tyrannei der Landliga widersetzten, angewandt und nach dem Namen des Mannes, an dem es zuerst erprobt war, als B. bezeichnet. Der Ausdruck ging dann auch in andere Sprachen über. - Das B. von Gastwirten durch Socialdemokraten ist in oberlandesgerichtlichen Urteilen mehrfach als grober Unfug nach §. 360, Nr. 11 des Strafgesetzbuchs bestraft worden, insofern die Veröffentlichung solcher Sperrmaßregel durch die Presse einen Druck auf das Publikum in seiner Gesamtheit ausübt, dasselbe einschüchtert und so die öffentliche Ordnung stört.

Boye (spr. bohje), Kaspar Joh., dän. Dichter, geb. 27. Dez. 1791 zu Kongsberg in Norwegen, besuchte das Gymnasium zu Drontheim und studierte seit 1810 Theologie zu Kopenhagen. 1818 wurde er Lehrer am Jonstrupschen Schullehrerseminar, 1826 Pastor zu Sölleröd auf Fünen, 1835 in Helsingör und 1847 in Kopenhagen, wo er 6. Juli 1853 starb. Seinen Ruf als begabter Dichter begründete B. durch ^[Spaltrenwechsel] sentimental-romantische Dramen im Stile Öhlenschlägers, unter denen als beste die Trauerspiele "Juta" (1823), "Svend Grathe" (1824) und "Erik den Syvende" (1827) gelten, die sich auch in der von ihm veranstalteten Sammlung "Udvalgte poetiske Skrifter" (4 Bde., Kopenh. 1850‒51) finden. Von B.s übrigen poet. Arbeiten sind, außer einigen sehr populär gewordenen Dichtungen (wie die Ballade "Kirkeklokken i Farum", das Nationallied "Der er et Land, dets Sted er höit mod Norden" u. s. w.), "Aandelige Digte og Sange" ("Geistliche Dichtungen", 4 Tle., Kopenh. 1833‒37; "Ny Samling", 2 Tle., 1840‒43) hervorzuheben, von denen er selbst eine 2. Ausgabe als "Psalmer" (fortgeführt von Baggesen und Holck, 3 Bde., 1847‒54) veranstaltete. Auch als Kanzelredner und Übersetzer Scottscher Romane ist B. bekannt.

Boy-Ed, Ida, Romanschriftstellerin, geb. 17. April 1852 zu Bergedorf, lebt vermählt in Lübeck. Sie schrieb die Novellen "Ein Tropfen" (Hamb. 1882), "Getrübtes Glück" (ebd. 1884), "Abgründe des Lebens" (Lpz. 1887), "Malergeschichten" (ebd. 1892), "Ein Kind" (ebd. 1892) und die Romane "Männer der Zeit" (ebd. 1885), "Seine Schuld" (ebd. 1885), "Dornenkronen" (Berl. 1886), "Masken" (ebd. 1887), "Die Unversuchten" (Lpz. 1887), "Ich!" (Stuttg. 1887), "Fanny Förster" (ebd. 1888), "Eine Lüge?" (Lpz. 1888), "Nicht im Gleise" (ebd. 1890), "Aus Tantalus' Geschlecht" (Berl. 1891), "Lea und Rahel" (Lpz. 1892) und "Empor" (Berl. 1892).

Boyen, kleine Festung im Reg.-Bez. Gumbinnen, unweit westlich der Kreisstadt Lötzen zwischen dem Löwentin- und Großen Mauersee am Lötzener Schiffahrtskanal gelegen, ist nach dem. Kriegsminister von Boyen (s. d.) benannt. Die Befestigung umfaßt den südlichen, vier Bastionen bildenden Hauptteil und das nördlich und höher gelegene Kernwerk von tenailliertem Grundrisse. B. ist Sperrfort für die Eisenbahn und Chaussee von der russ. Grenze über Lyk, Lötzen, Rastenburg nach Königsberg, welche zur Zeit die einzig brauchbaren Kriegsverkehrsstraßen des südl. Teils von Ostpreußen mit Königsberg und dem westl. Hinterlande bilden.

Boyen, Leop. Herm. Ludw. von, preuß. Generalfeldmarschall, aus einer böhm. Adelsfamilie stammend, geb. 23. Juli 1771 als Sohn des Oberstlieutenants von B. zu Kreuzburg in Ostpreußen, trat 1784 als Gefreiter-Korporal in das Infanterieregiment Anhalt und stieg bis 1799 zum Stabskapitän, nachdem er von 1794 bis Mitte 1796 im Kriege in Polen Adjutant des kommandierenden Generals von Günther gewesen war. (Vgl. seine "Erinnerungen aus dem Leben Günthers", Berl. 1834.) Als junger Offizier besuchte er die Provinzialkriegsschule in Königsberg i. Pr. und hörte die Vorlesungen von Kant und Kraus. Als Stabskapitän verfaßte er 1799 für die "Jahrbücher der preuß. Monarchie" einen Aufsatz über die militär. Gesetze, schrieb 1800 und 1801 Denkschriften über Militärschulen und über Taktik sowie 1806 "Gedanken über den Krieg mit Frankreich", welche die Aufmerksamkeit des Königs derart erregten, daß er B. dem Generalstabe des Herzogs von Braunschweig überwies. Bei Auerstädt wurde B. schwer verwundet, fand aber in Weimar im Steinschen Hause Pflege und Heilung, eilte nach Ostpreußen, wurde Anfang 1808 Major im Generalstabe und Mitglied der Militär-Reorganisationskommission, in der er stets die Gedanken Scharnhorsts vertreten und sich namentlich