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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bramante - Branchien.

Bramante, Donato (früher fälschlich Lazzari genannt), ital. Architekt, geb. 1444 in der Nähe von Urbino, war ursprünglich Maler, bildete sich in Urbino unter dem Architekten Luciano di Laurana und dem Maler Piero della Francesca und später in Mantua bei Mantegna zu seiner vielseitigen künstlerischen Thätigkeit aus. Von 1472 bis 1499 war er in Mailand als Architekt, Ingenieur und Maler thätig und lernte hier den lombardischen Backsteinbau kennen, welchen er in dem Bau der Kirche von Santa Maria delle Grazie zu höchster und edelster Entwickelung brachte. Er baute außerdem in Mailand das Querschiff von Santa Maria presso San Satiro, einige gotische Fenster im Ospedale Maggiore, das Ospedale Militare, mehrere Paläste, ferner die Hauptkirche von Abbiategrasso und lieferte zahlreiche Entwürfe für Kirchen, wodurch sein an den besten Mustern der Frührenaissance gebildeter Stil über ganz Oberitalien verbreitet wurde und zahlreiche Nachahmer fand. Von Mailand aus entwarf er den Plan für die Cancellaria in Rom, wohin er 1499 übersiedelte. Die Cancellaria mit der anstoßenden Kirche San Lorenzo ist Bramantes Hauptwerk, gleich ausgezeichnet durch die harmonische Komposition der Fassade wie durch den klassischen Säulenhof. Im J. 1502 vollendete er das elegante Tempelchen im Klosterhof von San Pietro in Montorio, 1504 den Klosterhof von Santa Maria della Pace und um 1509 das Chor von Santa Maria del Popolo. Im Dienste des Papstes lieferte B. die Pläne für die Verbindung des Belvedere mit dem vatikanischen Palast und für einen Umbau des letztern. Indessen kam sein Plan nur in der Anlage des Cortile di San Damaso zur Ausführung. Als Architekt der Peterskirche begann B. 1506 den Bau nach einem Plan, welcher die Gestalt eines griechischen gleicharmigen Kreuzes mit einer großen Kuppel über der Mitte hatte. Doch gelang es ihm nur, den Bau so weit zu fördern, daß durch ihn die großartigen Verhältnisse des Innern festgestellt wurden, da er 11. März 1514 starb. In B. vereinigen sich die durch Alberti und Leonardo da Vinci gesammelten Kräfte der Baukunst der italienischen Renaissance zu reifster Entfaltung. Leider sind die meisten seiner Schöpfungen zu Grunde gegangen. Der Einfluß derselben hat jedoch die gesamte kirchliche und profane Architektur seiner Zeit beherrscht. Auch von seinen Malereien hat sich nichts erhalten. Vgl. H. v. Geymüller, Die ursprünglichen Entwürfe für St. Peter in Rom (Paris und Wien 1880).

Bramantino (eigentlich Bartolommeo Suardi), ital. Architekt und Maler, geboren um 1470 zu Mailand, war eine Zeitlang Gehilfe Bramantes (s. d.), woher er seinen Beinamen B. (der kleine Bramante) erhielt. Er begleitete jenen auch nach Rom, wo er im Vatikan thätig war. In Mailand werden ihm die Vorhalle der Kirche San Nazaro (1518) und verschiedene Gemälde in der Ambrosiana und Brera (Anbetung Christi, ein dreiteiliger Madonnenaltar, das Fresko einer Madonna mit zwei Engeln) zugeschrieben. Er soll die malerischen Entwürfe Bramantes ausgeführt haben. Im J. 1523 war er als Ingenieur bei der Belagerung Mailands durch die Franzosen im Dienste des Herzogs Francesco Maria II. thätig. Als Maler stand er anfangs unter dem Einfluß des Vincenzo Foppa, dann des Leonardo da Vinci. Er starb um 1535.

Bramarbas, lächerlicher Großsprecher, Prahlhans. Das ans dänische Bram ("Prahlerei") anklingende Wort soll zuerst in einem von Philander von der Linde (Burkhard Menke) im Anhang zu seinen "Vermischten Gedichten" (1710) mitgeteilten satirischen Gedicht eines unbekannten Verfassers: "Kartell des B. an Don Quixote", vorkommen. Darauf erschien in Gottscheds "Deutscher Schaubühne" (1741) eine Übersetzung der Holbergschen Komödie "Jakob von Tyboe eller den stortalende Soldat" von Detharding unter dem Titel: "B. oder der großsprecherische Offizier". - Bramarbasieren, mit Heldenthaten großthun, prahlen.

Brambach, Marktflecken in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Ölsnitz, 1556 m ü. M., an der Eisenbahn von Reichenbach nach Eger, hat ein Schloß, Korsettfabrikation und (1880) 1503 Einw. Die Umgegend ist reich an Mineralquellen, von denen der Sauerbrunnen von Oberbrambach am meisten benutzt wird.

Brambach, Karl Joseph, Komponist, geb. 14. Juli 1833 zu Bonn, erhielt 1851-54 seine Ausbildung auf dem Konservatorium in Köln, wurde dann Stipendiat der Mozart-Stiftung in Frankfurt a. M. und als solcher Schüler Ferdinand Hillers. Im J. 1859 erhielt er eine Anstellung als Lehrer am Konservatorium in Köln und ging 1861 als städtischer Musikdirektor nach Bonn, gab aber 1869 diese Stellung auf und lebte seitdem als Komponist und Privatlehrer daselbst. B. verdankt seinen Ruf bisher hauptsächlich seinen größern Chorwerken, als: "Das Eleusische Fest" (mit Soli); "Frühlingshymnus", für gemischten Chor mit Orchester; "Die Macht des Gesanges"; "Velleda"; "Alcestis", für Männerchor, Soli und Orchester; "Prometheus" (1880 preisgekrönt) u. a. Außerdem hat er Gesänge und kleinere Chorlieder, ein Klaviersextett, zwei Klavierquartette, eine Konzertouvertüre ("Tasso") u. a. veröffentlicht.

Braminen, s. Brahmanen.

Brampton, Stadt in Derbyshire (England), 3 km westlich von Chesterfield, mit (1881) 7567 Einw., Kohlengruben, Eisenhütten etc.

Bramsche, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Osnabrück, Kreis Bersenbrück, an der Haase und der Eisenbahn Oldenburg-Osnabrück, mit Baumwollspinnerei, Leinwand-, Baumwoll- und Wollwaren-, Maschinenfabrikation, Gasleitung, Handel mit Leinwand, Vieh und Fettwaren und (1880) 2347 meist evang. Einwohnern.

Bramstedt, Flecken in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, Kreis Segeberg, an der Bramau, hat ein Amtsgericht, eine schöne Pfarrkirche, eine Rolandssäule, bedeutende Viehzucht und (1880) 1935 Einw. B. ist der Geburtsort des Dichters Leopold von Stolberg und des Astronomen Schumacher.

Bramwald, eine Hügelkette im Hannöverschen, nördlich von Münden längs der Weser bis Bursfelde.

Brancardier (franz., spr. brangkardjeh; von brancard, "Tragbahre"), s. v. w. Krankenträger (s. d.).

Branche (franz., spr. brangsch), Zweig, Abteilung, Fach (eines Geschäfts, einer Wissenschaft etc.).

Branchiden, hellen. Priestergeschlecht, das sich von Branchos ("Rauchhals"), einem berühmten Seher des Apollon, ableitete und das Apollonorakel zu Didyma im milesischen Gebiet verwaltete. Als Xerxes mit seinem Heer nahte, gaben die B. ihm alle Schätze preis; nach dem Rückzug der Perser entflohen sie, die Rache der Griechen fürchtend, aus Karien und baten Xerxes um einen entfernten und sichern Wohnsitz. Dieser verpflanzte sie nach Baktriana. Später sollen ihre Nachkommen für diesen Verrat von Alexander d. Gr., als er in diese Gegenden kam, hart bestraft worden sein.

Branchien (griech.), Kiemen (s. d.).