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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bregenzerach; Bregenzer Klause; Bregenzersee; Bregenzerwald; Bréguet; Brehar-Insel; Bréhat; Brehm

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Bregenzerach - Brehm (Alfr. Edmund)

Geländer, sowie durch den Eisenbahndamm der Vorarlberger Bahn geschützt ist. - B., eine Ansiedelung der Kelten und dann der Römer unter dem Namen Brigantium oder Brigantia castrum, war Ausgangspunkt röm. Heerstraßen nach Arbor felix (Arbon), Campodunum (Kempten) und Clunia. 610 kamen die irischen Glaubensboten Columban und Gallus nach B., zerstörten die Götzenbilder und predigten in alamann. Sprache. Im Mittelalter residierten hier die Grafen von B., die einflußreichsten Herren in Schwaben, und nach deren Aussterben die Grafen von Montfort. Nach mancherlei Wechselfällen und Veränderungen kamen dann durch Kauf 1451 und 1523 Grafschaft und Stadt an das Habsburger Haus. Während des Dreißigjährigen Krieges (1646) erstürmten die Schweden die Feste B. und die Klause und schleiften sie. Mit Vorarlberg war sie 1805-14 bayrisch. Am 11. Okt. 1850 fand zu B. eine Zusammenkunft des Kaisers von Österreich mit den Königen von Bayern und Württemberg statt, worauf die Demonstration gegen Preußen erfolgte, die zur Olmützer Konvention führte. - Vgl. Byr, Die Einnahme von B. durch die Schweden (Lindau 1873); Grube, Lindau, B. und Umgebung (2. Aufl., ebd. 1879) von Doblhoff, B., ein Emporium (Wien 1884).

Bregenzerach, s. Bregenzerwald.

Bregenzer Klause, s. Bregenz.

Bregenzersee, s. Bodensee.

Bregenzerwald, Bergland im nördl. Vorarlberg (s. d.), zur Gruppe der Allgäuer Alpen (s. Ostalpen) gehörig, wird von SO. nach NW. von der Bregenzerach durchschnitten, die in dem Kessel von Schröcken (1260 m) entspringt, den Sübersbach und die Weißach aufnimmt und nach 66 km langem Lauf, 3 km westlich von Bregenz, mit einem Delta in den Bodensee mündet. Der nördl. Teil des B., der Äußere oder Vordere Wald, ist ein Voralpengelände, reich an Obstgärten, Wiesen und Waldungen. Die Flüsse sind tief zwischen bewaldeten Steilhängen eingegraben, die Gipfel 900-1200 m, selten über 1500 m hoch. Im Hintern Walde sind die Bergzüge länger; stufenförmig aufgebaute Felswände, zackige Grate und schroffe Pyramiden ragen aus den grünen Flanken und Kämmen der Ketten auf. Der Hohe Freschen erreicht 2000, die Mittagspitze 2092, der Hohe Ifen 2232 m. Die Flüsse sind bald wilde, tobende Bergbäche mit Stromschnellen und Wasserfällen, bald fließen sie ruhigen Laufes, Inseln und Kiesbänke ablagernd, durch die mit malerischen Klüsen abwechselnden Thalweiten. Die herrschenden Gesteine sind Kalksteine und Schiefer der Kreide- und Flyschformation und im nördl. Teile des Vordern Waldes Molassesandstein und Nagelfluh.

Der B. bildet einen besondern Gerichtsbezirk (auch Bezau genannt, 1890 mit 14 698 E.) der vorarlbergischen Bezirkshauptmannschaft Bregenz. Die Bevölkerung, alamann. Stammes und kath. Konfession, treibt Viehzucht und Alpenwirtschaft, Holzhandel und Stickerei. Viele "Wälder" gehen im Sommer als Maurer, Gipser u. s. w. auswärts, um im Herbst mit ihren Ersparnissen wieder zurückzukehren. Städte besitzt der B. nicht. Die wichtigsten Ortschaften sind im Vordern Walde Alberschwende (717 m), 1806 E., am Eingange in den B., Hittisau (828 m) auf der Hochebene zwischen dem Sübersbach und der Bolgenach, 1112 E., Egg (560 m), 1072 E., Andelsbuch (610 m) mit Eisenquelle und 1117 E., Schwarzenberg (694 m), der Heimatsort der Malerin Angelika Kauffmann, 1214 E., und Bezau (637 m) der Sitz des Bezirksgerichts, mit 923 E., im Thale der Bregenzerach. Im Hintern Walde liegen im Hauptthale Reuthe (638 m), Mellau (684 m), ein aufblühender Kurort, 583 E., und Schoppernau (864 m). Von allen Seiten auf Saum- und Fußwegen leicht zugänglich und seiner landschaftlichen Reize wegen viel von Touristen besucht, besitzt der B. nur wenige Fahr- und Poststraßen. Quer durch den Vordern Wald zieht sich von der Station Schwarzach der Vorarlberger Bahn eine Poststraße über Hittisau zu der Station Oberstaufen der bayr. Bahnlinie Lindau-Kempten-München mit Abzweigung von Miselbach die Ach entlang nach Schoppernau. - Vgl. Buck, Algäu, Lechthal und B. (3. Aufl., Kempten 1878); Schindler, Vorarlberg (4. Aufl., Bregenz 1879); Waltenberger, Algäu, Vorarlberg und Westtirol (6. Aufl., Augsb. 1888).

Bréguet (spr. -geh), Abrah. Louis, franz. Mechaniker, geb. 10. Jan. 1747 zu Neuchätel, kam zu einem Uhrmacher in Versailles in die Lehre und machte eine Menge wichtiger Erfindungen im Gebiete der Uhrmacherkunst, Mechanik und Physik; er begründete eine berühmte mechan. Werkstätte in Paris, wurde Uhrmacher der Marine, Mitglied der Akademie der Wissenschaften und des Längenbureaus und starb 17. Sept. 1823 zu Paris.

Sein Enkel Louis François Clément B., geb. 22. Dez. 1808 zu Paris, Uhrmacher der Marine und Mitglied der Akademie der Wissenschaften und des Längenbureaus in Paris, machte sich um die elektrische Telegraphie verdient. Sein Zeigertelegraph (s. Elektrische Telegraphen) war lange Zeit in Frankreich in ausgedehntem Gebrauch. Er starb 27. Okt. 1883 in Paris.

Brehar-Insel oder Bryer-Insel, eine der engl. Scilly-Inseln (s. d.).

Bréhat (spr. breá), Insel im Kanal mit zwei Leuchttürmen, zum franz. Depart. Côtes-du-Nord, Arrondissement St. Brieuc, gehörig, 36 m hoch, hat 1012 E., die, fast alle untereinander verwandt, Fischerei, Schiffahrt und einigen Handel treiben. Die Insel, ein Rest ehemaligen Festlandes, hat überaus starke Gezeiten; der Abstand von Ebbe und Flut beträgt 9,5 m.

Brehm, Alfr. Edmund, Zoolog und Reisender, geb. 2. Febr. 1829 zu Renthendorf bei Neustadt a. d. Orla, Sohn von Christ. Ludw. B. (s. d.), bereiste 1847-52, noch bevor er die Universität besuchte, Ägypten, Nubien und den östl. Sudan und studierte dann zu Jena und Wien Naturwissenschaften. Eine zweite Reise führte ihn 1856 nach Spanien, eine dritte 1860 nach Norwegen und Lappland und 1862 eine vierte, als Begleiter des Herzogs Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha, nach dem nördl. Abessinien. 1863 folgte er einem Rufe als Direktor des Zoologischen Gartens nach Hamburg und siedelte 1867 nach Berlin über, wo er das "Berliner Aquarium" gründete (1869 eröffnet). 1877 bereiste er mit Dr. Finsch und Graf Waldburg Westsibirien und Nordwestturkestan; ein Jahr später begleitete er den Kronprinzen Rudolf von Österreich auf einer Reise im mittlern Donaugebiete, 1879 auf einer längern Reise in Spanien. Er starb 11. Nov. 1884 in seinem Geburtsort. Außer seinen "Reiseskizzen aus Nordostafrika" (3 Tle., Jena 1855) und zahlreichen Beiträgen zu Fachzeitschriften hat B. eine Reihe vorzüglicher populär-wissenschaftlicher Arbeiten ge-^[folgende Seite]