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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Britisch-Columbia

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Britisch-Columbia.

Das Land ist eingeteilt in 4 Divisionen: Arakan, Pegu, Irawadi, Tenasserim, die in 19 Distrikte zerfallen; es gab 1882: 15,857 Städte und Dörfer. Hauptstadt ist Rangun mit (1881) 134,176 Einw.; die nächstgrößten Orte sind: Maulmain (53,107 Einw.), Akyab (33,989 Einw.), Prome (28,813 Einw.), Bassein (28,147 Einw.). Der Anbau des Bodens ist bei der außerordentlichen Fruchtbarkeit sehr lohnend; der kleine Bauer beackert durchschnittlich 3-4 Hektar mit sehr unvollkommenen Geräten. Alle zehn Jahre wird sein Besitz neu vermessen und versteuert; inzwischen ist alles Land steuerfrei, welches er durch Kultivierung mit seinem Besitztum in Verbindung gebracht hat. Die nennenswertesten Industrieerzeugnisse sind Seidenfabrikate in der Provinz Pegu und Lackwaren. Der Land- wie Seehandel beschäftigt sich im Export vorwiegend mit den Naturprodukten und mit europäischen Fabrikaten. Der Wert der Ein- und Ausfuhr war 1860: 5 Mill., 1883: 23 Mill. Pfd. Sterl.; 93 Proz. aller Einfuhr an Manufakturen, Salz etc. gehen über Rangun, ebenso 60 Proz. der Ausfuhr. Der Binnenverkehr findet vorwiegend auf den zahlreichen schiffbaren Flüssen und ihren Verzweigungen statt. Für Wege ist erst im letzten Jahrzehnt viel geschehen; die erste, 261 km lange Eisenbahn wurde im Mai 1877 zwischen Rangun und Prome eröffnet. Dampfschiffe gehen auf dem Irawadi über die Landesgrenze weiter bis Bhamo (s. d.), ferner zwischen Bassein und Rangun. Alle Küstenhafenorte sind unter sich mit Dampferlinien verbunden.

An der Spitze der Verwaltung steht ein Chief-Commissioner in Unterordnung unter den Generalgouverneur zu Kalkutta. 159 Gerichte sprechen Recht, die Landbevölkerung zieht jedoch den Schiedsspruch ihrer Dorfältesten der länger ausstehenden Entscheidung vor den ordentlichen englisch-indischen Gerichten vielfach vor. Aus der Verbrecherstatistik ist hervorzuheben, daß Frauen nur 3 Proz. der Gefängnisbevölkerung stellen. Die Polizeimannschaft zählt 6830 Mann (Eingeborne mit wenigen Europäern als Oberoffizieren); die Armee besteht aus einer Division von 4066 Mann (105 Offiziere, 1572 Mann Europäer, 2389 Sipoys) in 5 Garnisonen (Maulmain, Swegyen, Rangun, Thaetmyo, Tongu); die Truppen sind Infanterie und Artillerie (310 Mann). Die Finanzeinnahmen weisen bei der außerordentlichen Zunahme der Bevölkerung und des Handels jährlich Steigerung nach. Die Einnahmen fließen aus Grundsteuer, Kopfsteuer, Accise, Zöllen, Waldungen und noch andern Quellen; sie betrugen 1883: 2½ Mill. Pfd. Sterl.; Zuschuß aus Zentralfonds findet nicht statt. Für Erziehung ist hier unter dem Entgegenkommen der Bevölkerung, welche von buddhistischen Mönchsschulen seit Jahrhunderten regelmäßig Unterricht erhält, viel geschehen; es gab 1883: 3863 Schulen mit 107,037 Schülern. Der religiöse Glaube ist der Buddhismus; der Birmane ist weder fanatisch religiös noch irreligiös, er wendet sich vertrauend an die Gottheiten. Die Priester stehen in großem Ansehen, leben zurückgezogen und mischen sich nicht in öffentliche Angelegenheiten; sie werden nicht einmal zu Geburts-, Heirats- und Beerdigungsfeierlichkeiten beigezogen. Die Verehrung von Wald-, Strom- und Berggottheiten ist noch nicht verschwunden. Die Tempel, Klöster und Denkmäler der Buddhisten sind prachtvolle hohe Gebäude mit reichen Verzierungen; der chinesische Stil herrscht vor; Höhe und Zahl der Dächer, Art und Menge der Verzierungen haben allegorische Bedeutung. Im J. 1883 waren 399 Geistliche (Europäer und Eingeborne) im christlichen Interesse thätig; christliche Kirchen gab es 517. Vgl. "The British Burma Gazetteer" (Rangun 1879, 2 Bde.); Bowers, Bhamo-Expedition (a. d. Engl. von Merzdorf, Berl. 1871); Forbes, British Burmah and its people (Lond. 1878).

Britisch-Columbia, Provinz der "Dominion" von Kanada (s. "Staatenkarte von Nordamerika"), erstreckt sich vom Stillen Ozean bis zum Felsengebirge (120° westl. L. v. Gr.) und von der Nordgrenze der Vereinigten Staaten bis zum Territorium Alaska (55° nördl. Br.) und umfaßt außerdem Vancouver, die Queen Charlotte Islands und andre der Küste vorlagernde Inseln. Die Küste ist durch zahlreiche bis über 80 km tiefe Fjorde zerrissen. Das Land bietet den reichsten Wechsel von Gebirgen, Thälern, Ebenen, Wald und Seen und ist reich an Naturschönheiten wie kaum ein andrer Teil Amerikas. Im O. erhebt sich das Felsengebirge bis zu einer Höhe von fast 5000 m, wird aber von mehreren leicht gangbaren Pässen überschritten, unter denen der Leather Paß (1142 m) der niedrigste, der Kicking Horse Paß (1588 m) aber bestimmt ist, die kanadische Pacificbahn aufzunehmen. Westlich vom Felsengebirge und mehr oder weniger mit ihm parallel laufend, erstrecken sich die bis zur Schneelinie ansteigenden Selkirk Mountains und die erzreiche Gold Range. Das Innere bildet bis zu dem steil von der Küste bis zu 2200 m ansteigenden Kaskadengebirge ein welliges Plateau, welches vom Fraser River in tiefer Spalte durchschnitten wird. Den südöstlichen Teil des Landes durchfließt der obere Lauf des Columbia, während die Flüsse Skeena und Stikeen (Stachine) das Kaskadengebirge durchbrechen und ihren Weg direkt in den Stillen Ozean finden, der Liard und Peace River aber im NW. dem Mackenzie zueilen. Der Küstenstrich bis zum Gipfel des Kaskadengebirges hat ein feuchtes, aber warmes Klima und trägt dichten Wald von riesengroßen Douglastannen, Föhren und roten Zedern; er eignet sich nicht zum Ackerbau. Die Mitte des Landes, etwa bis 57° nördl. Br., erfreut sich eines trocknen Klimas; an Stelle dichter Wälder treten hier offene, von begrasten Hügeln eingefaßte Thäler, und der Anbau von unsern Cerealien wird mit Erfolg betrieben. Der rauhere Norden und Osten ist entweder bewaldet oder bietet ausgedehnte Weiden. Föhren, Pechtannen, Zitterpappeln und Espen sind hier die vorherrschenden Bäume. B. hat ein Areal von 883,944 qkm (16,053 QM.) und (1881) 49,459 Einw., darunter 4350 Chinesen und 25,661 Indianer. Die Hilfsquellen des Landes sind bedeutend. Die ausgedehnten Wälder bieten einen fast unerschöpfbaren Vorrat an Bauholz; die Flüsse wimmeln von Fischen (namentlich Lachsen und Forellen). Auch die Pelztiere (Biber, Marder, Wiesel, Zobel, Silberfüchse, Fischottern und Bären) sind noch zahlreich vorhanden, und die Erde birgt Gold, Kupfer, Silber, Blei, Platina und Steinkohlen. An Gold sind 1858-82: 46,685,334 Doll. gewonnen worden, während die Ausbeute der auf Vancouver (bei Nanaimo) vorkommenden Steinkohle sich jährlich auf 270,000 Ton. beläuft. Nur die Lachsfischereien sind bedeutend. Der Handel (1882-83 Einfuhr 3,937,536 Doll., Ausfuhr 3,383,342 Doll.) ist zur Zeit noch lokal beschränkt und erstreckt sich fast nur nach dem Pugetsund und Kalifornien. Mit der für 1885 erwarteten Eröffnung der kanadischen Pacificbahn hofft B. jedoch in die große Handelsbewegung der Welt gezogen zu werden, und schon sind Dampferlinien projektiert, um das Westende der Eisenbahn, bei Port Moody am Burrard Inlet, mit Japan und China in Verbindung zu setzen.