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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Burschikos; Bursera; Burseraceen; Bursfelder Kongegration oder Union; Bursian

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Burschikos - Bursian.

im stillen wieder zusammentrat. Selbst allgemeine Burschentage wurden öfters gehalten. Neuen Anstoß gab der Sache der B. das erregte Jahr 1830; zugleich schieden sich aber in jener Zeit nach längern, namentlich in Jena ausgetragenen Streitigkeiten die Richtungen der Arminia und der Germania (28. Jan. 1840), deren erstere nur im allgemeinen die Begeisterung ihrer Mitglieder für Einheit und Freiheit des deutschen Vaterlandes pflegen wollte, während diese die Burschen zur thätigen Teilnahme an allen auf dieses Ziel gerichteten Bestrebungen verpflichtete und demgemäß wiederholt politische Verbindungen bedenklicher Art (selbst nach Polen und Frankreich hin) anknüpfte. Das Überwiegen dieser politisierenden Richtung veranlaßte in den 30er Jahren eine neue Folge der Untersuchungen und Bestrafungen (vgl. Reuter, Ut mine Festungstid); indessen bestanden an mehreren Universitäten, namentlich in Jena, die Burschenschaften, bald vereint, bald in verschiedene Richtungen gespalten, fort und haben sich bis heute erhalten. Seit 1848, wo die gegen die Burschenschaften verhängten Maßregeln überall aufgehoben wurden, ist nirgends mehr politisch Bedenkliches in ihnen hervorgetreten; anderseits haben sie aber auch von dem alten Nimbus verloren, da die Pflege patriotischer Begeisterung an den Universitäten namentlich seit 1866 und 1870 ganz allgemein in Deutschland als Aufgabe des akademischen Lebens anerkannt wird. Eine engere Verbindung der Burschenschaften untereinander besteht seit längerer Zeit in dem sogen. Allgemeinen deutschen Kartell, welchem nach Aschersons "Deutschem Universitätskalender 1882/83" an deutschen Universitäten 40 Burschenschaften angehören, während außer denselben noch 6 einzelne derartige Verbindungen sich finden. Die mit einer großartigen Jubelfeier verbundene Weihe des Denkmals für die alte B. in Jena zog 1882 noch einmal die allgemeine Aufmerksamkeit auf deren Geschichte. Seit etwa 1840 bildeten sich neben den Burschenschaften die verwandten Progreßverbindungen, welche sich ebenfalls die Aufgabe stellten, die studentischen Sitten von dem Ballast überlebter Gebräuche und Gesetze zu reinigen und namentlich das Duell entweder ganz abzuschaffen, oder doch auf wirkliche Ehrenhändel zu beschränken. Doch fehlte diesen Vereinen meist die ausgesprochen vaterländische Richtung, was wohl hauptsächlich ihr allmähliches Verschwinden seit 1848 veranlaßte. Ähnliche Einflüsse, wie der Stiftung der B. seiner Zeit zu Grunde lagen, riefen unter dem Eindruck des Kriegs von 1870/71 die Vereinigung deutscher Studenten ins Leben, welche jedoch bei der antiliberalen Grundrichtung und der antisemitischen Tendenz ihrer Führer übrigens wenig Analogie mit der B. aufweist. Neuerdings hat sich eine Deutsche Reformburschenschaft mit acht Verbindungen an deutschen Universitäten gebildet, die aber mit der alten deutschen B. nur wenig Berührung zu haben scheint. Vgl. Oken, Studentenfrieden auf der Wartburg ("Ilis" 1817); Kieser, Das Wartburgfest am 18. Okt. 1817 in seiner Entstehung, Ausführung und Folgen (Jena 1818); Haupt, Landsmannschaft und B. (Leipz. 1820); Wesselhöft, Deutsche Jugend in weiland Burschenschaften und Turngemeinden (Magdeb. 1828); L. Bechstein, Wollen und Werden, Deutschlands B. und Burschenleben (Halle 1850); Rich. u. Rob. Keil, Die Gründung der deutschen B. (Leipz. 1865); Dieselben, Geschichte des jenaischen Studentenlebens 1548-1858 (das. 1858); Schmid, Das Wesen der B. (2. Ausg., Münch. 1880), Bayer, Die Entstehung der deutschen B. (Berl. 1883); Raumer, Geschichte der Pädagogik, Bd. 4. Lebendige Anschauungen aus den ersten Zeiten der B. gewähren zahlreiche autobiographische Aufzeichnungen, wie z. B. außer den angeführten von Raumer, Reuter etc. die von K. A. Hase ("Ideale und Irrtümer"), H. Leo u. a.

Burschikos, studentisch, renommistisch, flott; oft mit dem Nebenbegriff des Rohen und Ungeschliffenen; davon das Wort Burschikosität.

Bursera Triana et Planch., Gattung aus der Familie der Terebinthaceen, birkenähnliche Bäume mit abwechselnden, einfachen oder zusammengesetzten Blättern, in Trauben oder Rispen gestellten Blüten und kugeliger oder schief oblonger, ein- bis dreisteiniger Steinfrucht; 23 im mittlern und warmen Südamerika heimische Arten. B. tomentosa Triana et Planch., mit vierjochig, unpaarig gefiederten, filzigen Blättern, in Westindien, Venezuela, Neugranada, liefert das westindische Takamahak. B. gummifera L., auf Martinique und Guadeloupe, ein 9 m hoher Baum mit kleinen, gelblichweiße Blüten und beerenartigen, erbsengroßen Früchten, enthält in der Rinde einen balsamischen Saft, welcher eintrocknet in großen, außen weißlichen, innen grünlichen oder gelblichen Stücken als Chibouharz (Gomartgummi) in den Handel kommt. Dies Harz gehört zur Elemigruppe, riecht terpentinartig, frisch ausgebrochen oder beim Erwärmen kümmelartig und dient zur Firnisbereitung. B. acuminata W. (B. gummifera Jacq.), ein dem vorigen sehr ähnlicher Baum auf Puerto Rico und Santo Domingo, liefert das Carannaharz.

Burseraceen, s. Terebinthaceen.

Bursfelder Kongegration oder Union, ein Verein von 75 Benediktinerklöstern in Norddeutschland, gestiftet durch Johann von Hagen (1439-69), Abt des Klosters Bursfelde (vormalige hannöversche Klosterdomäne im Fürstentum Göttingen, Amt Münden), im Verein mit Joh. Busch zur strengen Beobachtung der Benediktinerregel. Die Bursfelder Union wurde auf dem Konzil zu Basel 1440 und durch päpstliche Bullen 1451 und 1461 bestätigt. Die Reformation im 16. Jahrh. hob den Verein und das Bursfelder Kloster selbst auf, indem letzteres säkularisiert und ein lutherischer Titularabt eingesetzt wurde. Vgl. Benediktiner.

Bursian, Konrad, namhafter Philolog und Altertumsforscher, geb. 14. Nov. 1830 zu Mutzschen in Sachsen, studierte 1847-51 zu Leipzig unter Haupt und O. Jahn, dann bis 1852 in Berlin und machte 1852-55 eine wissenschaftliche Reise nach Belgien, Frankreich, Italien und Griechenland, wo er sich vom Oktober 1853 bis Juni 1855 aufhielt. 1856 habilitierte er sich in Leipzig, wurde 1858 außerordentlicher Professor daselbst, 1861 außerordentlicher Professor der Philologie und Archäologie in Tübingen, 1864 ordentlicher Professor in Zürich, 1869 in Jena und siedelte 1874 als solcher nach München über, wo er 21. Sept. 1883 starb. B. war ordentliches Mitglied der königlich bayrischen Akademie der Wissenschaften, der königlich sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften und des Archäologischen Instituts in Rom. Seine Hauptwerke sind die treffliche "Geographie von Griechenland" (Leipz. 1862-72, 2 Bde.) und die "Geschichte der klassischen Philologie in Deutschland" (Münch. 1883, 2 Bde.). Außerdem gab er des Firmicus Maternus "De errore profanarum reljgionum" (Leipz. 1856) und den Rhetor Seneca (das. 1857) heraus. Von seinen zahlreichen Abhandlungen in Sammelwerken, Zeitschriften und Programmen heben wir hervor: "Griechische Kunst" (in Ersch und Grubers