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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Calabrese; Calabria; Caladium; Calagurris; Calahorra; Calais

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Calabrese - Calais.

nischen General La Torre in einer entscheidenden Schlacht 24. Juni 1821.

Calabrese, eigentlich Mattia Preti, genannt il C., ital. Maler, geb. 24. Febr. 1613 zu Taverna in Kalabrien, bildete sich zu Rom, dann in Cento nach Guercino, besuchte Venedig, hielt sich in Bologna auf und kam 1657 nach Rom zurück, wo er in der Kirche Sant' Andrea della Valle arbeitete. Hierauf wurde er vom Großmeister P. Lascari nach Malta berufen, um die Kathedrale mit Wandmalereien zu schmücken. Nach Neapel zurückgekehrt, lieferte er hier zahlreiche Arbeiten; sodann wieder in Malta thätig, starb er daselbst 13. Jan. 1699. Seine Gemälde sind im ausgearteten Stil der neapolitanischen Naturalisten gehalten, dunkel in den Schatten, oberflächlich in der Form und von dekorativer Behandlung.

Calabria, s. Kalabrien.

Caladium Vent. et Spreng., Gattung aus der Familie der Araceen, Knollengewächse mit großen, oft schön gefärbten Blättern und röhrenförmiger, weißer Spatha, werden im tropischen Südamerika zur Nahrung und als Arzneimittel gebraucht. Ihre Schärfe verliert sich beim Kochen, und die stärkemehlreichen Knollen können dann ohne Nachteil gegessen werden. Mehrere Arten werden deshalb kultiviert, und von einigen genießt man auch die Blätter als Gemüse. Viele Arten und Varietäten (besonders von C. bicolor Vent. und C. picturatum C. Koch) mit prachtvoll gefärbten, einfarbigen und bunten Blättern bilden eine Zierde unsrer Warmhäuser. C. arborescens Vent. (Arum arborescens L.), über 2 m hoch, in Brasilien und Westindien, mit armdicker, sehr scharfer Wurzel, die durch Kochen süß und schmackhaft wird und, wie der Stengel, als Nahrungsmittel dient. Blätter und Früchte erregen Geschwülste und Speichelfluß. Man legte früher, um die Neger zu bestrafen, denselben etwas davon auf den Mund. C. esculentum, s. v. w. Colocasia esculenta.

Calagurris, im Altertum Stadt der Vaskonen in Hispania Tarraconensis, am Iberus, von tapfern Männern bewohnt, welche, vom Legaten Afranius belagert, aus Hungersnot Weiber und Kinder schlachteten und verzehrten, sich aber endlich doch ergeben mußten, was zur Beendigung des Sertorianischen Kriegs führte. C., als römisches Munizipium den Beinamen Nassica führend, ist Quintilians Geburtsort. Jetzt Calahorra (s. d.).

Calahorra, Bezirksstadt in der span. Provinz Logrono, am Cidacos und der Eisenbahn von Tudela nach Bilbao, mit alter Kathedrale und (1878) 8134 Einw. C. ist das Calagurris der Alten und seit dem 5. Jahrh. Bischofsitz.

Calais (spr. -läh), 1) Seestadt im franz. Departement Pas de Calais, Arrondissement Boulogne, liegt in einer Entfernung von 28 km Dover gegenüber, nahe der schmälsten Stelle des Kanals (Pas de C.), an dem hier mündenden Kanal von St.-Omer sowie an der Nordbahn und ist durch neuerdings verstärkte und den Industrieort St.-Pierre mit umschließende Werke und detachierte Forts nebst Citadelle wie auch durch die sie rings umgebenden Moräste Festung ersten Ranges. Die Stadt besteht aus zwei völlig getrennten und verschiedenen Teilen, der früher allein von den Festungswerken umschlossenen Altstadt und dem südlich davon entstandenen neuen, wesentlich der Industrie dienenden größern Vorort St.-Pierre lès C. Die Altstadt zerfällt wiederum in die vornehmere Oberstadt und die Unterstadt, dem Sitz der Geschäftswelt; beide tragen aber durchaus vlämischen Charakter in ihrer Bauart, wie auch die Bewohner meist Vlämen sind, während von der Herrschaft der Engländer, welche C. von 1346 bis 1558 besaßen und auch noch heute in großer Zahl bewohnen, wenige Spuren hinterblieben sind. Die wichtigsten Bauwerke sind: die Hauptkirche Notre Dame, aus den 12. Jahrh., später restauriert, mit schönem Hochaltar, das Rathaus mit dem Belfried und dem danebenstehenden alten Wartturm (Guet). Die Einwohnerzahl von C. betrug 1881: 13,529, die von St.-Pierre lès C. 30,786. Dieselben betreiben lebhafte Industrie, namentlich in Baumwoll- und Seidentüll (jährliche Produktion von nahezu 100 Mill. Frank), welche Fabrikation von Engländern hier begründet und zum Teil noch in ihren Händen ist; ferner Flachsspinnerei, Seifen- und Zuckerfabrikation, Dampfsägerei, Maschinenbau etc.; auch Schiffbau, Herings- und sonstige Fischerei ist bedeutend. Der Hafen, welcher durch zwei Dämme (der eine reicht 1 km weit ins Meer hinaus) geschützt ist, genügt dem jetzigen Verkehr nicht mehr und wird erweitert. C. steht im lebhaftesten Verkehr mit Dover, London, Goole und Newcastle; nach Dover fahren täglich 3-4 Dampfer, und die Zahl der von England nach Frankreich und umgekehrt Überfahrenden beträgt jährlich über 300,000, die der mit Ladung ankommenden Schiffe (1883) 2094 mit 576,296 Ton. Holz, Kohle, Roheisen, Schaf- und Baumwolle, Häute sind die wichtigsten Einfuhr-, Pferde, Champagner und andre Weine, Tüll, Eier, Geflügel etc. die wichtigsten Ausfuhrgegenstände. Der Wert der Einfuhr betrug 1883: 83,3 Mill., der der Ausfuhr 36,3 Mill. Fr. C. ist auch wichtig als Warenentrepot, hat ein Handelsgericht und eine Handelskammer, eine Schiffahrtsschule, eine Handels- und Industrieschule, ein stark besuchtes Seebad und ist Sitz eines deutschen Konsuls. - Manche halten C. für den Portus Itius, von wo aus Cäsar nach Britannien überfuhr; doch ist das der westlich gelegene, jetzt versandete Hafen von Wissant. Im Mittelalter war der Ort, der zur Grafschaft Boulogne gehörte und bis ins 13. Jahrh. Scalus hieß, häufig der Schauplatz kriegerische Unternehmungen. Nach der Schlacht von Crécy wandte sich Eduard III. 1346 gegen C., um durch die Eroberung dieses wichtigen Hafens einen festen Punkt an der französischen Küste zu erlangen. Am 3. Sept. begann die Belagerung und endete nach elfmonatlicher tapferer Verteidigung

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]