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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Camelopardalis; Camenae; Cäment; Camera; Camera ciara; Camerae nuntii; Cameralia; Camera lucida; Camera obscura

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Camelopardalis - Camera obscura.

und November zur Blüte. Sie bilden einen wichtigen, auf weite Entfernungen hin verschickten Handelsartikel der Blumengärtnerei. In Norditalien und Südfrankreich gedeihen sie im Freien. Von andern hierher gehörigen Arten sind zu nennen: C. sasanqua Thunb., kleiner und zarter, mit weichhaarigen Ästen und Fruchtknoten und mit kleinern Blumen, in China und Japan, wo die getrockneten Blätter ihres angenehmen Geruchs wegen vielfach dem Thee beigemengt, auch für sich allein als Thee benutzt werden; mit einer Abkochung derselben waschen die Japanerinnen ihr Haar; aus dem Samen gewinnt man ein wohlriechendes, zu medizinischen Zwecken und im Haushalt brauchbares Öl; C. reticulata. R. Brown, mit breiten Blättern mit grobem Adernetz und großen Blüten, aus China stammend und reich blühend; C. Kissi Wall., mit stark wohlriechenden Blüten, in Nepal häufig als Theesurrogat benutzt und in dem Samen gutes Öl gebend. Vgl. Reider, Kultur der Azaleen, Cactus, Kamellien und Calla (Ulm 1834); Berlèse, Iconographie du genre C. (2. Aufl., Par. 1840-43, mit 100 kolorierten Tafeln; der Text deutsch, Berl. 1838); Cotta, Camelliographia (Turin 1843); "Die Kamellie" ("Blumen- und Zierpflanzen", Heft 14, Leipz. 1878).

Camelopardalis (lat.), Giraffe.

Camenae, s. Kamenen.

Cäment, s. Zement.

Camera (lat.), Gemach, Kammer, besonders die Lokalität, in welcher man das Privatvermögen eines Fürsten aufbewahrt, und die Behörde, welche es verwaltet (s. Kammer); auch Bezeichnung von Behörden, z. B. C. imperialis, das Reichskammergericht; C. apostolica, die päpstliche Rentkammer; alla c. (ital.), in der Musik s. v. w. nach dem Kammerton.

Camera ciara (lat.), s. v. w. Camera lucida.

Cameralia (lat.), s. Kameralwissenschaft.

Camera lucida (C. clara, lat., "helle Kammer"), Vorrichtung zum Abzeichnen von Gegenständen nach der Natur, welche jedoch keineswegs, wie man aus der Benennung schließen könnte, aus einem geschlossenen Raum besteht, sondern ihren Namen als Gegenstück der zu demselben Zweck verwendbaren "dunkeln Kammer" (Camera obscura, s. d.) erhalten hat. Wollastons C. (Fig. 1) besteht aus einem vierseitigen Glasstück abcd, das bei b einen rechten, bei d einen stumpfen Winkel von 135° hat. Ein von dem Gegenstand kommender Lichtstrahl x, welcher auf die Vorderfläche bc des Glasstücks trifft und in dasselbe eindringt, wird zuerst an der Fläche c d, dann an d a vollständig zurückgeworfen und gelangt, nachdem er aus der Fläche a b, nahe der Kante a, ausgetreten ist, von unten, in der Richtung der punktierten Linie kommend, in das Auge. Indem dieses, an der Kante a vorbei, auf das zur Aufnahme der Zeichnung bestimmte Papierblatt so nach abwärts blickt, daß die Hälfte des Sehloches p p von dem Glasstück verdeckt wird, nimmt es das Bild des Gegenstandes wahr, als wär es auf dem Papierblatt entworfen. Man kann daher die Umrisse des Bildes mit der gleichzeitig gesehenen Bleistiftspitze leicht nachzeichnen. Denselben Dienst wie diese Vorrichtung leistet ein kleiner Stahlspiegel (Sömmerrings Spiegelchen), welcher, bei a d unter einem Winkel von etwa 45° aufgestellt, die vom Gegenstand kommenden Strahlen (x) bei p in das Auge sendet, während dieses neben dem Spiegelchen vorbei nach der zeichnenden Bleistiftspitze blickt. Zum Zeichnen der durch das Mikroskop erzeugten Bilder hat Nobert eine C. konstruiert, welche so auf das Okular gesetzt wird, daß die Mitte des durch eine dünne Glasplatte a b (Fig. 2) bedeckten Rohrs gerade über die Mitte des Okulars zu stehen kommt. Stellt man nun das Prisma d c f, welches um die in der Zeichnung durch einen Punkt angedeutete Achse drehbar ist, so, daß die Lichtstrahlen von dem neben das Mikroskop gelegten Blatt Papier auf dem durch den Pfeil angedeuteten Weg ins Auge gelangen, so sieht man das Bild des Papiers und der Bleistiftspitze an derselben Stelle, an welcher man die unter dem Mikroskop liegenden Gegenstände erblickt, und kann deren Umrisse leicht nachziehen. Eine ähnliche Vorrichtung hat Nachet konstruiert. Auch das Sömmeringsche Spiegelchen kann zum Nachzeichnen von Mikroskopbildern verwendet werden.

^[Abb.: Fig. 1. Wollastons Camera lucida.]

^[Abb.: Fig. 2. Noberts Camera lucida.]

Camerae nuntii (lat., Kammerboten), Statthalter im alten fränkischen Reich, welche nicht, wie die Herzöge und Grafen, in den Provinzen selbst ihr Amt übten, sondern sie nur bereisten, sonst aber am Hof lebten.

Camera obscura (lat., "finstere Kammer"), eine von Erasmus Reinhold in Wittenberg 1540 zur Beobachtung einer Sonnenfinsternis erfundene optische Vorrichtung, die in ihrer einfachsten Gestalt in einem dunkeln Raum besteht, in welchen die von den äußern Gegenständen ausgehenden Lichtstrahlen nur durch eine einzige sehr kleine Öffnung gelangen können, von der sie divergierend auf einer gegenüberstehenden Fläche sich ausbreiten und hier ein mit den natürlichen Farben versehenes, aber nur matt erleuchtetes und umgekehrtes Bild des äußern Gegenstandes erzeugen. Das Bild erscheint um so schärfer, aber auch um so lichtschwächer, je kleiner die Öffnung ist. Größere Schärfe und Helligkeit erzielt man bei Anwendung einer Sammellinse, welche nach dem Vorschlag des Neapolitaners Porta 1558 in die erweiterte Öffnung eingesetzt wird. Auch hier erhält man ein verkehrtes Bild, wenn man nicht hinter die Linse ein großes, rechtwinkelig geschlossenes Glasprisma setzt. Hooke konstruierte 1679 eine transportable C., welche sich besonders zum Nachzeichnen der optischen Bilder eignet. Sie besteht aus einem dunkeln Kasten (s. Figur, S. 756), in dessen Vorderwand eine in ein Rohr gefaßte Konvexlinse verschiebbar eingesetzt ist.

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]