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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Canton; Cantonade; Cantōni; Cantonscher Phosphor; Cantù; Cantus; Cantus firmus

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Canton (Ortsname) - Cantus firmus

Canton (spr. kännt'n), Ortsname in den Vereinigten Staaten von Amerika. Darunter: 1) C., im County Fulton in Illinois, westsüdwestlich von Peoria, ist Eisenbahnknotenpunkt, hat (1890) 5604 E., Cigarrenfabrikation und Kohlengruben. - 2) C., Hauptstadt des County Stark in Ohio, südsüdöstlich von Cleveland in fruchtbarer Weizengegend, mit Kohlenlagern, ist Knotenpunkt von 8 Bahnen, hatte 1880 12258, 1890 aber schon 26189 E., ein College, National-, Staats- und Sparbanken. Unter ihren Zeitungen befindet sich eine deutsche. Die Industrie, begünstigt von natürlichem Gas, hat sich schnell entwickelt und umfaßt die Fabrikation von Stahl und Stahlwaren, Ackerbauwerkzeugen, Wagen, Dreirädern, Glas, Uhrgehäusen, Teppichen, Wollwaren, Schlössern und Öfen.

Canton, Stadt in China, s. Kanton.

Canton (spr. kännt'n), John, Physiker, geb. 31. Juli 1718 zu Stroud in Gloucestershire, wurde 1737 Schreiber bei Samuel Watkins in London, 1738 Lehrer, 1742 Direktor an einer Privatschule in London und starb daselbst 22. März 1772. Er erfand ein Elektrometer, bestimmte die Menge der in Leidener Flaschen gesammelten Elektricität, erfand ferner 1750 das Verfahren, künstliche Magnete ohne natürliche zu fertigen (vgl. sein A method of making artificial magnets without the use of natural ones, Lond. 1751) und wies 1762 die Zusammendrückbarkeit des Wassers nach. Seine Abhandlungen finden sich fast sämtlich in den "Philosophical Transactions". Seine 1753 erschienenen "Electrical experiments, with an attempt to account for their several phenomena" beweisen, daß er gleichzeitig mit Franklin darthat, daß einige Wolken sich positiv, andere negativ verhalten. Er schrieb noch 1759: "Attempt to account for the regular diurnal variation of the horizontal magnetic needle etc." 1761 gab er einen Bericht über den Venusdurchgang am 6. Juni heraus.

Cantonade (frz., spr. kangtonnahd), der Raum der Bühne hinter den Coulissen. - Parler à la C., beim Auftreten zurücksprechen, als ob man ein Gespräch hinter der Scene abbräche, um sogleich die Aufmerksamkeit des Publikums zu sammeln.

Cantōni, Carli, ital. Philosoph, geb. im Nov. 1840 zu Groppello in der Provinz Pavia, seit 1878 Professor der Philosophie an der Universität zu Pavia. C. gehört zu den hervorragendsten unter den lebenden Philosophen Italiens. Seine Ansichten wurzeln in der Philosophie Kants, deren Principien er jedoch nicht unbedeutend zu modifizieren sucht; so begründete er die Existenz des Dinges an sich auf einen unabweislichen Glauben und sucht überhaupt den Kantschen Dualismus des Phänomenon und Noumenon zu überwinden. Er schrieb: "Giovanni Battista Vico, Studii critici e comparativi" (Turin 1867), "Emanuele Kant" (3 Bde.: I. Bd.: "La filosofia teoretica"; 2. Bd.: "La filosofia pratica"; 3. Bd.: "La filosofia religiosa, la critica del giudizio, le dottrine minori"). - Vgl. K. Werner, Die ital. Philosophie des 19. Jahrh., Bd. 4 (Wien 1886); ders., Kant in Italien (ebd. 1881).

Cantonscher Phosphor, s. Phosphorescenz.

Cantù, Cesare, ital. Historiker und Romanschriftsteller, geb. 8. Dez. 1807 zu Brivio, wollte aus Armut Geistlicher werden, verließ aber vor den Weihen das Seminar, wurde 1823 Lehrer der ital. Sprache und Litteratur in Sondrio, 1827 in Como und 1832 in Mailand. Durch ein Gedicht "Algiso e la lega lombarda" (1828) und die "Storia della città e della diocesi di Como" (2 Bde., Como 1829 u. ö.) bekannt geworden, schrieb er "La Lombardia nel secolo XVII, commento storico ai Promessi Sposi di A. Manzoni" (Mail. 1832 u. ö.); dieses Werk trug ihm eine 13monatige Haft ein. Der im Gefängnis geschriebene histor. Roman "Margherita Pusterla" (Mail. 1837 u.ö.; deutsch von Fink, 2 Bde., Stuttg. 1841) schildert das Gefängnisleben. Das Werk, dem C. hauptsächlich seinen Ruf verdankt, ist die "Storia universale" (35 Bde., Tur. 1837 fg.; viele Auflagen und Übersetzungen: deutsch, nach der 7. Orig.-Ausg., für das kath. Deutschland, von Brühl, 10 Bde., Schaffh. 1857 - 64; 3. Aufl., fortgesetzt und verbessert von Fehr, 17 Bde., Regensb. 1879 - 85; neue Ausg. 1889 fg.), meist aus deutschen und franz. Arbeiten zusammengestellt, mit strengkirchlichem Standpunkte. Als Fortsetzung erschien: "Gli ultimi trenta anni" (3 Bde., Tur. 1879). Beim Ausbruche der Revolution in Mailand 1848 entging er nur durch rasche Flucht nach Turin der Verhaftung, doch kehrte er nach der Revolution zurück. Seit 1874 ist C. Direktor der Archive der Lombardei. In seinem zweiten Hauptwerke: "Storia degli Italiani" (6 Bde., Tur. 1854; 2. Aufl., 4 Bde., ebd. 1857 - 60), verlangte C. einen ital. Staatenbund mit Österreich und dem Papste an der Spitze. 1859 - 61 saß er im ital. Parlament. Unter seinen übrigen Schriften sind hervorzuheben: "Parini e il suo secolo" (Mail. 1854), "Beccaria e il diritto penale" (Flor. 1860), "Storie minori" (2 Bde., Tur. 1865), eine Sammlung kleinerer histor. Arbeiten; "Storia della letteratura italiana" (Flor. 1865), "Storia dei cento anni, 1750 - 1850" (5 Bde., Tur. 1864), "Gli eretici d' Italia, discorsi storici" (3 Bde., ebd. 1865 - 68), "Italiani illustri ritratti" (3 Bde., Mail. 1870 - 72), "Milano; storia del popolo e pel popolo" (ebd. 1871), "Della indipendenza d' Italia. Cronistoria divisa in tre periodi: Francese - Tedesco - Nazionale" (Tur. 1872 fg.), "Ezzelino da Romano" (Mail. 1874), "Monti e l' età che fu sua" (ebd. 1879), "Compendio della storia universale" (ebd. 1880). Große Beliebtheit erlangten C.s zahlreiche Jugend- und Volksschriften, wovon "Lettura giovanili", "Il giovinetto dirizzato alla bontà", "Carlambrogio da Montevecchia", "Il galantuomo" äußerst zahlreiche Auflagen erlebten. Mehrfach aufgelegt wurden: "Buon senso e buon cuore", "Portafoglia d' un operaio" u. a. Auch schrieb er über Byron, V. Hugo, die deutsche Litteratur u. s. w. Eine Gesamtausgabe seiner "Poesie" erschien Florenz 1870.

Cantus (lat.; ital. canto), Gesang, bedeutet soviel wie Melodie. Weil die Melodie später bei mehrstimmigen Sätzen hauptsächlich in die Oberstimme gelegt wurde, erhielt die letztere im 18. Jahrh. den Namen C., der also mit Sopran gleichbedeutend ist. Man bezeichnete indes mit C. eigentlich nur den Knabensopran. Heute ist der Ausdruck C. für Sopran nicht mehr gebräuchlich.

Cantus firmus (lat.; ital. canto fermo; frz. plain-chant), im mehrstimmigen Satze die das Hauptthema führende Stimme, gegen die die übrigen Stimmen in bewegten Rhythmen (canto figurato) kontrapunktieren. Es war früher Gesetz, der obern männlichen Stimme den C. f. zu übertragen, wodurch also in einem mehrstimmigen Satze die Hauptmelodie in der Mitte lag, und diese hohe Männerstimme erhielt davon, daß sie längere, ge-^[folgende Seite]

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