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Biographisches Künstler-Lexikon

Dr. Hermann Alex. Müller, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882

Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.

Schlagworte auf dieser Seite: Capellaro; Capronnier; Caraud; Carlin

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Capellaro - Carlin.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Canton'

hielt sich 1855-58 in Rom und Neapel auf und ließ sich 1864 in München nieder. Die meisten seiner nachherigen Bilder sind mit ziemlich gleicher Verteilung von menschlichen Figuren und Tieren italienische Landschaften, die großenteils durch den Kunsthandel nach Amerika kamen.

Capellaro, Charles Romain, franz. Bildhauer, geb. 2. Sept. 1826 zu Paris, sollte anfangs Ingenieur und Mathematiker werden, trat aber in die von Belloc geleitete Schule des mathematischen und plastischen Zeichnens, wo er sich völlig für die Skulptur entschied und hierin bereits 1840 und 1841 Medaillen erhielt. Nachdem er dann noch bei David d'Angers und Rude gelernt hatte, wurde er Schüler der École des beaux-arts, aber hierin durch mißliche Familienverhältnisse unterbrochen, bis ihn Duret mit der Ausführung einiger Modelle in Marmor beauftragte, was wiederum mehrere statuarische Arbeiten für Guillaume, Dumont, Bosio u. a. zur Folge hatte. 1861 schuf er für das Grabmal von zweien seiner Kinder eine Statue des Genius der Unsterblichkeit, die, 1863 ausgestellt, großen Erfolg hatte und seinen Ruf begründete. Nachdem er dann noch die prämiierten Statuen eines Landmanns und eines Engels der Erlösung (Kirche St. Germain l'Auxerrois) geschaffen, modellierte er eine größere Gruppe der Versuchung Christi, deren Marmorausführung durch den Krieg von 1870 verhindert wurde. Wegen seiner Teilnahme am Aufstand der Kommune wurde er zur Deportation nach Neukaledonien verurteilt, führte aber vor der Vollziehung dieser Strafe in der Gefangenschaft noch einen sehr bewunderten Engel Gabriel aus. Unter den nach seiner Rückkehr aus der Verbannung geschaffenen Werken nennen wir noch die 1880 vollendeten Figuren der Satire (unbekleidete Frauengestalt) und der französischen Revolution. Auch seine übrigen vor jene Katastrophe fallenden Arbeiten sind meistens allegorischen Inhalts.

Capronnier (spr. kapronnjéh), J. B. (Anmerkung des Editors: Jean-Baptiste), belg. Glasmaler in Brüssel, geb. 1. Febr. 1814, hat sich seit 1857 durch zahlreiche für das dortige Museum der Altertümer angefertigte Kopien von alten belgischen ↔ Glasmalereien sowie durch die im Chorumgang und im Langhaus von Ste. Gudule in Brüssel (nach Navez' Zeichnungen), durch ein Glasgemälde für die St. Jakobskirche in Antwerpen (Dogma der unbefleckten Empfängnis Maria) und durch die im Chor und in den Seitenschiffen der Liebfrauenkirche zu Trier ausgeführten herrlichen Glasgemälde einen Namen gemacht.

Caraud (spr. karóh), Joseph, franz. Genremaler, geb. 5. Jan. 1821 zu Clugny (Saône-et-Loire), war Schüler von Abel de Pujol und von Charles Müller und widmete sich anfangs mit großem Geschick in der Malerei der Details und der Kostüme dem historischen Genre, besonders aus der Zeit Ludwigs XIV. und XV. und des ganzen Rokokos. So namentlich eine Vorstellung der »Athalie« von Racine durch die Fräulein von St. Cyr vor Ludwig XIV. (1859), Einkleidung des Fräuleins de la Vallière im Kloster der Karmeliterinnen, Ludwig XV. mit der Gräfin Dubarry und ähnliche Gegenstände. Dann ging er mehr zu allgemeinen Genrebildern sowohl des 18. Jahrh. als unsrer Zeit über, die er mit großer Gemütlichkeit in hellem, rosigem Kolorit ausführt; z. B.: die Unterzeichnung des Kontrakts, eine Kaffeemühle (1878), die Soubrette, der Frühling, der gefällige Abt und namentlich der in der Technik sehr gelungene Ludwig XVI. in der Schlosserwerkstatt (1865). 1867 erhielt er das Ritterkreuz der Ehrenlegion.

Carlin, John, amerikan. Landschafts- und Genremaler, geb. 1813 zu Philadelphia, lernte das Zeichnen unter J. R. (Anmerkung des Editors: John Ruben) Smith und (1833-34) das Porträtmalen unter John Neagle. 1838 studierte er die Antiken im Britischen Museum zu London und wurde dann in Paris Schüler von Delaroche. 1841 ließ er sich in New York nieder, wo er sich anfangs dem Miniaturporträt auf Elfenbein widmete, bei dem Überhandnehmen der Photographie aber die Landschafts- und Genremalerei ergriff. Die namhaftesten seiner auf die Ausstellungen der dortigen Akademie gebrachten Bilder sind: die Flucht nach Ägypten, Dolce far niente, die rote Reitkappe, ein altes Fort am Lorenzstrom, Herbstnachmittag (1871) etc.