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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cardānisches Gelenk; Cardānus; Cardĕa; Cardenal; Cárdenas; Cardi; Cardĭa; Cardiăca; Cardiff

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Cardanisches Gelenk - Cardiff

Schiffsschwankungen um eine beliebige horizontale Achse stören nun das Gleichgewicht des Körpers nicht. Wäre hingegen der Körper nur um eine horizontale Achse drehbar, so müßte er Schwankungen um eine zu dieser senkrechte horizontale Achse mitmachen. Man sieht, daß der C. R. durch ein Kugelgelenk ersetzt werden kann; doch ist letzteres nicht so beweglich als ersterer.

Cardānisches Gelenk, s. Universalgelenk.

Cardānus, Hieronymus, ital. Mathematiker, Mediziner und Philosoph, geb. 24. Sept. 1501 zu Pavia, gehörte einer der angesehensten Familien Mailands an, wo sein Vater, Facius C. (geb. 1444, gest. 29. Aug. 1524), als Rechtsgelehrter lebte und seiner vielseitigen, auch Mathematik und Arzneikunde umfassenden Kenntnisse wegen in hohem Ansehen stand. C. ging 1521 nach Pavia, 1524 nach Padua, wo er Doktor der Medizin wurde, lebte dann mehrere Jahre in dem Städtchen Sacco und wurde 1534 Professor der Mathematik in Mailand, wirkte aber später daselbst auch als Lehrer der Heilkunde und praktischer Arzt. 1552 folgte er einer Einladung des Erzbischofs von St. Andrews und Primas von Schottland, Hamilton, um diesen vom Asthma zu heilen, verweilte 10 Monate in Schottland, kehrte dann nach Mailand zurück, ging 1559 als Professor der Medizin nach Pavia und von da in gleicher Eigenschaft nach Bologna, wo er bis 1570 lehrte und in diesem Jahre auf eine unbegründete Anklage hin ein halbes Jahr gefangen gehalten wurde. 1571 wandte er sich nach Rom, wo er eine Pension vom Papste erhielt und 21. Sept. 1570 starb, nach einigen eines freiwilligen Hungertodes, um sein von ihm selbst vorhergesagtes Sterbejahr nicht zu überleben. Den Inbegriff der Physik und Metaphysik des C. enthalten seine zwei Werke: «De subtilitate» in 21 Büchern (Nürnb. 1550 u. ö.) und «De rerum varietate» in 17 Büchern (Bas. 1557), voll unzusammenhängender, größtenteils paradoxer und oft widersprechender Behauptungen. Größere Verdienste hat er sich um die Mathematik erworben, namentlich um die Algebra, in welcher sein Name durch die Regel zur Auflösung der Gleichungen des dritten Grades fortlebt, welche nach ihm die Cardanische Regel oder Formel genannt wird, wiewohl sie nicht von C., sondern von Scipione Ferro und später von Tartaglia erfunden worden war. C. hatte erfahren, daß Tartaglia die Auflösung jener Gleichungen gefunden habe, und wußte ihm deren Mitteilung durch List und eidliche Versprechungen der Verschwiegenheit zu entlocken, machte sie aber dennoch 1545 in seiner Schrift «Ars magna sive de regulis algebraicis» zugleich mit andern Fortschritten der Algebra bekannt. Die Formel giebt eine Auflösung der Gleichung x³ + px + q = 0, auf welche Form sich jede kubische Gleichung bringen läßt, und lautet: ^[Formel] Vgl. Büchner, C.' Formel (Hildburgh. 1857). Seine zahlreichen Schriften, worunter auch eine «De vita propria», erschienen gesammelt von Spon (10 Bde., Lyon 1663); doch fehlt in dieser Sammlung die «Metoposcopia 800 faciei humanae eiconibus complexa» (Par. 1658).

Sein ältester Sohn, Joseph Baptista C., geb. 14. Mai 1534, der Arzt zu Mailand war, wurde 13. April 1560 im 26. Jahre zu Pavia enthauptet, weil er seine untreue Frau vergiftet hatte. ^[Spaltenwechsel]

Cardĕa, röm. Göttin, s. Carna.

Cardenal (Cardinal), Peire, Troubadour, stammte aus ritterlicher Familie zu Puy en Belay, war für den geistlichen Stand bestimmt, widmete sich aber der Dichtkunst und dem Leben an den Höfen; besonders fand er bei Jakob Ⅰ. von Aragonien freundliche Aufnahme. Er dichtete in den J. 1210-30. In seinen zahlreichen Sirventes entwirft C. ein düsteres Bild der wachsenden Sittenlosigkeit aller Stände und bekämpft Fürsten, Adel und Geistlichkeit mit rückhaltlosem Freimut und schonungsloser Bitterkeit. Dadurch gehören seine Lieder zu den schärfsten Satiren der Zeit. Gedruckt sind sie in Mahns «Gedichte der Troubadours» (4 Bde., Berl. 1856‒73).

Cárdenas, Seestadt auf der span. Insel Cuba in Westindien, 145 km östlich von Habana, an der Eisenbahn der Nordküste, ist breit und regelmäßig angelegt, hat (1887) 23354 E., darunter 15580 Weiße, eine Statue des Columbus und namentlich bedeutende Zuckerausfuhr.

Cardi, Lodovico, ital. Maler, s. Cigoli.

Cardĭa, s. Magen.

Cardiăca (lat), herzstärkende Mittel (s. Analeptika).

Cardiff (Caertaff oder Caerdiff), Municipalstadt, Parlamentsborough und Hauptort der engl. Grafschaft Glamorgan in Südwales, liegt an der Westbahn und an der Taff, wenig oberhalb ihrer Mündung in den Severntrichter, hat (1891) 128849 E. gegen 1870 im J. 1801 und 82761 im J. 1881, ein größtenteils restauriertes Schloß, in dem Robert, der älteste Sohn Wilhelms Ⅰ., 1107‒34 gefangen saß, eine St. Johnskirche aus dem 13. Jahrh., ein University College, eine große Freibibliothek und Reste eines alten Klosters der Grauen Brüder. Die Bedeutung der Stadt beruht auf der Ausfuhr von Kohlen aus dem nahen Bergwerks- und Hüttenbezirk, mit dessen Hauptort Merthyr Tydfil (s. d.) C. durch den Glamorgankanal und Eisenbahn verbunden ist. C. hat großartige Dockanlagen, die größtenteils 1834‒39 auf Kosten des Marquis of Bute ausgeführt wurden; sie ermöglichen es, ein Schiff von 2000 t in 24 Stunden mit Kohlen zu laden. Da sie aber dem gewaltig wachsenden Verkehr nicht mehr genügten, sind auf der Küsteninsel Barry, 15 km von C. entfernt, neue Dockbauten errichtet, die, mit Wellenbrechern, kanalisierter Einfahrt, direkter Eisenbahnverbindung nach den Kohlenbezirken versehen, etwa 40 ha bedecken. Auch das 3 km südlich gelegene Penarth besitzt Hafenanlagen, die mit denen von C. durch einen Kanal (11 m Tiefe, 36 Schleusen) in Verbindung stehen. Begünstigt wird der Schiffsverkehr durch das hier bis 11,4 m hohe Hochwasser. Derselbe betrug (1888) 15996 Dampfer mit 9,5 Mill. t, 10746 Segler mit 2,7 Mill. t. Die eigene Handelsflotte zählt 1891 235 Dampfer mit 164289 Registertons und 71 Segler mit 7188 t. Regelmäßige Verbindung besteht nach allen Weltteilen. Die Ausfuhr von Kohlen und Koks erreichte 1891 10,58 Mill. t, d. i. etwa 86 Proz. der Ausfuhr von C. überhaupt und ein Drittel der Gesamtkohlenausfuhr Großbritanniens. Dazu kommen noch 1,2 Mill. t nach engl. Häfen. Die Zunahme gegen 1890 betrug für Kohlen 5, für Koks 7¼ Proz. Eisen und Stahl wurden 64428, Preßkohle 297886 t ausgeführt, ferner Baumwollfabrikate, Waffen und Erzeugnisse der Metallindustrie, wie Schienen, Rohstahl, Eisen- und Stahlfabrikate, Kupfer und Kupferwaren, Maschinen und Werkzeuge.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]