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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cartago; Carta rigata; Carte blanche; Carteja; Carteret

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Cartago - Carteret.

bunden liegt am Nordabhang des an der Küste streichenden Gebirgszugs (Las Herrerias) im Mittelpunkt des Minendistrikts von C. die Bezirksstadt La Union mit (1878) 22,122 Einw. und zahlreichen systemlos betriebenen, im ganzen etwa 10,000 Arbeiter beschäftigenden Blei- und Eisengruben sowie Bleihütten. Auch aus den vom römischen Bergbaubetrieb verbliebenen Schlacken wird hier Blei gewonnen. Die Produktion beträgt jährlich ca. 36,000 Ton. silberhaltiges und reines Blei.

C. ist eine Gründung der Karthager und zwar des Feldherrn Hasdrubal, von diesem 228 v. Chr. als Carago nova angelegt. Die Stadt wurde der Hauptwaffenplatz der Karthager und erhob sich unter ihrer Herrschaft zum Mittelpunkt des Handels zwischen Afrika und Spanien. 210 wurde C. durch Scipio der römischen Herrschaft unterworfen und war Hauptstadt der römischen Provinz Hispania citerior und Sitz des Prätors bis zur Zeit des Augustus, der die Stadt unter dem Namen Colonia Victrix Julia zur Kolonie erhob. Von dem Esparto- oder Ginstergras (Spartum), das in der Gegend in Menge wucherte und auch noch heute die dürren Berge der Umgegend bedeckt, führte E. den Beinamen Spartaria. Den Stürmen der Völkerwanderung erlag endlich die blühende Stadt und vermochte sich seitdem nur langsam wieder zu erholen. Am 20. Juni 1815 siegte bei C. der nordamerikanische Kommodore Decatur über die algierische Flotte. Im Februar 1844 erhob sich C. in den Wirren des Bürgerkriegs und bei dem Drohen einer neuen Reaktion zugleich mit Alicante gegen die Regierung. Die bedeutendste Rolle spielte aber C. während der anarchischen Zustände 1873. Die föderalistischen Intransigenten, welche ihren Willen in Madrid nicht durchsetzen konnten, bemächtigten sich 12. Juli der Stadt und des Hafens mit den Kriegsschiffen und nahmen die ganze Verwaltung in die Hand, um durch ein Schreckensregiment, für welches sogar 1500 Bagnosträflinge bewaffnet wurden, von C. aus das übrige Spanien der sozialistischen Föderativrepublik zu unterwerfen. General Contreras trat an die Spitze der Junta, welche 31. Juli Almeria und 28. Sept. Alieante bombardieren ließ, um diese Städte zum Anschluß an die Revolution zu zwingen. Das Einschreiten des deutschen Kapitäns Werner, das allerdings nachher von Bismarck inhibiert wurde, und der Engländer, welche den Insurgenten mehrere Schiffe wegnahmen, machte den Seeunternehmungen ein Ende. Die Belagerung durch die spanischen Regierungstruppen aus der Landseite begann im August 1873, auf der Seeseite im Oktober, nachdem ein Angriff der Schiffe der Insurgenten auf die spanische Flotte 11. Okt. zurückgewiesen worden. Die Ausfälle der Belagerten, mit wenig Energie unternommen, hatten keinen Erfolg. In der Stadt gingen die Vorräte zur Neige. Als Dominguez 11. Jan. 1874 das Fort Atalaya genommen hatte und Übergabe auf Gnade und Ungnade forderte, flüchteten sich die Junta und die Sträflinge auf der Fregatte Numancia, welche die Blockade durchbrach, nach Algier; die Stadt ergab sich 12. Jan. 1874.

2) (C. de las Indias) Hauptstadt des Staats Bolivar in der Bundesrepublik Kolumbien, auf einer sandigen Landzunge gelegen und durch eine Brücke mit der auf einer Insel liegenden Vorstadt Jeremani verbunden. Von den alten Festungswerken sind nur noch drei den Hafen verteidigende Forts in gutem Zustand. Die Stadt selbst hat zwar enge Straßen mit hohen Häusern, ist aber gut gebaut und besitzt in ihrer Kathedrale und mehreren andern Kirchen und Klöstern sowie dem ehemaligen Haus der Inquisition (jetzt Regierungspalais) einige recht stattliche Gebäude. Ihr Hafen ist geräumig und sicher, wird aber seit Anlage des Freihafens von Sabanilla (s. d.) an der Mündung des Magdalenenflusses nur noch wenig besucht; neuerdings wurde eine Dampfschiffsverbindung durch den Kanal del Dique mit Honda am obern Magdalenenstrom eröffnet. Die Stadt selbst bietet ein Bild der Verödung und hatte 1870 nur 7861 Einw. C. hat ein Colegio (mit drei Fakultäten und Schiffahrtsschule), ein Lehrerseminar, 4 Druckereien, ein Theater und ein Krankenhaus. - Die Gründung der Stadt erfolgte 1533 durch den Spanier Pedro de Heredia. Franz Drake eroberte und verbrannte sie 1585; ein Angriff der Engländer unter Admiral Vernon (1741) wurde dagegen zurückgeschlagen. Nachdem sich im Befreiungskrieg C. den Insurgenten angeschlossen hatte, zog der spanische General Morillo im August 1815 vor die Stadt und eroberte sie nach tapferer Gegenwehr nur durch Hunger; fünf Jahre später wurde sie von der spanischen Herrschaft wieder befreit.

Cartago, 1) Hauptstadt des gleichnamigen Departements im zentralamerikan. Staat Costarica, 975 m hoch, auf einer Hochebene im S. des stets rauchenden Vulkans von Irazú (3505 m), mit 8000 Einw., meist Kleinhändlern und Landbauern, welche ihre Produkte nach der 18 km westlich gelegenen Hauptstadt San José bringen. C. wurde 1522 gegründet, hatte 1823 noch 23,000 Einw., hat sich aber seit dem zerstörenden Erdbeben von 1841 nicht wieder erholt. -

2) Stadt im Staat Cauca der Bundesrepublik Kolumbien, am Rio Viejo, der 5 km unterhalb in den Rio Cauca mündet, und 940 m ü. M., liegt in fruchtbarer Gegend, mit Anbau von Kakao, Tabak und Kaffee, und hat (1870) 7696, 1880 angeblich nur 3000 Einw. C. wurde 1540 gegründet.

Carta rigata, s. Carta.

Carte blanche (franz., spr. kart blangsch, "weiße Karte"), Blankett, dann s. v. w. unbeschränkte Vollmacht.

Carteja, im Altertum Stadt der Bastuler in Hispania Baetica, unfern des Fretum Gaditanum (Straße von Gibraltar), von den Phönikern gegründet, 171 v. Chr. von 4000 römischen Soldaten unter dem Namen Colonia Libertinorum kolonisten. Im Bürgerkrieg war C. Flottenstation des Cnejus Pompejus. Heute bezeichnet der Trümmerhügel El Rocadillo, westlich von Gibraltar, seine Stelle.

Carteret, 1) (spr. kar-) Philip, brit. Seefahrer und Entdeckungsreisender, segelte 22. Aug. 1766 mit Wallis in dessen Expedition zur Erforschung der Südpolargegenden von Plymouth ab, blieb jedoch in der Magelhaensstraße mit seinem Schiff zurück und setzte seine Entdeckungsreise nun allein fort. Zwar war sein Bemühen, die von Roggeveen entdeckte Osterinsel aufzufinden, vergeblich; er fand aber 2. Juli 1767 die Pitcairninsel und streifte dann den noch unberührten südlichen Rand der Tuamotu. Er suchte nun nach den Salomoninseln und stieß dabei auf den von den Spaniern entdeckten Santa Cruz-Archipel. Obgleich er auf der weitern Fahrt im Salomonarchipel die Carteretinseln und die Gowerinsel fand, so berührte er doch keine der hohen Salomonen, sondern geriet 29. Aug. an die Küste von Neubritannien. Glücklicher als Dampier erkannte er, daß diese Doppelinsel eine Durchfahrt, den Georgskanal, besitze, worauf er den Namen Neubritannien auf die südliche Insel beschränkte, die nördliche aber Neuirland nannte. Endlich entdeckte er noch bei seiner Fahrt nach den Philippinen, die er 28. Okt. 1767

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