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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Castellammare; Castellana; Castellane; Castellaneta; Castelli

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Castellammare - Castelli.

ältere Linie besitzt noch Wolkenberg und Stradow in der preußischen Niederlausitz. Der gleichnamige Marktflecken, Hauptort der bis 1803 reichsunmittelbaren Grafschaft, liegt am Fuß des Steigerwaldes, hat ein gräfliches Residenzschloß, eine Burgruine, einen Alabasterbruch, Pottaschesiederei, Brauerei, eine Mineralquelle und 612 Einw.

Castellammare, 1) (C. di Stabia) Kreishauptstadt in der ital. Provinz Neapel, an der Südostecke des Golfs von Neapel, mit Neapel durch Eisenbahn verbunden, ist Bischofsitz, hat eine schöne Kathedrale, eine technische Schule, einen guten, durch Batterien geschützten Hafen, sehr bedeutende Schiffswerften, ein Arsenal, ein Theater und Fabriken für Baumwollstoffe, Leder, Seife, Nadeln, Makkaroni etc. und (1881) 29,267 Einw., die auch bedeutenden Handel unterhalten. Im Hafen sind 1883: 1370 Schiffe mit 106,076 Ton. ein- und ungefähr ebensoviel ausgelaufen. C. wird wegen seiner herrlichen, namentlich im Sommer kühlen Lage und der in der Nähe befindlichen Sauerbrunnen und Schwefelquellen sowie zum Gebrauch der Meerbäder viel von den Neapolitanern besucht. Das königliche Lustschloß Quisisana ("hier genest man") auf der mit Reben, Kastanien und Villen bedeckten Anhöhe oberhalb C. bietet einen prächtigen Blick auf den Golf, den Vesuv, die Ruinen von Pompeji und den Küstenstrich von Sorrento bis zur Punta della Campanella. C. ist auf den Trümmern des alten Stabiä (s. d.) erbaut und verdankt seine Entstehung zunächst Friedrich II., der ein "Kastell am Meer" erbauen ließ. - 2) (C. del Golfo) Hafenstadt in der ital. Provinz Trapani (Sizilien), Kreis Alcamo, am gleichnamigen Golf der Nordküste und an der Eisenbahn Palermo-Trapani gelegen, mit (1881) 14,800 Einw., welche Thunfischfang und Handel mit Getreide, Wein, Öl und besonders mit Anschovis treiben. C. ist das alte Emporium Segestae oder der Hafen der alten Stadt Segesta, deren Ruinen landeinwärts gegen Calatafimi hin liegen.

Castellana, Stadt in der ital. Provinz Bari, in gut bebauter Gegend, mit (1881) 8092 Einw.

Castellane (spr. -lan, lat. Salinae), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Niederalpen, am Verdon, mit alten Befestigungswerken, Handel mit getrockneten Früchten (Prunellen) und (1881) 1180 Einw. Dabei Salzquellen und auf einem 100 m hohen Felsen eine Kapelle mit großartiger Aussicht.

Castellane (spr. -lan), Esprit Victor Elisabeth Boniface, Graf von, Marschall von Frankreich, geb. 26. März 1788 zu Lyon aus altadliger Familie, trat 1804 in die Armee, machte 1806 den italienischen und 1808 den spanischen Feldzug als Kavallerieleutnant mit und erwarb 1809 bei Wagram das Kreuz der Ehrenlegion. Im russischen Feldzug 1812 war er Kapitän und Adjutant des Grafen von Lobau. Nach Napoleons Sturz ging er gleich zu den Bourbonen über. 1822 Oberst des Regiments Gardehusaren, machte er 1823 den spanischen Feldzug mit und führte seit 1830 eine Kavalleriebrigade. Er wohnte 1832 der Belagerung von Antwerpen bei und wurde dann Generalleutnant und Befehlshaber der Armee in den Pyrenäen. 1837 zum Pair erhoben, war er kurze Zeit bei der Armee in Afrika. Durch die Februarrevolution von 1848 seines Kommandos beraubt, schloß er sich dann an Ludwig Napoleon an, welcher ihn kurz vor dem Staatsstreich zum Kommandanten von Lyon ernannte, wo er die Sache des Präsidenten eifrig förderte. Dafür wurde er 1852 zum Senator und 2. Dez. zum Marschall ernannt. Später erhielt er das Kommando in Lyon. Er starb daselbst 16. Sept. 1862.

Castellaneta, Stadt in der ital. Provinz Lecce, Kreis Tarent, am Lato und an der Eisenbahn von Bari nach Tarent, Bischofsitz, hat (1881) 7903 Einw., welche Obst- und Baumwollkultur treiben. C. wurde 1080 vom Normannenherzog Robert Guiscard erobert und zum Bischofsitz erhoben.

Castelli, 1) Ignaz Franz, Dichter, geb. 6. März 1781 zu Wien, studierte daselbst die Rechte und ward 1801 Praktikant bei der landständischen Buchhaltung. Schon frühzeitig hatte er sich auch mit poetischen Arbeiten befaßt und namentlich eine entschiedene Neigung zum Theater entwickelt. Sein beifällig aufgenommenes, nach dem Französischen bearbeitetes Lustspiel "Tot und Lebendig" begründete 1803 seinen Ruf. Zwei Jahre später, beim Einrücken der Franzosen, begab er sich als ständische Lieferungs- und Etappenkommissar nach Purkendorf, wo er durch sein entschlossenes, dabei launiges Wesen gute Dienste leistete. Als die Vorbereitungen zum Krieg von 1809 getroffen wurden, suchte er durch Wehrmannslieder und Aufrufe auf Soldaten und Volk zu wirken, und sein "Kriegslied für die österreichische Armee", das in aller Mund war, schien der französischen Regierung so gefährlich, daß der "Moniteur" ihn mit H. v. Collin in die Acht erklärte und im Betretungsfall vor die Kriegsgericht stellte. Als darauf die Franzosen Wien bedrohten, sorgte die Regierung dadurch für seine Sicherheit, daß sie ihn nach Ungarn sandte, von wo er erst nach Abschluß des Wiener Friedens zurückkehrte. Im J. 1811 wurde er infolge seiner Oper "Die Schweizerfamilie", die, von Weigl komponiert, über alle deutschen Bühnen ging, vom Fürsten Lobkowitz zum Hoftheaterdichter des Kärntnerthor-Theaters ernannt, gab aber 1814, als Graf Pálffy die Leitung übernahm, diese Stellung wieder auf. Im folgenden Jahr ging er als Sekretär des Grafen Cavriani sowie später des Freiherrn von Münch-Bellinghausen nach Frankreich und bereiste 1819 und 1822 Süddeutschland und Oberitalien. Auf einer spätern Reise durch Norddeutschland (1839) wurde er von der Universität Jena honoris causa zum Doktor ernannt. Nach 40jähriger Thätigkeit bald darauf pensioniert, lebte C. seitdem teils in Wien, teils auf seinem Landhaus bei Lilienfeld. Im J. 1848 machte er noch einmal von sich reden, indem mehrere von ihm verfaßte politische Flugschriften, z. B. "Was ist denn jetzt in Wien geschehen?" und "Der Bauer kommt vom Reichstag zurück", binnen wenigen Tagen einen Absatz von vielen Tausend Exemplaren fanden. Er starb 5. Febr. 1862 in Wien, der "letzte Vertreter der alten Wiener Gspäßikeit". Auf der Bühne haben sich von seinen einst sehr gern gesehenen Lustspielen und spezifisch wienerischen Possen nur etwa das Dialektstück "Die Schwaben" und die Münchhauseniade "Der Lügner und sein Sohn" erhalten. Sonst sind von seinen Theaterstücken, die in den "Dramatischen Sträußchen" (Wien 1809 ff., 18 Jahrgänge) gesammelt erschienen, etwa noch zu erwähnen das eine Zeitlang (seit 1829) allerorten gegebene Drama "Die Waise und der Mörder" und eine nicht unglückliche Travestie der Schicksalstragödien Müllners und Houwalds, betitelt: "Der Schicksalsstrumpf". In Castellis Bühnenstücken geben sich anerkennenswerte Erfindungsgabe, Bonhomie und Laune kund, doch leiden sie an Oberflächlichkeit und ermangeln der höhern künstlerischen Bedeutung gänzlich. Das beste seiner Erzeugnisse dürften die "Gedichte in niederösterreichischer Mundart" (Wien 1828) sein, womit er die österreichische Dialektpoesie (Seidl, Stelzhamer, Kaltenbrunner) anregte. Sonst veröffentlichte er noch: "Poetische Kleinigkeiten" (Wien 1816

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