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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Châtenois; Chatham; Chathaminseln; Chatib; Châtillon

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Châtenois - Châtillon.

partements. Besonders wichtig ist die Waffenfabrikation von C., welche in 7 Eisenwerken und 12 Werkstätten durchschnittlich 1800 Arbeiter beschäftigt und jährlich 60,000 Gewehre zu liefern vermag. Von Bedeutung sind außerdem die Messerindustrie, die Erzeugung von Stahlkurzwaren, Gold- und Silberwaren, falschen Diamanten, Spitzen, Kerzen etc. Der Handel mit Wein- und Branntwein, Getreide, Spargel, Eisen und Stahl ist gleichfalls ansehnlich. C. hat ein Collège, eine Bibliothek und ein Waffenmuseum und ist Sitz eines Handelsgerichts; es bildete ehemals mit der Umgegend die Vizegrafschaft Châtelleraudois, deren Dynasten im 14. Jahrh. ausstarben, worauf sie nach und nach an verschiedene Häuser, zuletzt an das Haus Bourbon, fiel. König Franz I. erhob sie zum Herzogtum für den Connetable Franz von Bourbon; 1538 ward sie wieder mit der Krone vereinigt, ging aber unter Heinrich III. an das Haus La Trémouille über. Vgl. Lalanne, Histoire de C. (Chât. 1859).

Châtenois (spr. schat'noa), Ort, s. Kestenholz.

Chatham (spr. tschattäm), 1) Stadt und Seearsenal in der engl. Grafschaft Kent, am Medway, der 17 km unterhalb, bei Sheerneß, in die Nordsee mündet. C. hat mit seinen Vorstädten Brompton und Gillingham (1881) 46,806 Einw. und hängt mit Rochester (s. d.) zusammen. Es verdankt seine Bedeutung lediglich seinem großartigen Seearsenal, welches, ursprünglich von der Königin Elisabeth gegründet, in jüngster Zeit derart erweitert wurde, daß es Portsmouth kaum nachsteht. Seine Docks haben eine Wasserfläche von 190 Hektar, können die größten Panzerschiffe aufnehmen und sind von Werkstätten und Magazinen umgeben, die Bau und Ausrüstung von Kriegsschiffen ermöglichen. Außer Kasernen, Militärkrankenhäusern und einer Pionierschule hat C. noch ein Zuchthaus. Die Stadt wird durch vorgeschobene Forts verteidigt, so daß das Eindringen einer feindlichen Flotte, wie es 1667 unter dem holländischen Admiral de Ruyter stattfand, kaum noch möglich sein dürfte. -

2) Stadt der Provinz Ontario in Kanada, an der schiffbaren Thames, hat lebhaften Verkehr (Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten 1883: 550,927 Doll., Einfuhr 172,889 Doll.) und (1881) 7873 Einw. -

3) Hafenstadt der Provinz Neubraunschweig im brit. Nordamerika, oberhalb der Mündung des Miramichi in die Miramichibai, ist Sitz eines katholischen Bischofs und eines deutschen Konsuls, hat Schiffbau, Austern- und Hummerfischerei, lebhaften Holzhandel und (1881) 5672 Einw. Im J. 1883 liefen 332 Schiffe von 68,319 Ton. ein; Ausfuhr 590,269 Doll., Einfuhr 96,155 Doll.

Chatham (spr. tschattäm), William Pitt, Graf von, s. Pitt.

Chathaminseln (spr. tschattäm-), eine britisch-australische, zu Neuseeland gehörige und etwa 660 km östlich von demselben unter 44° südl. Br. und 175° 20' westl. L. belegene Inselgruppe, 1627 qkm (29,5 QM.) groß. Sie besteht aus der Hauptinsel C. oder Warekauri (1265 qkm = 23 QM.) mit dem Salzsee Tewanga, aber sonst fruchtbarem, wohlbewässertem Boden, der Pittinsel und Rangatira. Die Bewohner (1881: 242) sind durch die Europäer hinübergeführte Neuseeländer und Mischlinge dieser und der ursprünglichen Einwohner, der Moriori. Hauptbeschäftigungen sind Viehzucht (1881: 62,191 Schafe, 658 Rinder etc.) zur Versorgung der Walfänger und Fischerei. Die Gruppe wurde 1791 von Broughton (daher auch Broughtonarchipel genannt) entdeckt. Die durch eine Hamburger Gesellschaft geplante Anlage einer deutschen Kolonie unter deutscher Oberhoheit, welche der erste Stützpunkt einer deutschen Marine im Stillen Ozean werden sollte, scheiterte an der Weigerung der englischen Regierung, ihre Ansprüche an die Gruppe aufzugeben.

Chatib (arab.), Titel des Redners an einer großen Moschee, welcher das öffentliche Freitagsgebet (s. Chutbeh) zu sprechen hat. Im Rang folgt er auf den Scheich der Moschee, wird nicht wie die übrigen Beamten der Moschee vom Scheich ul Islam, sondern durch einen Hattischerif des Sultans ernannt und nimmt eine bevorzugte Stellung ein.

Châtillon (spr. schatijong), 1) (C. sur Seine) Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Côte d'Or, an der Seine und der Ostbahn, enthält an Bauwerken: die Kirchen St.-Vorle (11. Jahrh.) und St.-Nicolas (12. Jahrh.), das Hospiz St.-Pierre (ehemalige Abtei Notre Dame) und auf einem Felsen die Reste des alten Schlosses der Herren von Chaumont sowie das neue, von dem in C. gebornen Marschall Marmont angelegte Schloß mit großem Park. Am Fuß eines Felsens, welcher gleichfalls mit einer Promenade geziert ist, entspringt die außerordentlich wasserreiche Fontaine de la Douix. C. hat ein Handelsgericht, ein Collège, eine Zeichenschule, eine öffentliche Bibliothek von 18,000 Bänden (mit einem Museum gallorömischer Altertümer) und (1881) 5074 Einw., welche Hochöfen und Eisenwerke, Wachsbleichen, Papierindustrie, Handel mit Eisen, Holz, Wolle, Wetz- und Lithographiesteinen betreiben. - In C. fand vom 5. Febr. bis 19. März 1814 ein Kongreß statt, auf dem die alliierten Mächte mit Napoleon I. erfolglos über den Frieden unterhandelten. England war durch Lord Castlereagh, Österreich durch den Grafen Philipp Stadion, Rußland durch den Grafen Rasumowski, Preußen durch W. v. Humboldt und Napoleon durch den Minister des Auswärtigen, Caulaincourt, vertreten. Die Alliierten stellten die Grenzen von 1792 als Friedensbedingung auf, und Caulaincourt, dem Napoleon unbedingte Vollmacht gegeben hatte, lehnte dieselbe anfangs nicht ab. Inzwischen aber focht Napoleon mit Glück gegen die Armeen der Verbündeten bei Champeaubert, Montmirail, Vauxchamps, Etoges und Montereau, während Bubna von Augereau bei Lyon geschlagen wurde, und fühlte sich dadurch so gehoben, daß er 17. Febr. die Caulaincourt erteilte Vollmacht, den Frieden abzuschließen, zurücknahm und seine Forderungen höher spannte. Als Schwarzenberg gar 19. Febr. ihm einen Waffenstillstand antrug, wurde er so übermütig, daß er am 21. Kaiser Franz aufforderte, den Frieden auf den Frankfurter Grundlagen vom 9. Nov. 1813 (Rhein- und Alpengrenze) zu unterzeichnen. Bei den Waffenstillstandsverhandlungen, welche in Lusigny bei Troyes geführt wurden, verlangte er die bestimmte Zusage, daß im Frieden ihm Belgien verbleibe. Daher wurden auf Verlangen Kaiser Alexanders die Unterhandlungen 5. März abgebrochen, worauf die Verbündeten den 10. März als Schlußfrist bestimmten und, als Caulaincourt neue Vorschläge machte, den Termin abermals um fünf Tage verlängerten. Am 15. März endlich, nach der Schlacht bei Laon, übergab Caulaincourt einen durchaus unannehmbaren Friedensentwurf. Napoleon verlangte Italien bis zur Etsch für Eugen Beauharnais, das linke Rheinufer nebst den Niederlanden bis zur Schelde und Nimwegen für Frankreich und Entschädigungen für seine Brüder, die ihre Throne verloren. Die Verbündeten brachen daher im Sinn des Traktats von Chaumont mit der achten Konferenz 18. und 19. März die Unterhandlun-^[folgende Seite]

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