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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Chenopodiaceen; Chenopodium; Chenu

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Chenopodiaceen – Chenu.

Park umgeben. Der schöne Renaissancebau wurde 1524 vom Oberfinanzeinnehmer Thomas Bohier begonnen, von Diana von Poitiers fortgesetzt und von Katharina von Medicis vollendet; er enthält unter anderm eine schöne Kapelle, ein Theater, eine Bibliothek, eine Galerie und viele mit Gemälden geschmückte Säle.

Chenopodiaceen (Chenopodeen, Gänsefußartige), dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Zentrospermen, Kräuter, Stauden, auch Sträucher mit nebenblattlosen, bisweilen fleischigen Blättern, die in manchen Fällen, z. B. bei Salicornia, verkümmern. Die Blüten sind zwitterig oder eingeschlechtig und haben 2‒5 kelchartige Perigonteile, 1‒5 vor den Perigonabschnitten stehende Staubblätter und 2‒4 verwachsene Fruchtblätter. Das bei der Fruchtreife stehen bleibende Perigon wird bei manchen Gattungen knorpelig, bei andern fleischig, oder es bildet flügelförmige, schuppenartige, ringförmige oder stachelartige Fortsätze aus. Bei einer Abteilung der Gattung Atriplex fehlt das Perigon den weiblichen Blüten, wird aber durch zwei bei der Reife sich stark vergrößernde Vorblätter ersetzt; andre Arten derselben Gattung haben zweierlei weibliche Blüten. Das Ovar der C. ist immer einfächerig und enthält eine einzige grundständige Samenknospe. Die Frucht ist ein einsamiges Nüßchen, die Samen liegen horizontal oder vertikal in demselben und haben einen ring- oder hufeisenförmig gekrümmten Keimling. Vgl. Moquin-Tandon, Chenopodiaceae, in De Candolles »Prodromus«, Bd. 13. Die meisten der ca. 500 Arten gehören den gemäßigten Zonen, vorzugsweise Europas und Asiens, an; viele wachsen aus Böden mit ammoniakalischen Bestandteilen, daher in der Nähe menschlicher Wohnungen und auf gedüngten Kulturländereien, andre auf kochsalzhaltigen Territorien, daher am Meeresufer, an Salinen und auf Salzsteppen. Einige geben leichtverdauliche Gemüse, wie z. B. der Spinat (Spinacia oleracea L.) und die Gartenmelde (Atriplex hortensis L.); aus dem Mehl der Samen des Chenopodium Quinoa L., aus Chile, wird in Amerika Brot gebacken; einige stark riechende Arten von Chenopodium L. (C. Botrys L. und C. ambrosioides L.) sind offizinell; die am Meeresufer wachsenden C. liefern verbrannt Soda; den größten Nutzen aber gewährt die Runkelrübe (Beta vulgaris L.). Einige Arten von Salsola L. und Oleracites Sap. kommen fossil in Tertiärschichten vor.

Chenopodium L. (Gänsefuß, Schmergel, Melde), Gattung aus der Familie der Chenopodiaceen, einjährige oder ausdauernde Kräuter, selten Halbsträucher mit abwechselnden, ganzen oder buchtig gezahnten oder gelappten bis fast fiederschnittigen Blättern, kleinen, unscheinbaren, in Ähren, Rispen etc. gestellten Blüten, und eiförmiger oder fast kugeliger Frucht. Etwa 50 Arten meist in gemäßigten Klimaten. Sie finden sich hauptsächlich in Europa und Asien auf fettem, salzreichem Boden als Unkräuter; einige aber sind als Nahrungs- und Arzneipflanzen wichtig. C. vulvaria L. (Bocksmelde, Buhlkraut, Schamkraut), mit rasenförmig-ovalen, weißgrau bestäubten Blättern, in Achselknäueln stehenden Blüten und glänzend schwarzen, sehr fein punktierten Samen, wächst auf Schutt- und Düngerhaufen durch ganz Europa, riecht von seinem Gehalt an Trimethylamin wie faule Heringslake, schmeckt ekelhaft und salzig und wurde früher als Heilmittel benutzt. C. ambrosioides L., einjähriges Kraut mit schwach flaumigem Stengel, ganzrandigen oder fast buchtig gezahnten, glänzend grünen, unten mit gelben Drüsen versehenen Blättern und zahlreichen unscheinbaren, grünlichen Blütenknäulchen, stammt aus Mexiko, Westindien und Südamerika und ist in allen wärmern Ländern, stellenweise auch in Süddeutschland durch die Kultur verwildert. Die ganze Pflanze riecht eigentümlich aromatisch, schmeckt gewürzhaft, etwas kampferartig, gibt 0,3‒1 Proz. ätherisches Öl, welches pfefferminzartig riecht, und ist reich an Salzen. Das Kraut war als Jesuitenthee, mexikanisches Theekraut, Kartäuserthee, Mottenkraut, Pimentkraut (Herba Chenopodii ambrosioidis s. Botryos mexicanae) offizinell, wird aber nur selten als flüchtig erregendes Mittel bei Nervenleiden, Lähmungen, Konvulsionen und Brustkrämpfen angewendet. C. Botrys L. (Traubenschmergel, Traubenkraut), mit aufrechtem, drüsig-weichhaarigem Stengel, länglichen, tiefbuchtigen, stumpf gezahnten Blättern und glänzend schwarzen Samen, wächst auf Sandboden im südlichen und mittlern Europa, auch hier und da in Deutschland als Sommergewächs. Die Blätter und blühenden Stengelspitzen (Knoten-, Kröten-, Schaben-, Mottenkraut) riechen und schmecken stark gewürzhaft, enthalten viel ätherisches Öl, waren früher ebenfalls offizinell, dienen jetzt aber nur noch zur Vertreibung der Motten. C. anthelminticum L. (Wurmsame, Jerusalemseiche), in Nordamerika, Westindien, Südamerika, ausdauernd, strauchartig, hat einen starken, widrigen Geruch und bittern, gewürzhaften Geschmack. Der fein gepulverte Same wird gegen Spulwürmer bei Kindern angewendet. C. Quinoa L. (Mehlschmergel, kleiner Reis von Peru, s. Tafel »Nahrungspflanzen Ⅲ«) ist gegen 1 m hoch, ästig, mit ovalen und eckigen Blättern und in sehr ästigen Rispen vereinigten Blüten, wächst in Chile und Peru, wird auf den Hochebenen von Peru, wo Roggen und Gerste nicht mehr gedeihen, als Getreide angebaut und gewährt Millionen Menschen das Hauptnahrungsmittel. Auch in andern Teilen von Amerika ist der Same, den die Pflanze sehr reichlich trägt, ein allgemeines und schmackhaftes Nahrungsmittel; man kocht ihn wie Reis oder röstet ihn wie Kaffee und seiht die Abkochung durch. Er enthält: Kleber 11,7 Proz., Legumin und lösliches Eiweiß 7,5 Proz., Stärkemehl 38,7 Proz., Zellstoff 8 Proz., Dextrin, Zucker und Extraktivstoff 9,2 Proz., Fett 4,8 Proz., Salze 4,2 Proz., Wasser 16 Proz. Die Blätter geben Gemüse. Die Pflanze wurde auch zur Kultur in Europa vielseitig empfohlen. Einige Arten, wie C. altissimum Dec., 2‒2,5 m hoch, von pyramidalem Wuchs, mit schmalen, hellgrünen Blättern, C. scoparium L. (Sommercypresse), der vorigen ähnlich, aber kleiner, und C. purpurascens Jacq., über 1 m hoch, mit purpurviolett bestäubten Blättern, werden als Zierpflanzen kultiviert.

Chenu (spr. sch’nü), Jean Charles, Naturforscher und Arzt, geb. 30. Aug. 1808 zu Metz, studierte seit 1825 Medizin in Paris, trat als Militärarzt in die französische Armee, machte den Krimkrieg mit, wurde Bibliothekar an der medizinischen Schule von Val de Grâce, trat 1868 aus dem Militärdienst und starb 12. Nov. 1879 in Paris. Sein Hauptwerk war die »Encyclopédie d’histoire naturelle« (Par. 1850‒1861, 31 Bde.). Außerdem schrieb er: »Rapport sur les resultats du service médico-chirurgical aux ambulances de Crimée, etc.« (Par. 1865); »Recrutement de l’armée et population de la France« (das. 1867); »Statistique médico-chirurgicale de la campagne d’Italie en 1859« (das. 1869); »De la mortalité dans l’armée et des moyens d’économiser

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