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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chilkow; Chimango; China

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Chilkow – China

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Chile'

Geschichte. In C. blieb während der letzten Jahre trotz mehrfacher Ministerwechsel im Innern die Ruhe gewahrt, doch konnte es sich von den Folgen des Bürgerkrieges erst allmählich wieder erholen, sein Heer reorganisieren, die Goldwährung einführen und mit den Nachbarstaaten zur Regulierung der Grenzen schreiten. Die Grenzbestimmungen zwischen den südamerik. Staaten, die noch mehrfach aus der span. Kolonialzeit stammen, sind nämlich den damaligen Kenntnissen des Innern entsprechend häufig sehr unsicher und unbestimmt. Mit Peru war eine definitive Auseinandersetzung wegen der Provinzen Tacna und Tarapaca, die eigentlich schon 1894 hätten stattfinden sollen, bisher noch nicht möglich, da sich dort fortwährende Nnruhen und Regierungswechsel vollzogen; doch wurde mit Bolivia 18. Mai 1895 ein Handelsvertrag abgeschlossen und der provisorische Friedensvertrag in einen definitiven umgewandelt (s. Bolivia). Die Grenzverhandlungen mit Argentinien nahmen nur einen langsamen Verlauf und sind bisher noch nicht zum Abschluß gekommen, da C. die Wasserscheiden, Argentinien die höchsten Gipfel der Cordilleren als Grenzlinie angesehen wissen will. Zur Schiedsrichterin wurde 1896 die Königin von England ernannt. Aus der Präsidentenwahl vom Aug. 1896 ging der Kandidat der Liberalen, Frederico Errazuriz als Sieger hervor, der 18. Sept. sein Amt antrat.

Litteratur. Vattier, L'avenir de la métallurgie du fer au Chili (Par. 1890–91); Morant, Chili and the River Plate in 1891 (Lond. 1891); Serrano, Derrotero del Estrecho de Magallanes etc. (Santiago 1891); Sinopsis estadistica y geografica de la Republica de C. 1891 (ebd. 1892); Philippi, Comparacion de las floras y faunas de las Republicas de C. y Arjentina (ebd. 1893); Bañados Espinosa, Balmaceda, su gobierno y la revolucion de 1891 (Par. 1894); Barros Arana, La cuestion de limites entre C. y la Republica Arjentina (Santiago 1895); Anrique, Bibliografia maritima chilena (ebd. 1895); Hancock, A history of C. (Lond.1894). – Karte. Polakowsky. Mapa de la Republica de C. 1: 2500000 (2. Aufl., Lpz. 1891).

Chilkow (spr.-kóff), Michail Iwanowitsch, Fürst, russ. Staatsmann, geb. 1843, erhielt seine Ausbildung im Pagenkorps und trat in das Leibgarde-Jägerregiment. 1860 unternahm er eine zweijährige Reise in Europa und Amerika, war nach der Rückkehr Friedensrichter, begab sich aber 1864 wieder nach Amerika und war bei einer engl.-südamerik. Eisenbahngesellschaft anfangs als einfacher Arbeiter, später als Heizer und Lokomotivführer thätig. Darauf arbeitete er als Schlosser in der Lokomotivenfabrik in Liverpool. Von hier wurde C. nach Rußland zur Thätigkeit im Eisenbahnwesen berufen. 1880 leitete er unter General Annenkow den Bau der Eisenbahnlinie nach Kisil-Arwat. 1882–84 war er im Fürstentum Bulgarien Direktor der öffentlichen Arbeiten, kehrte aber dann wieder zur Transkaspischen Eisenbahn zurück. Von 1892 an war C. Direktor verschiedener Eisenbahnen, ward 1894 Hauptinspektor der gesamten russ. Eisenbahnen und im Jan. 1895 Minister der Verkehrswege. Als solcher wirkt er energisch für den Ausbau des russ. Eisenbahnnetzes, namentlich in Bezug auf Verbindungen mit den asiat. Teilen Rußlands, und für Vollendung der Sibirischen Eisenbahn. Die Arbeiten an der letztern inspizierte er mehrmals selbst, so auch im Sommer 1896, wo er bis Wladiwostok gelangte ↔ und dann über Japan und Nordamerika (im Oktober) nach Petersburg zurückkehrte.

Chimango (Ibycter crotophagus M. Wied.), Chimachima, Geierbussard, südamerik. Raubvogel von 38 bis 40 cm Länge und 81–83 cm Klafterung, von schmutzigweißer Farbe mit dunkelbraunem Hinterkopf, Rücken, Flügeln und Schwanz; über die vier ersten Schwungfedern verläuft eine weiße Querbinde. Er bewohnt offene, freie Gegenden Südamerikas von Guayana bis Feuerland, findet sich auch gern in den Städten ein. Er ist ein Allesfresser, scharrt sogar die frisch gelegten Kartoffeln aus der Erde, ernährt sich aber hauptsächlich von Aas, das er auch an der Seeküste sucht.

*China ist durch die Abtretung von Formosa und den Pong-hu-Inseln an Japan (s. unten, S. 261a) um 35000 qkm verkleinert worden. Die Bewohnerzahl des eigentlichen C.s wird jetzt auf 386 Mill., die von C. im weitern Sinn auf 402 Mill. geschätzt. In den den Fremden geöffneten Häfen wurden 1894 9350 Fremde gezählt, die Hälfte in Shang-hai. 3989 waren brit. Unterthanen, 1294 Amerikaner, 807 Franzosen, 780 Portugiesen, 767 Deutsche, 380 Spanier, 356 Skandinavier und 253 Japanesen.

Finanzen. Die Finanzen leiden immer noch an dem Mangel einer ausreichenden Kontrolle und an dem Übelstande, daß die Erhebung der Einkünfte teilweise verpachtet ist. Nach von Brandt («Die Zukunft Ostasiens», Stuttg. 1895) betragen die jährlichen Einnahmen gut gerechnet etwa 100 Mill. Taels oder 300 Mill. M. Sie setzen sich zusammen aus Grundsteuer (35 Mill.), Verkauf von Titeln und Ämtern (5 Mill.), Reistribut (3 Mill.), Salzmonopol (10 Mill.), Licenzen u.s.w. (2 Mill.), einheimische Zölle inkl. einheimisches Opium (10 Mill.), Likin (Transit)-Abgaben (12 Mill.), Seezölle inkl. fremdes Opium (23 Mill. Taels). Schon vor dem Chinesisch-Japanischen Kriege mußte das Mehr der Ausgaben für den kaiserl. Hof, Gehalte, Heer, Marine u.s.w. durch Kontributionen von den Provinzen gedeckt werden. Eine innere Schuld bestand vor dem Kriege so gut wie nicht, da die nicht seltenen Zwangsanleihen durch Verleihung von Ämtern, Titeln u.s.w. ausgeglichen wurden. Der letzte Rest der äußern Schuld von 450000 Pfd. St. sollte bis Juli 1895 ganz abgetragen werden. Der unglückliche Krieg mit Japan hat die Finanzpolitik des Reichs gründlich geändert, die dringenden Bedürfnisse des Staates mußten durch auswärtige Anleihen gedeckt werden. Im Dez. 1894 wurde eine 7prozentige Silberanleihe in London im Betrage von 10 Mill. Taels (1635000 Pfd. St.) abgeschlossen; ihr folgten 1895 zwei auf die Seezölle fundierte 6prozentige Goldanleihen im Gesamtbeträge von 4 Mill. Pfd. St., eine 6prozentige in Deutschland untergebrachte Goldanleihe von 1 Mill. Pfd. St., ebenso fundiert, und eine ebenso gesicherte 4prozentige und von Rußland garantierte Goldanleihe im Betrage von 100 Mill. Rubel (15820000 Pfd. St.). 1896 wurde eine weitere 6prozentige Goldanleihe von 120 Mill. M. mit einem deutsch-engl. Konsortium abgeschlossen.

Handel. Durch den Frieden von Simonoseki wurde die Zahl der den Fremden geöffneten Häfen C.s zwar um die drei auf Formosa vermindert, dafür wurden aber vier weitere geöffnet: Su-tschou, Hang-tschou und Schao-hing in Tsche-kiang und Siang-tan in Hu-nan. Die Gesamteinfuhr hatte 1895 den Wert von 171696715 (1894: 162102911),

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 260.

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