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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Chosroes Nuschirwan; Chotan; Choteitschi; Chotek; Chotieborz; Chotin; Chotusitz

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Chosroes Nuschirwan - Chotusitz.

(Kriegsminister) bei seinen durchgreifenden Reformen, reorganisierte die Armee mit Hilfe preußischer Instrukteure und erlangte beim Sultan herrschenden Einfluß. Seit 1838 Großwesir, führte er nach dem Tode des Sultans Mahmud das Staatsruder fast allein. 1840 der Teilnahme an empörerischen Verbindungen gegen Abd ul Medschid verdächtigt, wurde er abgesetzt und nach Rodosto gebracht, doch 1846 wieder in das Ministerium ohne Portefeuille berufen. Er starb 26. Febr. 1855 auf einem Landsitz am Bosporus.

Chosroes Nuschirwan ("der Gerechte") der Große, König von Persien, aus dem Haus der Sassaniden, folgte seinem Vater Kobadis unter Zustimmung der Großen 531 n. Chr. auf dem Thron, obwohl er nicht der älteste Sohn war. Er förderte die Rechtspflege, begünstigte den Ackerbau und war bemüht, sowohl Armut und Elend aus seinem Reich zu verbannen, als die Volksbildung zu heben und die Wissenschaften heimisch zu machen. Um dem Anwachsen der Macht des oströmischen Reichs vorzubeugen, begann er 540 einen Krieg gegen dasselbe mit plündernden Einfällen in Mesopotamien und Syrien und dehnte durch einen zweiten Krieg in Kolchis (549-561) seine Herrschaft bis zum Schwarzen Meer aus. Doch unterlag er dem Feldherrn des Kaisers Justinus, Tiberius, und starb 579. Sein Enkel Chosroes II. herrschte von 591 bis 628.

Chotan (Iltschi), Stadt in Ostturkistan, östlich an der großen Karawanenstraße von Indien nach Kaschgar, am Rande der Wüste und am Fuß des Gebirges, einst Hauptstadt des Chanats C., zählt angeblich 40,000 Einw., die ausgedehnte Seidenzucht und Handel mit Seiden- und Wollgeweben und dem im Gebirge gewonnenen Nephritedelstein treiben.

Choteitschi, Dorf im russ. Gouvernement Moskau, mit über 2000 Einw., zieht sich beinahe 3 km lang an der Moskau-Kasimower Chaussee hin und betreibt die Kammfabrikation in kolossalem Maßstab (jährlich gegen 6 Mill. Stück). Außerdem wird noch etwas Gerberei und Anfertigung von Pferdegeschirren betrieben.

Chotek, altes Adelsgeschlecht in Böhmen und Österreich, das 1745 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde, und von dessen Gliedern hervorzuheben sind: 1) Johann Rudolf, Graf von Chotkowa und Wognin (Vojnín), geb. 17. Mai 1748, ward 1770 niederösterreichischer Regierungsrat, 1776 Hofrat bei der vereinigten Hofkanzlei und bald darauf Kanzler derselben. 1788 nahm er angeblich aus Gesundheitsrücksichten seine Entlassung, hauptsächlich aber deshalb, weil er kein Freund des rastlosen Neuerungsdranges Kaiser Josephs II. war. Unter Kaiser Leopold II., 1790, erhielt er die Leitung der neuerrichteten Finanzhofstelle; 1793 nahm er seine Entlassung, ward aber 1802 zum Staatsminister und Oberstburggrafen von Böhmen erhoben; als solcher beförderte er namentlich den Straßenbau und legte Manufakturen mit englischen Webstühlen und Spinnmaschinen an. Von 1805 bis 1809 Mitglied des Konferenzministeriums und nach dem Frieden Präses der normalen Hofkommission in politischen Gesetzsachen, starb er 26. Aug. 1824 in Wien. Vgl. A. Wolf, Graf Rud. C. (Wien 1853).

2) Karl, Graf von, Sohn des vorigen, geb. 23. Juli 1783, studierte in Wien und Prag die Rechte, trat 1803 in Staatsdienst, ward 1809 Gubernialrat in Brünn, 1812 Kreishauptmann zu Prerau in Mähren, organisierte nachher das nachmalige Triester Kreisamt, wobei er sich die gründlichste Kenntnis der Landesbedürfnisse erwarb, ward 1815 nach der Besiegung Murats Generalgouverneur des Königreichs Neapel, nach seiner Rückkehr nach Triest 1816 Hofrat bei der dortigen Regierung und Präsident derselben, 1818 Geheimrat und Vizepräsident in Tirol, 1819 Gouverneur von Tirol und Vorarlberg, als welcher er sehr segensreich wirkte, 1825 Hofkanzler und Präsident der Studienhofkommission zu Wien und endlich 1826 Oberstburggraf in Böhmen und Präsident des k. k. böhmischen Guberniums. In dieser Stellung hat er sich durch Hebung des Schulwesens, Beförderung des Straßenbaues, Errichtung von Armenversorgungsanstalten etc. um Böhmen große Verdienste erworben. Ende Juli 1843 wurde er auf sein Ansuchen seiner Stelle enthoben und starb 28. Dez. 1868 in Prag. Vgl. Wolf, Graf Karl C. (Prag 1869). -

Sein Sohn Boguslaw, Graf von C., geb. 4. Juli 1829, war 1867-70 österreichischer Gesandter in Stuttgart, 1870-71 in Petersburg und seit 1873 in Brüssel. Haupt der Familie ist Graf Rudolf von C., geb. 23. Juni 1832, Mitglied des Herrenhauses.

Chotieborz (Chotebor, spr. chotjeborsch), Stadt im südöstlichen Böhmen, an der Österreichischen Nordwestbahn (Deutschbrod-Pardubitz), Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, mit Schloß, Pfründnerspital, (1880) 3923 Einw., Glasschleiferei, Spiritusbrennerei und Bierbrauerei.

Chotin (Chocim, Chotschim), befestigte Kreisstadt in der russ. Provinz Bessarabien, am rechten Ufer des Dnjestr, nahe der österreichischen Grenze, südlich von Kamenez, hat 1 armenische, 1 römisch-katholische und 3 griechisch-kathol. Kirchen, eine Synagoge nebst 12 israelitischen Betstuben, eine Kreisschule mit einer gewerblichen Unterrichtsanstalt und eine israelitische Kronschule, mehrere Leder- und Lichtefabriken, bedeutende Schuhwarenfabrikation, Bierbrauereien, Ziegelbrennereien und (1879) 16,133 Einw. Zu Saroschani im Kreis C. befindet sich die einzige Zuckerfabrik Bessarabiens (1883 Produktion 100,000 Pud Sandzucker). Dicht bei der Stadt C. liegen alte Befestigungen mit altertümlicher, ehedem wichtiger Citadelle. -

C., das als Deckungsort eines der frequentesten Dnjestrübergänge von jeher Bedeutung hatte, hat abwechselnd Polen, Türken, Österreicher und Russen zu Herren gehabt. In den Jahren 1621 und 1673 erfochten die Polen unter Wladislaw IV. und Johann Sobieski hier über die Türken zwei Siege. Am 28. Aug. 1739 siegte hier der russische General Münnich über die Türken, wogegen diese 30. Okt. 1768 die russischen Truppen unter den Mauern der Festung schlugen. Im J. 1769 wurde C. von den Russen, 1788 von den Österreichern, 1806 wieder von den Russen erobert, denen es 1812 mit Bessarabien im Bukarester Frieden definitiv zufiel.

Chotusitz, Marktflecken bei Tschaslau in Böhmen, mit (1880) 1563 Einw. Der Ort ist bekannt durch die Schlacht 17. Mai 1742, in welcher 30,000 Preußen unter Friedrich II. über 30,000 Österreicher unter dem Prinzen Karl von Lothringen siegten. Letztere wollten die Preußen überfallen, fanden sie jedoch in Schlachtordnung und wurden von Friedrich II. in der linken Flanke angegriffen und geschlagen. Der Verlust der Preußen belief sich auf 3000 Tote und Verwundete, der der Österreicher auf 7000 Tote, Verwundete und Gefangene nebst 18 Kanonen. Diese Schlacht führte unmittelbar zum Frieden von Breslau, der den ersten Schlesischen Krieg auf eine für Preußen so vorteilhafte Weise endete. Vgl. Droysen, Zur Schlacht von C. (Berl. 1873).

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]