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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ciment; Cimex; Cimiez; Ciminius; Cimmerier; Cimolit; Cinalóa; Cinca; Cinchona

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Ciment - Cinchona.

Ciment, s. v. w. Zement.

Cimex, Wanze.

Cimiez (spr. ssimjäß, Cimiès), ein Franziskanerkloster auf einem Hügel 4 km nordöstlich von Nizza, an der Stelle des alten Cemenelum, der römischen Hauptstadt der Meeralpen, von der noch Reste eines Amphitheaters, eines angeblichen Dianatempels, eines römischen Bades u. a. vorhanden sind.

Ciminius (Lacus C.), der heutige Lago di Vico, nordwestlich von Rom.

Cimmerier, s. Kimmerier.

Cimolit (cimolische Erde, Creta cimolia), schmutzig weißer Thon, findet sich auf der griechischen Insel Argentiera (im Altertum Kimolos) und wird dort, wie auf den übrigen Inseln des Archipels, heute noch wie im Altertum statt Seife zum Waschen benutzt. Man verwendet ihn auch zum Walken der Tücher und zum Ausziehen von Fettflecken.

Cinalóa (Mexiko), s. Sinaloa.

Cinca, Fluß in der span. Provinz Huesca, entspringt in den Mittelpyrenäen am Mont Perdu, durchfließt das wilde Gebirgsthal von Bielsa, nimmt den aus dem romantischen Thal von Gistain kommenden Cinqueta, dann die Flüsse Esera und Alcanadre auf und mündet nach einem Laufe von 180 km rechts in den Segre, kurz vor dessen Einfluß in den Ebro.

Cinchona L. (Chinarindenbaum, Fieberrindenbaum), Gattung aus der Familie der Rubiaceen, so genannt zum Andenken an die Gräfin von Chinchon, Gemahlin des Vizekönigs von Peru (s. unten), immergrüne Bäume oder Sträucher mit gegenständigen, einfachen, meist lederartigen, glänzenden, ganzrandigen, gestielten, oft auf der Unterseite purpurroten oder kurz vor dem Abfallen sich purpurviolett färbenden Blättern, weißen, fleischfarbenen oder purpurnen, wohlriechenden Blüten in endständigen, dekussiert ästigen, oft ansehnlichen Blütenrispen, vom Kelchsaum gekrönten, zweifächerigen, vielsamigen Kapseln und zusammengedrückten, kleinen, ringsum geflügelten Samen. Die Cinchonen sind höchst elegante, wenn auch nicht besonders auffallende Gewächse und stimmen so sehr untereinander überein, daß eine vollkommen befriedigende Feststellung der Arten, deren Zahl gegenwärtig auf etwa 33 oder 36 bestimmt wird, noch nicht erreicht ist; Spielarten und Bastarde vereinigen die Arten zu einer fast ununterbrochenen Reihe, deren Endglieder kaum schärfer von den verwandten Gattungen als von den Pflanzen ihrer eignen Reihe zu trennen sind. Von etwa zwölf Arten wird die Rinde zur fabrikmäßigen Darstellung des Chinins benutzt, aber nur wenige Arten liefern offizinelle Rinde. Die Cinchonen wachsen in den Kordilleren von Südamerika von 10° nördl. bis 22° südl. Br.; der eigentliche Mittelpunkt der besten Cinchonen (Cascarillos finos) ist aber die Provinz Loxa im südlichsten Teil von Ecuador von 7° nördl. bis 15° südl. Br. Sie lieben ein wechselvolles, feuchtes Klima und eine mittlere Temperatur von 12-20° und finden diese klimatischen Verhältnisse besonders in einem Höhengürtel von etwa 2000 m; doch wachsen Cinchonen noch bei 3500 m Höhe, und die nicht offizinellen steigen bedeutend tiefer herab. Dem Charakter der tropischen Vegetation entsprechend, wachsen die Cinchonen meist zerstreut, höchstens da und dort zu kleinern Gruppen vereinigt, und nur C. corymbosa Karsten bildet waldartige Bestände. C. Calisaya Wedd. (s. Tafel "Arzneipflanzen II"), ein hoher, dickstämmiger Baum mit ausgebreiteter, reichbelaubter Krone, verkehrt eiförmig-länglichen, 8-15 cm langen Blättern, mit bisweilen rötlichen Blattstielen und rötlichen Mittelrippen, eiförmigen oder fast doldentraubigen Blütenrispen und fleischroten, weichhaarigen Blüten, wächst in den bolivischen Provinzen Enquisivi, Yungas, Larecaja, Caupolican und in der peruanischen Provinz Carabaya zwischen 1500 und 1800 m Seehöhe. C. Ledgeriana Moens. mscpt., bisweilen als Varietät der vorigen betrachtet, jedenfalls ihr sehr nahe stehend, stammt aus Samen, welche am Rio Mamore in Bolivia gesammelt wurden und durch Ledger nach London, von dort nach Java kamen. Die Rinde dieses Baums besitzt den höchsten Chiningehalt, nämlich 9-13,25 Proz. C. succirubra Pav., ein Baum von 15-25 m Höhe, dessen aus der verletzten Rinde ausquellender milchiger Saft bald intensiv rot wird (daher der Name), mit 18 cm langen, eiförmigen, im Alter oft blutrot überlaufenen Blättern, pyramidaler Rispe und kurzhaarigen, purpurnen Blüten, wächst in Ecuador, vorzüglich im Gebirgsstock des Chimborazo, bei 600-1500 m Seehöhe. C. officinalis Hook. fil., ein 10-15 m hoher Baum mit fast eiförmiger Krone, 5-12 cm langen, ei-lanzettlichen oder lanzettlichen Blättern, fast doldentraubiger Rispe und rosenroten Blüten, wächst in Ecuador, Provinz Loxa, bei 1600-2400 m Seehöhe und ist sehr veränderlich. C. micrantha Ruiz et Pav., ein 6-20 m hoher Baum mit 23 cm langen, breit eiförmigen Blättern, großer, pyramidaler, vielblütiger Rispe und weißen Blüten, wächst in Bolivia und Peru.

Diese Arten liefern hauptsächlich die Chinarinden (s. d.) des Handels, welche von den Stämmen, Ästen und Zweigen, in neuerer Zeit auch von den Wurzeln genommen werden und zu den vorzüglichsten Arzneimitteln gehören; ihre Wirkung beruht hauptsächlich auf dem Gehalt an Alkaloiden, wie Chinin und Cinchonin. Das Holz ist fast geschmacklos und enthält nur Spuren dieser Körper neben viel Chinovin, ist auch zu technischer Verwendung nicht brauchbar. Die Blätter schmecken säuerlich bitter, riechen auch trocken noch theeähnlich und enthalten geringe Mengen der Alkaloide, aber bis 2 Proz. Chinovin. Die Blätter von C. succirubra sollen als Fiebermittel alle Beachtung verdienen. Die Blüten schmecken bitterer als die Blätter, aber in den angenehm schmeckenden wässerigen Aufguß geht diese Bitterkeit nicht über. Auch die Samen schmecken bitter. Bei dem nicht eigentlich massenhaften Auftreten der Cinchonen und der rücksichtslosen Ausbeutung derselben hat man nicht mit Unrecht Befürchtung wegen der gänzlichen Ausrottung der kostbaren Bäume gehegt. In neuerer Zeit wird jedoch überall, Pitayo ausgenommen, ein vorsichtigeres Verfahren eingehalten; in Loxa verschont man beim Schälen kleinerer Bäume einen breiten Rindenstreifen, von welchem aus sich die ganze Rinde allmählich wieder erneuert, wobei eine sehr geschätzte Ware entsteht. Eine regelrechte forstliche Benutzung der Cinchonen in ihrer Heimat müßte die günstigsten Aussichten haben, wenn sie durch besser geordnete politische und soziale Zustände unterstützt würde. Die Übersiedelung der Cinchonen nach andern Ländern erscheint daher als ein außerordentlich wichtiges Unternehmen. Nachdem Condamines Bemühungen, lebende Cinchonen nach Europa zu bringen, mißglückt waren, gelang es Weddell, Samen herbeizuschaffen, welche in Paris keimten. Im J. 1851 kamen durch Vermittelung der Jesuiten Cinchonen nach Algerien, doch scheinen die Akklimatisationsversuche hier und 1866 auch auf Réunion mißglückt zu sein; auf Miquels Veranlassung schickte der holländische Kolonialminister Pahud den Bota-^[folgende Seite]

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