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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Cincinnatus - Cingulum militare.

und deutschen "Biergärten". C. ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls. C. wurde 1788 von Auswanderern aus Neuengland und New Jersey an der Stelle des frühern Forts Washington gegründet und nach dem am Ende des Freiheitskriegs von Offizieren gegründeten Orden der C. benannt; 1814 erhielt der Ort eine städtische Verfassung. Seit Eröffnung des Miamikanals (1830) und dem Bau von Eisenbahnen (1840) hat sich die Bevölkerung rasch gehoben, so daß sie 1850 bereits auf 115,436 Seelen herangewachsen war.

Cincinnatus, Lucius Quinctius, hochgefeiertes Muster altrömischer Tugend und Sitteneinfalt, der Vorkämpfer des patrizischen Standes in dessen Streit mit den Plebejern, war nach der Verurteilung seines Sohns Käso, welcher sich Gewaltthaten gegen die Plebejer erlaubt hatte, durch die Beitreibung der von ihm für seinen Sohn geleisteten hohen Bürgschaft genötigt, sich auf ein kleines Gut jenseit des Tiber zurückzuziehen, das er mit eigner Hand bebaute. Dennoch wurde er 460 v. Chr. zum Konsul gewählt, als welcher er seinen patrizischen Standesgeist durch seinen energischen Widerstand gegen das Terentilische Gesetz bewies. Als 458 der Konsul Minucius von den Äquern eingeschlossen wurde, ward C. vom Pflug weggeholt, um als Diktator das Heer zu befreien, was ihm auch in kürzester Frist gelang; er schlug die Äquer, ließ sie unter dem Joch durchgehen, hielt einen Triumph und legte nach 16 Tagen die Diktatur wieder nieder. Zum zweitenmal ward er 439 als 80jähriger Greis zum Diktator gewählt, als der Plebejer Spurius Mälius, der bei einer Hungersnot an die Armen Getreide verteilt hatte, des Strebens nach der Alleinherrschaft beschuldigt ward. Mälius wurde von dem Magister equitum Servilius Ahala ermordet und diese That vom Diktator öffentlich als verdienstlich belobt. Er starb in hohem Alter.

Cincinnatusorden, ein Orden der nordamerikan. Union, der nach dem Befreiungskrieg 1783 von den Offizieren der Armee zur Aufrechthaltung der errungenen Rechte und Freiheiten gestiftet wurde. Sie nannten sich Cincinnati, weil sie, wie einst der Römer Cincinnatus, nach vollendetem Kampf zu ihrem Herd zurückkehren wollten. Das gewählte Ordenszeichen stellte auf der Vorderseite den Cincinnatus dar, dem drei Senatoren ein Schwert überreichen, im Hintergrund seine Ehefrau, an der Hütte stehend, nebst Pflug und Ackergerät, von den Worten umgeben: "Omnia relinquit servare rem publicam". Die Dekoration sollte erblich sein. Zum ersten Präsidenten wurde Washington gewählt. Da aber von allen Seiten gegen den Orden als ein unrepublikanisches Institut protestiert wurde, so ward beschlossen, keine neuen Mitglieder aufzunehmen, weshalb der Orden mit den bereits Dekorierten erlosch.

Cincinnus (lat.), Wickel, Form des Blütenstandes (s. d., S. 81).

Cincius, L. C. Alimentus, einer der ältesten röm. Annalisten in der Zeit des zweiten Punischen Kriegs, in welchem er auch als Prätor eine Zeitlang in Sizilien kommandierte. Er verfaßte in griechischer Sprache eine Geschichte Roms von dessen Gründung an, in der aber die frühern Partien ganz kurz und nur seine eigne Zeit ausführlicher behandelt war. Sie ist bis auf wenige unbedeutende Fragmente verloren. Andre Schriften ("De fastis", "De comitiis", "De consulum potestate" u. a.) werden ihm mit Unrecht zugeschrieben. Vgl. die Monographien von M. Hertz (Berl. 1842) und Plüß (Bonn 1865).

Cinclus, Wasserstar.

Cinctus Gabinus, s. Toga.

Cinders (engl., spr. ssin-; fälschlich Zünder, Koksklein), durch den Rost der Feuerungen gefallene, mehr oder weniger verkokte Steinkohle, welche sich in dem Wasserbecken des Aschenfalles gelöscht hat. Sie beträgt oft zwei Drittel der ganzen Asche und repräsentiert daher bei großem Betrieb einen bedeutenden Wert. Um sie auszunutzen, braucht man Sortiertrommeln, welche zuerst die reine Asche und die ganz groben Schlacken aussondern und den Rest zum Waschen vorbereiten. Man bringt denselben auf Waschkasten und trennt ihn so in Koks und Schlacke, welch letztere unten aus dem Kasten fällt, während die reinen Koks oben ausgetragen werden. Die von den Schlacken genügend befreiten C. können als billiges Brennmaterial verwertet werden; man hat auch versucht, in einem Schachtofen gepreßten Wind über glühende C. zu leiten und das so gebildete Kohlenoxydgas, welches eine Flamme von mehreren Fuß Länge erzeugt, z. B. zur Kesselheizung zu benutzen.

Cineas, griech. Redner, s. Kineas.

Cinellen, s. v. w. türkische Becken (s. d.).

Cineraria Less. (Aschenpflanze), Gattung aus der Familie der Kompositen, meist mit der Gattung Senecio L. vereinigt, Kräuter oder Halbsträucher mit Blättern, welche oft auf einer oder beiden Seiten mit weißlichem, oft mehlartigem, aschenähnlichem (daher der Name) Filz bedeckt sind. Mehrere Arten werden bei uns als früh und lange blühende Zierpflanzen kultiviert. Namentlich sind es Bastarde kapländischer Arten und Varietäten, welche zu großer blumistischer Vollkommenheit gebracht wurden und in allen Farben, mit sehr großen, auch gefüllten Blüten als früh blühende Topfpflanzen gezogen werden. C. maritima L., ein Halbstrauch vom Mittelmeer, wird wegen der weißlichen Blätter besonders auf Teppichbeeten mit Erfolg benutzt.

Cinerarium (lat.), Gefäß für die Asche der verbrannten Toten, s. Urne; im katholischen Kultuswesen Behältnis mit der Asche von Heiligen.

Cingoli (spr. tschin-), Städtchen in der ital. Provinz Macerata, am Musone, Bischofsitz, mit Gymnasium, altem Stadthaus, römischem Aquädukt und (1881) 1566 Einw., ist das alte Cingulum, von Labienus angelegt. Es fiel 1443 an den Kirchenstaat und ist Vaterstadt des Papstes Pius VIII.

Cingulum (lat.), Gürtel, insbesondere der Gürtel für die Alba der katholischen Priester, in Form eines mit Stickerei geschmückten Bandes, das nicht selber zusammengeschleift wird, sondern innerhalb mit zwei Schnüren versehen ist, so daß, wenn es damit befestigt worden, die beiden bis zur Mitte der Oberschenkel herabhängenden Enden einander nicht decken. Die letztern waren ehemals auch wohl mit kleinen, an Schnürchen befestigten goldenen Schellen besetzt. Auch die zu den Krönungsinsignien der deutschen Kaiser gehörende Alba wurde mit einem noch vorhandenen C. gegürtet, bestehend aus einer breiten gewebten Goldborte mit grotesken Tiergestalten und kleeblattförmigen, silbervergoldeten Schließen. Auch die Gürtelschnur der Mönche heißt C.

Cingulum militare (lat.), der rotlederne Wehrgürtel, mit dem der chlamysförmige Rock der römischen Militärbeamten zusammengehalten wurde. Unter den byzantinischen Kaisern wurden kostbare Wehrgehänge als Auszeichnung verliehen. Im übrigen wurde zur Zeit Justinians der Ausdruck C. überhaupt als Bezeichnung des Soldatenstandes gebraucht, wie später im Mittelalter zur Bezeichnung der Ritterwürde.

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]