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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cissoide; Cissus; Cista; Cisténröschen; Cistercienser; Cistérna di Roma; Cisternen; Cistifloren

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Cissoide - Cistifloren.

Cissoide (griech., "die Epheuähnliche"), eine ebene Kurve dritter Ordnung, von der man beliebige Punkte P (s. Figur) erhält, wenn man über einem Durchmesser OA einen Kreis konstruiert, in A eine Tangente an letztern legt, von O aus eine willkürliche Gerade zieht und OP gleich dem Stück QR dieser Geraden macht, welches zwischen ihrem zweiten Schnittpunkt Q mit dem Kreis und der Tangente liegt. Die C. ist symmetrisch zu OA, hat in O eine Spitze, kehrt sowohl OA als der Tangente die erhabene Seite zu und nähert sich beiderseits asymptotisch der Kreistangente. Sie ist von dem griechischen Geometer Diokles zur Lösung des Delischen Problems erfunden worden.

^[Abb.: Cissoide.]

Cissus L. (Klimme), Gattung aus der Familie der Ampelideen, kletternde Sträucher mit wechselständigen Blättern, den Blättern gegenüberstehenden Wickelranken, blattwinkelständigen, unscheinbaren Blüten und kleinen, ein- bis viersamigen Beeren. Mehrere Arten treten in den Wäldern der Tropen als Lianen auf, und einige werden wegen der Schönheit ihrer Blätter kultiviert. C. antarctica Vent., aus Neuholland, mit rostfarbigen, weichhaarigen Ästen und Blattstielen, großen, eirunden, fast herzförmigen, gesägten, glänzend dunkelgrünen Blättern, ist eine sehr empfehlenswerte Zierpflanze für nicht zu warme Zimmer, in welchen sie sich so gut hält wie Epheu. Aus ihren Beeren wird im südlichen Australien der sogen. Känguruhwein bereitet. C. discolor Blume (s. Tafel "Blattpflanzen II"), von Java, mit dunkelroten Ästen, rosenroten Ranken, 13-16 cm langen, länglich herzförmigen, sägezahnigen, prachtvoll samtartig dunkelgrün, violett purpurrot und weißlich gezeichneten Blättern, ist eine Zierde feuchter Warmhäuser und hält sich über Sommer auch im Zimmer, zieht aber im Winter ein und muß im Frühjahr neu angetrieben werden.

Cista (lat., griech. kiste, davon unsre "Kiste"), eine Art runder Kästchen, die zu den verschiedensten Zwecken verwendet wurden. Die C. mystica war aus Weidenruten geflochten und enthielt die bei Festen des Bakchos und der Demeter gebrauchten heiligen Geräte; sie wird auf Kunstdenkmälern, z. B. auf Münzen, besonders kleinasiatischen (s. Cistophoren), Thonreliefs, auch an der Neapeler Kolossalgruppe des Farnesischen Stiers (vgl. O. Jahn im "Hermes", Bd. 3), in der Regel halbgeöffnet dargestellt, so daß die heilige Schlange aus ihr herausschlüpfen kann. Ferner bezeichnet man als Cisten die kleinen, cylindrischen Bronzekästchen, welche in Etrurien, besonders in Präneste, für den Hausgebrauch, zur Aufbewahrung der Toilettenartikel, gearbeitet wurden, und deren Seitenflächen gewöhnlich mit eingravierten Figuren geschmückt sind, während auf dem Deckel sich kleine Bronzefiguren aufgelötet finden. Die bedeutendste Sammlung solcher Cisten enthält die Barberinische Bibliothek in Rom. Berühmt ist besonders die sogen. Ficoronische Cista (s. d.) in Rom (Collegio Romano), auf deren Seitenwänden in schönster Zeichnung die Rast der Argonauten dargestellt ist. Andre Bestimmung hatten die etruskischen, aus Thon gefertigten, vierseitigen Aschencisten, welche die Asche der Verstorbenen enthielten und daher auf den Totenkult bezügliche Reliefdarstellungen, häufig auch Szenen aus dem troischen Sagenkreis zeigen. Sie sind zusammengestellt in dem Werk Brunns: "I rilievi delle urne etrusche" (Rom 1870).

Cisténröschen, s. Cistus.

Cistercienser (Orden von Cîteaux), Mönchsorden, gestiftet von dem Benediktinerabt Robert aus der Champagne, der nach verschiedenen Versuchen einer Reformation des verweltlichten Klosterlebens zuerst in dem Wald von Molesme, endlich mit 20 Gleichgesinnten in dem Walddickicht von Cîteaux (Cistercium) bei Dijon 1098 ein Kloster mit dem Zweck der strengsten Beachtung der Regeln des heil. Benedikt gründete. Auf Befehl des Papstes mußte zwar Robert schon 1099 nach Molesme zurückkehren, woselbst er 1108 starb; aber sein Nachfolger Alberich (gest. 1109) wußte dem Kloster die päpstliche Gunst zu verschaffen, setzte die "Instituta monachorum Cisterciensium" auf, worin die neue Stiftung als einzig wahres Benediktinertum hingestellt wurde, und gab den Mönchen für das Kloster die weiße, für die Welt die schwarze Kutte (daher die Bezeichnung Schwarze oder Weiße Brüder); sein Nachfolger Stephan Harding regierte in seinem Geiste. Dennoch war Cîteaux dem Erlöschen nahe, als der nachmals so berühmte heil. Bernhard von Clairvaux (s. d.) mit 30 Brüdern in den Orden trat und ihn zum höchsten Ansehen brachte (1113), so daß der Abt Stephan 1119 für die um zwölf Klöster vergrößerte Mönchsgemeinschaft eine neue Regel (Charta charitatis) erlassen mußte; außer Frankreich, woselbst sie sich jetzt auch Bernhardiner nannten, gewannen die C. großen Zuzug in Spanien und Portugal, und bis Mitte des 13. Jahrh. war der Orden bis zu 1800 Abteien angewachsen. Die C. waren zu reichen Klosterherren geworden, und umsonst ergingen von Päpsten Gesetze zur Herstellung der alten Strenge und Einigkeit; die spanischen Abteien rissen sich los, und auch in Frankreich und Italien entstanden besondere Kongregationen, so die Feuillanten bei Toulouse und die Trappisten (s. d.). Während die C. in der Geschichte der Wissenschaften fast gar keine Rolle spielen, sind sie von um so größerer Bedeutung für die Landwirtschaft als Kultivatoren des Bodens und in Deutschland für die Germanisierung des Ostens von entscheidendem Einfluß gewesen. In der Geschichte der Baukunst stehen sie als die konsequentesten Verbreiter der in Frankreich, ihrem Heimatsland, gebornen Gotik während des 12. und 13. Jahrh. da. Bei Gelegenheit des "Klostersturms" 1880 wurden auch sie aus Frankreich verwiesen. Unter den Frauenklöstern der C. (Bernhardinerinnen) ist Port Royal des Champs bei Chevreuse (Seine-et-Oise) das wichtigste geworden. Auch sie verweltlichten aber im Lauf der Zeit und sind jetzt fast ganz verschollen. Vgl. Dohme, Die Kirchen des Cistercienserordens (Leipz. 1869); Sharpe, The architecture of the Cisterciensans (Lond. 1874); Winter, Die C. des nordöstlichen Deutschland (Gotha 1868-71, 3 Bde.); Janauschek, Origines Cisterciensium (Wien 1877, Bd. 1); Brunner, Cistercienserbuch (Würzb. 1881).

Cistérna di Roma (spr. tschi-), Ortschaft in der ital. Provinz Rom, Kreis Velletri, am Nordende der Pontinischen Sümpfe, mit (1881) 1916 Einw.; wahrscheinlich das Tres tabernae der Apostelgeschichte (28, 15). C. ist ein Markgrafentitel der Caëtani, welche hier eine Burg errichteten.

Cisternen, s. Zisternen.

Cistifloren, Ordnung im natürlichen Pflanzensystem aus der Abteilung der Dikotyledonen, charakterisiert

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]