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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Clarendon Castle; Clareni Fratres; Clarens; Claret; Claretie; Clarette; Clari; Clariden; Clarino; Clarissimus vir; Clark; Clarke

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Clarendon Castle - Clarke.

Clarendon Castle (spr. klärrendon kässl), ehemaliger königlich englischer Palast, 5 km südwestlich von Salisbury, wohin Heinrich II. 1164 die große Reichsversammlung der Barone und Prälaten berief, welche die unter dem Namen der "Constitution of Clarendon" bekannten Bestimmungen vereinbarte. Papst Alexander III. verweigerte dieser Konstitution, die der Hierarchie thatsächlich alle Macht in England raubte, seine Bestätigung, und auch der heil. Thomas Becket trat nachher dagegen auf, büßte aber dafür mit dem Tod (s. Becket).

Clareni Fratres (Clareniner), Kongregation von Minoriten strenger Observanz, wurde 1302 von Angeld di Cordona am Bach Clarene bei Ancona gestiftet, der Beaufsichtigung durch die Obern des Ordens der Minoriten entzogen und über viele Klöster Italiens verbreitet.

Clarens (spr. -rangs), s. Montreux.

Claret (spr. klärret), in England Name des roten Bordeauxweins oder im weitern Sinn aller französischen Weine, mit Ausnahme des Champagners und Burgunders. Der Name bezeichnete ursprünglich einen künstlichen Würzwein und wurde auf das ihn ersetzende Produkt übertragen.

Claretie (spr. klareßih), Jules, franz. Schriftsteller, geb. 3. Dez. 1840 zu Limoges als Sohn eines Faiencefabrikanten, veröffentlichte schon als Schüler des Lycée Bonaparte unter dem Namen Arnold Lacretie eine Novelle: "Le rocher des fiancés", wandte sich dann ganz der Belletristik zu und gehörte, an verschiedenen Zeitschriften beteiligt, bald zu den beliebtesten Chroniqueurs, Kunst- und Theaterkritikern der Tagespresse. Mit der Dorfgeschichte "Pierrille" (1863) gewann er das besondere Lob G. Sands, und die Romane: "Mademoiselle Cachemire" (1865) und "Un assassin" (später "Robert Burat" betitelt, 1866) erregten bereits allgemeines Aufsehen. In der Folge setzte er sich durch eine Reihe von Romanen, von denen wir "Madeleine Bertin" (1868), "Le train 17" (1877), "La maison Vide", "Le troisième dessous" (1878), "Monsieur le ministre" (1881), "Le Million" (1882), "Michel Berthier" (1883), "Le prince Zilah" (1884) etc. als die bedeutendsten nennen, immer fester in der Gunst des Publikums. Zugleich kultivierte er mit mehreren Werken, so mit der Studie "Les derniers montagnards" (1867), der "Histoire de la révolution de 1870-71" (neue Ausg. 1875-76, 5 Bde.), den patriotisch-sentimentalen oder tendenziös-antideutschen Schriften: "Cinq ans après, l'Alsace et la Lorraine depuis l'annexion" (1876), "Les Prussiens chez eux" (1872) u. a., das historische Genre und erstreckte schließlich seine Thätigkeit auch auf das Theater, auf dem er, ohne besondern Erfolg, mit dem Stück "La famille des Gueux" (mit Petrucelli della Gattina, 1869) debütierte. Erst später faßte er mit seinen geschichtlichen Tableaus aus der Zeit der großen Revolution: "Les Muscadins" (1874), "Le régiment de Champagne" (1877) und "Les Mirabeau" (1878) auf der Bühne festern Fuß. Von einem dem Idealen zugewandten Streben erfüllt, maßvoll in der Wahl und Behandlung seiner Stoffe und mit einem feinen Blick für die Strömungen der Zeit ausgestattet, gehört C. zu den jüngern Autoren, welche der dritten Republik zur Zierde gereichen. Der Versuchung, die litterarische Laufbahn mit der politischen zu vertauschen, hat er bisher beharrlich widerstanden. Seit 1881 erscheinen seine im "Temps" veröffentlichten Chroniken in einer Buchausgabe unter dem Titel: "La vie à Paris".

Clarette (franz.), s. Clairette.

Clari, Giovanni Carlo Maria, ital. Komponist, geb. 1669 zu Pisa, war ein Schüler von Colonna in Bologna und lebte als Kapellmeister in Pistoja, wo er in hohem Alter starb. Sein Todesjahr ist unbekannt. C. komponierte für Bologna eine Oper: "Il savio delirante", schuf vortreffliche und kunstvolle Kirchenmusikwerke (Messen, ein Requiem, Psalmen), wurde aber namentlich berühmt durch seine 1720 und 1743 im Druck erschienenen Kammerduette und Terzette mit Continuo, die sich denen von Steffani (s. d.) würdig anschlossen.

Clariden, s. Tödi.

Clarino (ital.; franz. Clarin, Clairon; engl. Clarion), 1) Name der hohen Solotrompete älterer Zeit, die sich von der tiefern (sogen. Prinzipaltrompete) durch ein engeres Mundstück unterschied. Das Clarinblasen war daher ein Blasen in den höchsten, heute nicht mehr benutzten Regionen der Trompete. Vgl. Eichborn, Die Trompete alter und neuer Zeit (1881). Wahrscheinlich ist damit auch die von Seb. Virdung ("Musica getuscht", 1511) erwähnte Clareta identisch. -

2) In der Orgel ein Vierfuß-, d. h. hohes, Trompetenregister (Oktavtrompete).

Clarissimus vir (lat.), zur Zeit der röm. Republik Titel der Senatoren; später, unter den Kaisern Diokletian und Konstantin d. Gr. (um 300 n. Chr.), wurden, als die Rangklassen durch kaiserliche Verordnung genau bestimmt wurden, diejenigen clarissimi genannt, welche der dritten Rangklasse angehörten, und welchen dieser Rang (clarissimatus) von den Kaisern ausdrücklich verliehen war.

Clark, Sir James, Mediziner, geboren im Dezember 1788 zu Cullen, studierte in Edinburg, ließ sich daselbst als Arzt nieder, ging später an das St. Georgshospital zu London, wurde Leibarzt der Königin Viktoria, 1837 zum Baronet ernannt und starb 29. Juni 1870. Er schrieb: "The influence of climate in the prevention and cure of chronic diseases" (4. Aufl. 1846; deutsch, Weimar 1830) und "On pulmonary consumption" (Lond. 1835; deutsch von Vetter, Leipz. 1836).

Clarke (spr. klart), 1) Samuel, engl. Philosoph und Theolog, geb. 11. Okt. 1675 zu Norwich, widmete sich seit 1691 in Cambridge philosophischen, theologischen und philologischen Studien, kam 1698 als Kaplan zu dem Bischof von Norwich und wurde 1704 und 1705 berufen, die von Robert Boyle zur Behauptung und Bewährung der wichtigsten Grundsätze der natürlichen und geoffenbarten Religion gestifteten Vorlesungen zu halten. Dieselben erschienen unter den Titeln: "Demonstration of the being and attributes of God" (Lond. 1705-1706, 2 Bde.) und "Verity and certitude of natural and revealed religion" (das. 1705). Wie in diesen beiden Werken eine neue Begründung der natürlichen oder Vernunftreligion gegenüber dem Pantheismus und Atheismus, so versuchte er in seinem dritten Hauptwerk: "Discourse concerning the unchangeable obligation of natural religion" (Lond. 1708), eine solche der natürlichen Moral. Um Spinoza und Hobbes, die er als seine Hauptgegner betrachtete, mit ihren eignen Waffen zu schlagen, bediente er sich, wie diese, der mathematischen als der vom Einfluß der Willkür unabhängigsten Demonstration; um den moralischen Skeptikern, wie Bayle und Montaigne, gegenüber zu allgemein gültigen sittlichen Grundsätzen zu gelangen, berief er sich auf das unfehlbare, weil unwillkürliche (willenlose) Urteil der Vernunft über Schicklichkeit (fitness) und Unschicklichkeit (unfitness). Durch beide erstere Werke ist er das Haupt der ra-^[folgende Seite]

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