398
Cochinchinahuhn – Cochlearia
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Cochinchina'
zen Provinz Saigon zur Folge hatte. Dann ergab sich 12. April die Stadt Mitho am Ausflusse des Kambodscha. Der neue Oberbefehlshaber, Admiral Bonald,
unterwarf hierauf auf einem raschen Zuge (Dez. 1861 bis März 1862) die Städte Bien-Hoa am Dong-naï in Kambodscha, Long-lap (19. Febr. 1862) und
Vinh-long (22. März), und nötigte auf diese Weise den Kaiser Tu-duk von Annam zur Annahme des Vertrags von Saigon (5. Juni 1862), wonach die Provinzen
Saigon, Bien-Hoa und Mitho an die Franzosen abgetreten wurden. Diese, die hiermit zuerst festen Fuß in Hinterindien faßten, organisierten die neugewonnene
Kolonie, hatten jedoch noch Jahre hindurch gegen zahlreiche Aufstände zu kämpfen, die von Annam und Kambodscha heimlich unterstützt wurden. Erst 1879
konnte das Land als pacifiziert angesehen und eine Civilverwaltung eingesetzt werden. Durch die Dekrete vom 17. Okt. 1887 und 12. April 1888 wurden C.,
Kambodscha, Annam und Tongking zu der franz. Kolonie Indochina vereinigt, an deren Spitze ein Generalgouverneur
(de Lanessan) steht, während die Länder ihre administrative Selbständigkeit behalten haben. Im franz. Parlament ist C. durch einen Deputierten vertreten.
Litteratur. Vgl. Veuillot, La Cochinchine et le Tonquin (Par. 1859; neue Aufl. 1883);
Cortambert und de Rosny, Tableau de la Cochinchine (ebd. 1863); Aubaret,
Histoire et description de la Basse-Cochinchine (ebd. 1864); Pallu,
Histoire de l'expédition de Cochinchine en 1861 (ebd. 1864); H. Petiton,
La Cochinchine française (ebd. 1883); Raoul Postel, La Cochinchine française
(ebd.1883); Delaunay, Histoire ancienne et moderne de l'Annam et de Cochinchine (ebd. 1884); L. E. Louvet,
La Cochinchine religieuse (ebd. 1885); Le Bailly,
Les guerres de Tonkin, de la Chine et de la Cochinchine (ebd. 1886); Ansart,
Lettre à M. Bert, suivie d'une étude sur les voies et moyens de la politique française en Cochinchine (Brest 1886);
Paul Branda, Ça et là, Cochinchine et Cambodge (Par. 1886); Ch. Lemire,
Cochinchine française et royaume de Cambodge (ebd. 1887); Faque,
L’Indochine française (ebd. 1887); de Lanessan,
L’Indochine française (ebd. 1888); Notices illustrées sur les colonies françaises
(ebd. 1890); Rambaud, La France coloniale (6. Aufl., ebd. 1893).
Cochinchinahuhn (spr. kotsch-), aus Nord- und Mittelasien (nicht Cochinchina) vor etwa vier Jahrzehnten
nach Europa eingeführt und zuerst in England, später in Deutschland als das angeblich wertvollste Nutzhuhn verbreitet. Schwere, dickschenkelige Hühner, von
Färbung gelb, seltener weiß oder schwarz, häufiger rebhuhnfarbig, gesperbert oder kuckucksfarbig. Eier verhältnismäßig klein, dickschalig, gelbgefärbt.
Während das C. den Anlaß zur großartigen Entwicklung und Ausbreitung der neuern Geflügelzucht gab, hat die Erfahrung festgestellt, daß es kein Lege- oder
Fleischhuhn ist. (S. Tafel: Geflügel, Fig. 28.)
Cochinchinakrankheit (spr. kotsch-), s. Haarwürmer.
Cochlaeus, Johs., eigentlich Dobenek, auch nach seinem Geburtsort Wendelstein (woraus
auch der Name C.übersetzt ist) in Franken Wendelstinus genannt, Gegner Luthers, geb. 1479, studierte zu Köln, ward
1510 Leiter der Schule bei St. Lorenz zu Nürnberg und 1520 Dechant zu Frankfurt a. M. 1521 forderte er in Worms Luther zu einer Disputation auf; später
schrieb er sehr heftig gegen ihn, worauf dieser antwortete: «Wider den gewappneten ↔ Mann C.» (1523). AIs Sekretär Georgs von Sachsen
nahm C. auf dem Reichstage zu Augsburg an der Abfassung der Widerlegung (Confutatio) der Augsburgischen
Konfession teil. 1539 ward er Kanonikus zu Breslau, war 1510 bei dem Hagenauer Religionsgespräch (s. d.) und starb 10. Jan. 1552 zu
Breslau. Von den Streitschriften, die durch Gelehrsamkeit und Spitzfindigkeit glänzen und maßlos heftig geschrieben sind, haben namentlich Bedeutung die
«Commentaria de actis et scriptis Lutheri 1517–46» (Mainz 1549 u. ü.). Hier wird versucht, die Kirchenspaltung aus der
Eifersucht des Dominikaner und Augustinerordens abzuleiten. C. verfaßte auch «Historiae Hussitarium libri XII» (ebd.
1549). – Vgl. Geß, Joh. C., der Gegner Luthers (Oppeln 1886).
Cochlĕae, die gehäusetragenden Schnecken (s. d.).
Cochlearĭa L.,
Löffelkraut, Pflanzengattung aus der Familie der Kruciferen
(s. d.) mit etwa 25 Arten, die in der nördl. gemäßigten Zone vorkommen und zum Teil bis in die höchsten arktischen Gegenden hinaufgehen. Es sind krautartige
Gewächse, die meist am Meeresstrande oder auf andern salzhaltigen Orten wachsen. Zur Gattung C. gehören zwei wichtige Arznei- und Kulturpflanzen, das
gemeine Löffelkraut und der Meerrettich.
Das gemeine Löffelkraut, C. officinālis L.,
eine zweijährige, im nördl. Europa am Meeresstrande wild wachsende Pflanze, deren Blätter als Herba Cochlearia
offizinell sind und besonders als Mittel gegen den Skorbut angewendet, in manchen Gegenden auch als Salat gegessen werden. Die Pflanze wird deshalb
vielfach kultiviert.
Der Meerrettich, C.. armoracĭa L.,
(Armoracia rusticana Lam.) auch Kren
genannt, ist gleichfalls an den Meeresküsten des nördl. Europa heimisch, findet sich aber auch nicht selten verwildert an Flußufern in fast ganz Europa. Sein
straff aufrechter, bis 60 cm Höhe erreichender Stengel ist oben in viele lange, schmächtige Blütentrauben tragende Äste geteilt. Die grundständigen,
langgestielten Blätter haben eine bis 30 cm lange Spreite von keilförmig-länglicher Gestalt mit unregelmäßig buchtig gekerbtem Rande. Die wilde und
verwilderte Pflanze hat einen dünnen, holzigen, die kultivierte Pflanze dagegen einen dicken, walzigen, bis 60 cm langen, unten in mehrere Äste geteilten, oben
mehrköpfigen, außen braunen, innen schneeweißen Wurzelstock. Man benutzt denselben teils als Zuthat zu Speisen in Form von Gemüse, Saucen oder als
Salat, teils zu mediz. Zwecken. Die Wirkung des Meerrettichs beruht auf einem in der Wurzel enthaltenen, mit dem Senföl fast übereinstimmenden ätherischen
Öl, welches beim Zerreiben der frischen Wurzel überaus reizend auf die Nasenschleimhaut und die Thränendrüsen wirkt und mitunter sogar zur Entzündung
der Augen, Nase und des Gaumens Anlaß giebt. Der Meerrettich verlangt zu seinem Gedeihen einen feuchten, im Herbst mit Kuhdünger rigolten nahrhaften
Boden. Einmal angebaut, läßt sich die Pflanze kaum mehr ausrotten, da selbst die dünnste im Boden zurückgebliebene Wurzel auszuschlagen vermag. Man
vermehrt daher auch den Meerrettich einfach dadurch, daß man von den «Stangen», d. h. Hauptwurzelstöcken, welche man den Winter über im Keller
aufbewahrt, die Wurzeln abbricht und selbige im Frühlinge in Abständen von 60 cm voneinander schräg in die Erde steckt. Die Meerrettichkultur wird besonders
im Spreewalde, namentlich in Lübbenau, und Bamberg in großer Ausdeh-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 399.
Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.