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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Collegia nationalia - Collet.

munaux gibt es in Frankreich etwa 250 (1880: 244). In ihrer Organisation lehnen sie sich an die staatlichen Lyceen an, sind aber meist weniger vollständig entwickelt und vielfach örtlichen Bedürfnissen angepaßt. Manche bilden in den humanistischen und realistischen Unterrichtsfächern aus, andre beschränken sich auf diese oder auf jene. Vgl. Lycée. - In Belgien stehen ganz ebenso 17 städtische oder provinziale Collèges den 10 königlichen Gymnasien gegenüber, die aber dort Athenäen heißen. Beide Arten von Anstalten enthalten eine humanistische und eine realistische Abteilung, von denen diese 5, jene 7 aufsteigende Klassen hat. In den obern beiden Klassen der Realabteilung bestehen überdies noch zwei Sektionen, eine gewerblich-kaufmännische und eine wissenschaftliche, nebeneinander.

Collegia nationalia oder pontificia (lat.), klosterartige Anstalten zur Ausbildung von Jünglingen, zum Zweck der Wiedergewinnung der Akatholiken in den Heimatsländern jener. Das erste derartige Kollegium ward für Deutschland von Ignaz von Loyola 1552 in Rom gestiftet; dieses sogen. Collegium Germanicum ist dann 1573 von Gregor XIII. einer Neugestaltung unterworfen sowie von demselben als Vorbild bei der Gründung ähnlicher Institute in Rom, wie z. B. eines griechischen, eines englischen, eines maronitischen, eines illyrischen und eines ungarischen Kollegiums (welches jedoch bald mit dem Collegium Germanicum vereinigt wurde), benutzt worden. Zu den oben genannten Anstalten fügten Clemens VIII. und Gregor XV. noch weitere, jener ein schottisches (1600), dieser unter andern ein irisches (1628) Kollegium, hinzu. Alle diese Kollegien stehen seit 1622 unter dem Protektorat der Kongregation de propaganda fide (s. Propaganda). Da die Alumnen ihre Ausbildung lediglich unter Leitung der Jesuiten empfangen, so sind sie später als Geistliche bei ihrer Rückkehr in die Heimat in der Regel die gefügigen Werkzeuge des Ultramontanismus und der jesuitischen Verketzerung patriotisch denkender Männer. Darum wurden die Zöglinge des Collegium Germanicum von der Anstellung als Geistliche in Preußen durch das Gesetz vom 11. Mai 1873, welches ein dreijähriges Studium auf einer deutschen Staatsuniversität fordert, ausgeschlossen. Vgl. Mejer, Die Propaganda, ihre Provinzen und ihr Recht (Götting. 1852-53, 2 Bde.).

Collegia pietatis (lat.), Zusammenkünfte zu gemeinsamer Andacht, dergleichen Philipp Jakob Spener, damals Senior der Geistlichkeit in Frankfurt, 1670 in seinem Haus einrichtete; s. Spener.

Collegium (lat.), s. Kollegium; C. de propaganda fide und C. Germanicum, s. Collegia nationalia oder pontificia; C. sacrum, heiliger Verein, Versammlung der Kardinäle in Rom; C. sanitatis, Medizinalkollegium.

Collegium Germanicum, s. Collegia nationalia.

Collema (Gallertflechte), Gattung der Gallertflechten, mit einem laubartigen, meist lappig krausen, dunkel olivengrünen oder braunen, gallertartigen, ungeschichteten (homöomerischen) Thallus. Letzterer besteht außen und innen gleichartig aus blaugrünen Gonidien, die verschlungene, perlschnurartige Ketten bilden, und aus farblosen, fadenförmigen Zellen, welche in der Gallertmasse, die von den aufgequollenen Membranen der Gonidien herrührt, hinlaufen. Die Apothecien sind sitzend, becher- oder tellerförmig, gerandet und gewöhnlich braun gefärbt. Die Gonidienschnüre entsprechen genau den als Nostoc bekannten Algen; auch lösen sich häufig aus dem Thallus der C. Gonidienhaufen heraus, welche nicht von fadenförmigen Zellen durchwachsen sind und dann mit Nostoc völlig übereinstimmen (vgl. Flechten). Die Arten dieser Gattung leben meist in feuchten, schattigen Thälern an Felswänden, Mauern und zwischen Moos.

Collenbusch, Samuel, Mystiker und Pietist, geb. 1724 zu Wichlinghausen bei Bremen, gest. 1803 als Arzt daselbst. Ursprünglich Lutheraner, hat er die Stätte seiner Wirksamkeit in der reformierten Kirche gefunden, wo er, ein Anhänger und Bewunderer Bengels und Ötingers, eine Gruppe von Pietisten zu jener Beobachtung der Stufen und Fortschritte der Heiligung zurückführte, wofür der Pietismus sich von Haus aus interessiert hatte. Zu seinen Anhängern gehörten die Gebrüder Hasenkamp und Menken (s. d.). Seine Anhänger im jülichschen und bergischen Land halten sich an die Kirche, verharren aber bei der ihrem Lehrer eigentümlichen Verwerfung der Lehren von der Strafgenugthuung Christi und von der doppelten Prädestination. Seine religiösen Ansichten legte C. nieder in der "Erklärung biblischer Wahrheiten" (Elberf. 1807 f.). Vgl. Krug, Die Lehre des Dr. C. nebst verwandten Richtungen (Elberf. 1846); "Aus Collenbuschs Tagebuch" (2. Aufl., Stuttg. 1883).

Colleoni (Coleoni), Bartolommeo, ital. Kondottiere, geb. 1400 auf Schloß Solza bei Bergamo, begann seine kriegerische Laufbahn in neapolitanischen Diensten unter Sforza und Braccio da Montone, trat dann in die Armee Venedigs, mit der er gegen Mailand kämpfte, und endlich in die des Herzogs von Mailand, unter dem er Venedig bekriegte. Doch ward er 1446 vom Herzog, der gegen seine Treue Verdacht schöpfte, verhaftet und erst nach dem Aussterben der Visconti 1447 befreit und an die Spitze des Heers der Republik Mailand gestellt, mit welchem er die Franzosen unter dem Herzog von Orléans, die Mailand erobern wollten, besiegte. Dann übernahm er wieder den Oberbefehl venezianischer Truppen, machte 1467 auf eigne Hand einen erfolglosen Feldzug gegen die Medici in Florenz und starb 4. Nov. 1475 auf Schloß Malpaga bei Bergamo. Einen Teil seines Vermögens (100,000 Golddukaten) hinterließ er Venedig zur Gründung wohlthätiger Anstalten und bedang sich dafür die Errichtung einer Statue auf dem Markusplatz aus; die Republik ließ die berühmte Reiterstatue Colleones von Andrea dal Verrocchio mit dem Piedestal von Leopardi anfertigen, aber auf dem versteckten Platz vor der Kirche San Giovanni e Paolo errichten, wo sie noch jetzt steht. Am Dom zu Bergamo ließ C. 1470, "um seine Macht noch nach dem Tod zu zeigen", von Amadei für 50,000 Goldgulden die schöne Cappella C. mit seinem Grabmal erbauen.

Collet (franz., spr. koläh), s. Kollett.

Collet, 1) Jonas, norweg. Staatsmann, geb. 25. März 1772 auf dem Gut Rönnebeksholm in Seeland, studierte zu Kopenhagen die Rechtswissenschaft, trat 1795 als Landvogt zu Sandsvär und Numedal im norwegischen Amt Buskerud in den Staatsdienst, ward Oberbergamtsassessor in Kongsberg und 1814 Regierungsrat. 1814 stand er auf seiten der Partei, die dem Kieler Traktat die Anerkennung versagte und den Prinzen Christian als König von Norwegen ausrief, und nahm teil an der Versammlung zu Eidsvold und an der Reichsversammlung, die mit Veröffentlichung der Konstitution die Unabhängigkeit Norwegens erklärte. Sogleich nach Annahme des Grundgesetzes vom 17. Mai zum norwegischen Staatsrat im Departement des Innern erhoben, wirkte er beim Abschluß der Konvention zu Moß 14. Aug. 1814 mit,

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