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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Colonna - Colorado.

Parma 1538; später mit einer Lebensbeschreibung der Dichterin von Giamb. Rota (Bergamo 1760), am vollständigsten von Ercole Visconti herausgegeben (Rom 1840). Eine Übersetzung derselben lieferte Bertha Arndts (Schaffh. 1858, 2 Bde.). Vgl. Mrs. H. Roscoe, V. C., her life and poems (Lond. 1868, 2 Bde.); v. Reumont, Vittoria C. (Freib. 1881).

6) Marc Antonio, geb. 1536, trat, von Papst Pius IV. aus Rom verbannt, in spanische Dienste und leitete unter Albas Oberbefehl 1556 die Operationen gegen den Kirchenstaat mit so viel Erfolg, daß man ihn zurückrief. Pius V. vertraute ihm 1571 die gegen die Türken ausgerüstete Expedition an, welche sich mit der spanischen unter Juan d'Austria vereinigte. Er half den Sieg bei Lepanto erfechten und erhielt dafür nach seiner Rückkehr einen in altrömischer Weise gefeierten Triumph. Darauf verwaltete er Sizilien als spanischer Vizekönig und wollte eben den Oberbefehl der Armada übernehmen, als er in Medinaceli 1. Aug. 1584 starb.

Der Palazzo C. in Rom, am Fuß des Quirinals gelegen, stammt in seiner jetzigen Gestalt aus dem 15.-18. Jahrh. und ist berühmt durch seine prachtvolle Gemäldegalerie, die einst 1362 Gemälde zählte, aber auch jetzt noch, obschon durch Erbteilung sehr verkleinert, reich an vortrefflichen Kunstwerken ist (Temperalandschaften von Poussin, Madonna von Palma Vecchio etc.). Aus der Galerie gelangt man in den am Westgehänge des Quirinals in Terrassen emporsteigenden herrlichen Garten (mit Bauresten von den Thermen Konstantins). Vgl. Coppi, Memorie Colonnesi (Rom 1855); Reumont, Beiträge zur italienischen Geschichte, Bd. 5 (Berl. 1877).

Colonna, 1) Michel Angelo, ital. Maler, geboren um 1600 zu Ravenna, Schüler Capreras zu Como und Gabriel Ferrantinis zu Bologna, Nachahmer Dentones, erlangte bald als Wandmaler sowohl im Architektonischen als im Figurenfach großen Ruf. Später arbeitete er an verschiedenen Höfen, namentlich in Spanien unter Philipp IV. Die besten Werke von C. finden sich zu Bologna in Kirchen, Sälen etc. und im Palast Pitti zu Florenz. C. starb 11. März 1687 in Bologna.

2) Giovanni Paolo, einer der bedeutendsten ital. Kirchenkomponisten des 17. Jahrh., geb. 1640 zu Brescia als Sohn eines Orgelbauers, wurde in Rom von Carissimi u. a. in der Komposition unterrichtet und ließ sich dann in Bologna nieder, wo er Kapellmeister an San Petronio, auch wiederholt Vorsitzender der Accademia filarmonica wurde und als das Haupt der berühmten Bologneser Tonschule 28. Nov. 1695 starb. Von seinen Werken erschienen im Druck: drei Bücher achtstimmiger Psalmen mit Orgel (1681, 1686, 1694), Motetten für eine Stimme mit zwei Violinen und Bassetto (1691), zwei- bis dreistimmige Motetten (1698), achtstimmige Litaneien (1682), achtstimmige Messen (1684), achtstimmige Kompletorien und Sequenzen (1687), achtstimmige Lamentationen (1689), drei- bis fünfstimmige Messen und Psalmen (1691), drei- bis fünfstimmige Vesperpsalmen mit Instrumenten (1694), ein Oratorium: "La profezia d'Eliseo" (1688), u. a. Vieles befindet sich noch als Manuskript in Wien und Bologna.

Colonna de Castiglione (spr. kastiljōne), Adèle d'Affry, Herzogin von, schweizer. Bildhauerin, in der französischen Kunstwelt unter dem Pseudonym Marcello bekannt, geb. 6. Juli 1837 zu Freiburg in der Schweiz, vermählte sich 5. April 1856 mit dem Herzog Karl Colonna de Castiglione-Aldovrandini und wendete sich, da sie schon nach wenigen Monaten Witwe wurde, der Bildhauerei zu, die sie seit ihrem 15. Jahr studiert hatte. 1863 schuf sie eine Bianca Capello, ferner zwei ausdrucksvolle Köpfe: Marie Antoinette in den Tuilerien und Marie Antoinette im Temple, die heil. Klothilde, die Gorgone, eine Kolossalstatue: Wilhelm Tell, für Altorf in der Schweiz, die Bacchantin, die Pythia für die Neue Oper in Paris, Redemptor mundi. Sie starb 22. Juli 1879 in Paris und hinterließ ihrer Vaterstadt Freiburg eine große Anzahl von Marmorwerken und Gipsmodellen, die zu einem eignen Museum vereinigt wurden.

Colonnāto (Colunario), s. Säulenpilaster. ^[richtig: Säulenpiaster.]

Colonne (spr. -lonn), Edouard, franz. Musiker, geb. 23. Juli 1838 zu Bordeaux, erhielt seine musikalische Ausbildung am Pariser Konservatorium und ist besonders bemerkenswert als der Begründer (1874) und Leiter der Concerts du Châtelet zu Paris, welche namentlich Berlioz kultivieren und für die jüngern französischen Komponisten von ähnlicher Bedeutung sind wie die Aufführungen des Allgemeinen deutschen Musikvereins für die jungdeutschen. 1878 dirigierte er die offiziellen Konzerte der Pariser Weltausstellung.

Colonsay und Oronsay (spr. kóllonssē, órronssē), zwei Inseln der innern Hebriden, nördlich von Islay, nur durch einen schmalen Sund voneinander getrennt, der bei niedrigem Wasserstand zu Fuß passiert werden kann. Sie haben zusammen etwa 45 qkm Flächeninhalt und (1881) 397 Einw., sämtlich Gälen, welche vorzugsweise Schafzucht und Kalkbrennerei treiben. Auf Colonsay soll sich der heil. Columban niedergelassen haben, ehe er nach Iona (s. d.) ging.

Colōnus (lat.), s. Kolonist.

Cōlor (lat.), Farbe.

Colorādo, 1) (Rio C. des Westens) großer Fluß im westlichen Nordamerika, entsteht aus zwei Hauptzweigen, Green River (Rio Verde) und Grand River (Rio Grande), die beide von der Westseite der Rocky Mountains, der erstere aus N. vom Gebirgsknoten der Windriver Mountains in Oregon, der andre aus O. vom Middle Park in Colorado, herunterkommen und in Utah unter 38° 20' nördl. Br. und 110° westl. L. v. Gr. sich vereinigen. Von hier fließt der C. durch öde Felsenplateaus erst gegen SW., dann gegen S., nimmt von N. her den Rio Virgen, von O. den Williamsfluß und den Rio Gila auf und mündet unter 31° 55' nördl. Br. in die nördlichste Spitze des Meerbusens von Kalifornien. In seinem mittlern Lauf, bis in die Nähe von Callville, liegt das Bett des Flusses in tiefen, von mehrere Tausend Fuß hohen Felswänden eingeschlossenen sogen. Cañons (s. d.), welche erst 1870 genauer untersucht wurden. Unterhalb Arizona City (240 km von der Mündung) durchfließt er ein deltaartiges Schwemmgebiet und ist dort wegen zahlreicher Sandbänke und der heftigen Flutwelle (Bore) schwer schiffbar. Doch befahren ihn Dampfer bis zu den ersten Stromschnellen, 735 km über seiner Mündung. Das Stromgebiet des C. erstreckt sich über 582,000 qkm (10,575 QM.). Die Länge des Flusses beträgt 2700 km, sein Gefälle (von der Vereinigung der Quellflüsse an) 1,8 m auf das Kilometer. Bei hohem Wasserstand ergießt sich der untere C. zuweilen in die westlich von ihm gelegene Coloradowüste, deren tiefste Stelle 91 m unter dem Meeresspiegel liegt. Vgl. Powell, Exploration of the C. River (Washington 1875). - 2) (Rio C. von Texas) Fluß im nordamerikan. Staate Texas, entspringt im salzreichen Steppengebiet, südlich der Hochebene Llano Estacado, fließt im SO. an Austin und Columbus vorüber und mündet (37° 45' nördl. Br.) nach einem

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]