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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cowper; Cowpersche Drüsen; Cox

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Cowper - Cox.

trat England als zweiter Bevollmächtigter bei den Friedensverhandlungen von 1856, schloß 4. März 1857 den Frieden mit Persien und erhielt dafür den Titel eines Viscounts Dangan und Grafen C. Als der Ausbruch des italienischen Kriegs drohte, ging er in vertrauter Sendung nach Wien; doch gelang es ihm nicht, das Einvernehmen zwischen Frankreich und Österreich herzustellen und so den Krieg abzuwenden. Ende 1867 reichte er seine Entlassung als Gesandter ein und lebte seitdem auf seinen Besitzungen von allen öffentlichen Geschäften zurückgezogen; erstarb 15. Juli 1884.

Cowper (spr. kauper oder kuhper), 1) William, Graf, engl. Staatsmann, aus einer angesehenen Familie in Sussex, ward Advokat und erwarb sich seit 1695 im Parlament als Redner Beifall. 1705 zum Großsiegelbewahrer von England ernannt, wirkte er für die Vereinigung Englands und Schottlands und wurde dafür 1706 zum Peer und Baron C., 1707 zum Lordkanzler erhoben. Als aber die Tories im Rate der Königin Anna die Oberhand gewannen, trat C. 1710 trotz der Bemühungen Harleys und der Königin, die ihn zum Bleiben bestimmen wollten, von seinem Amt zurück. Nach Annas Tod war C. einer der Regenten Englands bis zur Ankunft Georgs I., wurde von diesem zum Lordkanzler und 1718, als er sein Amt niederlegte, zum Grafen C. ernannt. An den Verhandlungen des Oberhauses nahm er bis zu seinem Tod 10. Okt. 1723 hervorragenden Anteil.

2) William, engl. Dichter, geb. 26. Nov. 1731 zu Berkhamstead in Hertfordshire als Sohn eines königlichen Kaplans und Neffen des vorigen, besuchte die Westminsterschule, litt aber von Jugend auf an Menschenscheu und hatte nicht das Selbstvertrauen, das ihm verliehene Sekretariat des Oberhauses anzutreten. Durch den Methodismus wurde er vollends in tiefe Schwermut versenkt und verfiel endlich in völlige Geistesverwirrung. Hiervon geheilt, lebte er seit 1767 in dem Flecken Olney in innigem Verkehr mit einer Freundin, Mrs. Mary Unwin, und dem Pfarrer Newton, beschäftigte sich eifrig mit der Dichtkunst und übersetzte einige geistliche Lieder der Schwärmerin Guyon, die Newton in seine "Hymns of Olney" aufnahm. Von religiösen Beängstigungen befallen, versank er dann abermals in eine trübe Melancholie, aus welcher er sich erst 1778 aufrichtete. Eine Sammlung seiner Gedichte (1782) fand wenig Anklang. Wohlthätig wirkte auf ihn der Umgang mit der geistreichen Lady Austen, deren Einfluß die komische Ballade "John Gilpin" und die ausgezeichnete Dichtung "The Task" (1785) ihre Entstehung verdanken. Zu seiner Zerstreuung übersetzte C. den Homer in reimlosen Iamben (Lond. 1791, 2 Bde.). Von neuem erkrankt, starb er 27. April 1800. Trotz allen Drucks, der auf Cowpers Seele lag, muß er in einem noch höhern Grad wie Thomson als Befreier der englischen Poesie geschätzt werden; er erscheint von einer gewinnenden Kühnheit, wenn er da Poesie entdeckt, wo man keine vermutet. Sein vorzüglichstes Gedicht ist "The Task" ("Die Arbeit"), in welchem verschiedene Dichtungsarten, als beschreibende und reflektierende Poesie, die philosophische Satire und das Idyll, verbunden erscheinen. Eine Ausgabe seiner Gedichte erschien in 4 Bänden (Lond. 1815); andre besorgten Southey mit der Biographie Cowpers (das. 1835, 15 Bde.; neue Ausg. 1855), Memes mit interessanter Charakteristik und ausgewählten Briefen (Glasgow 1852, 2 Bde.), Gilfillan (Edinb. 1856, 2 Bde.; gleichfalls mit Biographie) und Carey (1875); eine Auswahl erschien 1883. Gut ausgewählte Stücke übersetzte W. Borel (Leipz. 1870). Die "Private correspondence of W. C." gab John Johnson heraus (Lond. 1824, 2 Bde.). Über sein früheres Leben hat C. selbst "Memoirs" aufgezeichnet, die in London 1816 erschienen (neue Ausg. 1852; deutsch von P. Kind, Basel 1846). Vgl. Hailey, William Cowper's life and posthumous works (Lond. 1809, 4 Bde.); Taylor, Life of W. C. (das. 1835); Boucher, W. C., sa correspondance et ses poésies. (Par. 1874); Smith, C. (Lond. 1880).

3) William, Anatom und Chirurg, geb. 1666 zu Alresford in Hampshire, starb 8. März 1709 zu London. Nach ihm sind die Cowperschen Drüsen (s. d.) benannt. Er beschrieb dieselben in "Glandularum quarundarum descriptio" (Lond. 1702) und schrieb ferner: "Myotomia reformata" (das. 1694); "Anatomy of human bodies" (Oxford 1697). Berühmt waren seine saubern Präparate.

4) Francis Thomas de Grey, Graf, brit. Staatsmann, geb. 11. Juni 1834, erzogen zu Oxford, folgte seinem Vater, dem sechsten Grafen C., 15. April 1856 in der Peerswürde und schloß sich im Oberhaus der liberalen Partei an. Er ist Lord-Lieutenant von Bedfordshire und war von 1871 bis 1873 Kapitän der königlichen Leibgarde. Als im April 1880 die liberale Partei zur Regierung gelangte, wurde er an des Herzogs von Marlborough Stelle zum Vizekönig von Irland ernannt, legte aber schon im April 1882 dieses Amt nieder, weil er mit der irischen Politik Gladstones nicht einverstanden war.

Cowpersche Drüsen (Glandulae Cowperi), bei den männlichen Säugetieren Drüsen, welche ein- oder mehrfach (bis zu vier Paaren) am Anfang der Harnröhre (s. d.) gelegen sind und in ihren häutigen Teil münden. Sie fehlen bei Walen und Fleischfressern. Beim Menschen haben sie 5-9 mm Durchmesser; ihre gelbliche Absonderung scheint sich mit dem Samen zu mischen. Beim Weibe werden sie durch die sogen. Bartholinschen oder Duverneyschen Drüsen, die größer sind und in der Nähe des Hymens in die Scheide münden, vertreten.

Cox, 1) David, engl. Maler, geb. 29. April 1783 zu Birmingham, kam 1803 nach London, wo er als Kulissenmaler am Astleytheater Beschäftigung fand. Der Anblick von Aquarellen bewog ihn, sich der Aquarellmalerei zu widmen, die er sich unter J. ^[John] Varleys Anleitung bald in ausgezeichneter Weise aneignete. 1813 wurde er Mitglied der Aquarellgesellschaft, 1814 ernannte man ihn zum Zeichenlehrer an der Kriegsschule zu Bagshot, welche Stelle er aber bald wieder niederlegte; von 1815 an lebte er in Hereford, von wo aus er England öfters durchstreifte. 1829 bereiste er die Niederlande und Frankreich, ließ sich dann in London und endlich 1840 in Harbourne bei Birmingham nieder, wo er fast nur noch in Öl malte; hier starb er 7. Juni 1859. Seine Aquarelle zeichnen sich durch breite Auffassung und glänzende Farbe aus; sein Bestreben war es weniger, die einzelne Form mit Sorgfalt als den Charakter der Natur in ihrer Allgemeinheit wiederzugeben; seine Licht- und Schattenwirkungen sind vortrefflich. Er gab einen "Treatise on landscape painting and effect in water colours" (Lond. 1814, 1816 u. 1839) und "A series of progressive lessons intended to elucidate the art of painting in water colours" (das. 1845) heraus. Vgl. Solly, David C., a memoir (Lond. 1873); Hall, David C. (das. 1881).

2) John Edmund, engl. Schriftsteller, geb. 1812 zu Norwich, studierte in Oxford Theologie und bekleidete dann verschiedene Pfarrstellen in Norfolkshire und seit 1849 in London. Auch war er Vorsitzender

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