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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dandŏlo; Dandy; Danebrog; Danebrogsorden

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Dandolo - Danebrogsorden.

Vgl. Simonsfeld, Andrea D. und seine Geschichtswerke (Münch. 1876).

4) Girolamo, Sohn des Silvestro D., des letzten Admirals der Republik Venedig, geb. 26. Juli 1796, nahm 1848 an der Erhebung Venedigs teil, ward Direktor des großen Staatsarchivs dei Frari und starb 26. März 1866 als letzter seines Stammes. Er schrieb: "La caduta della repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant' anni" (Vened. 1855).

Dandŏlo, 1) Vincenzo, Graf, Chemiker und Agronom, geb. 26. Okt. 1758 zu Venedig, studierte in Padua Chemie und Pharmazie, errichtete in Venedig ein Lehrinstitut, nahm lebhaften Anteil an den politischen Ereignissen seiner Zeit, war später Mitglied des Großen Rats der Cisalpinischen Republik, dann fünf Jahre Gouverneur von Dalmatien, lebte hierauf, wegen seiner Verdienste um letzteres Land von Napoleon I. in den Grafenstand erhoben, auf seinen Gütern bei Varese und starb daselbst 12. Dez. 1819. D. machte sich um Verbesserung der Straßen, des Acker- und Weinbaues in der Lombardei sowie namentlich der Seidenzucht verdient. Er schrieb: "Fondamenti della fisico-chimica applicati alla formazione de' corpi e de' fenomeni della natura" (Vened. 1796), ein Werk, worin er die Entdeckungen der Naturwissenschaften bis auf die letzte Zeit zusammenfaßte, und das binnen wenigen Jahren sechs Auflagen erlebte; "Les hommes nouveaux, ou moyens d'opérer une regénération ^[richtig: régénération] morale" (1799, 2. Aufl. 1801); "Enologia" (Mail. 1812, 2 Bde.); "Il buon governo de' bachi de seta" (das. 1816, 2 Bde.); "Storia de' bachi da seta" (das. 1818-19, 3 Bde.). Seine Memoiren gab Compagnoni heraus (Mail. 1820).

2) Tullio, Graf, ital. Schriftsteller, Sohn des vorigen, geboren im September 1801 zu Varese im Lombardischen, studierte in Zara, Varese und Pavia und suchte dann seine Bildung durch Reisen zu erweitern, deren Eindrücke er in zahlreichen Schriften niederlegte. Hierher gehören: "Viaggio per la Svizzera occidentale" (Mail. 1829-35, 11 Bde.); "Schizzi di costumi" (1836); "Reminiscenze e fantasie" (1841, 2 Bde.) u. a. Später wendete er sich geschichtlichen Studien zu, während er gleichzeitig einen streng kirchlichen Charakter in seinen Schriften immer entschiedener ausprägte. Wir erwähnen davon: "Studii sul secolo di Pericle" (1835); "Studii sul secolo d'Augusto" (1837); "Roma e l'imperio sino a Marco Aurelio" (1844), wovon das 6. Buch unter dem Titel: "Cristianesimo nascente" (1854) besonders erschien; "San Francesco d'Assisi e due suoi discepoli" (1847); "I secoli de' due sommi italiani Dante e Colombo" (1852, 2 Bde.); "L'Italia nel secolo passato sino 1789" (1854, 2 Bde.); "Il pensiero pagano ed il pensiero cristiano al giorni dell' impero" (1855, 3 Bde.); aus den Urkunden: "Monachismo e leggende" (1856); "Storia del pensiero nel medio evo" (1857); "Roma pagana e Roma cristiana" (1860); "Il secolo di Leone X" (1861-68, 3 Bde.); "Storia del pensiero nei tempi moderni" (1864; 2. Aufl. 1870-71, 3 Bde.). D. starb 6. April 1870 in Urbino.

3) Emilio, ital. Patriot und Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 1831 zu Varese im Lombardischen, beteiligte sich 1848 an der Revolution zu Mailand, kämpfte dann als Freischärler gegen die Österreicher in der Lombardei und in Tirol, späterhin in Rom gegen die Franzosen und schrieb eine Geschichte dieser zweijährigen Kämpfe. Darauf bereiste er 1850 bis 1851 die Ionischen Inseln, einen Teil von Griechenland, Ägypten, den Sudân und die Wüste von Bajuda, Syrien und Palästina und legte seine Beobachtungen in "Viaggio in Egitto, nel Sudân, in Siria ed in Palestina 1850-51" (Mail. 1854, mit zwei Karten) nieder. Bei dem Ausbruch des Krimkriegs ging D. als Offizier zum Kriegsschauplatz, wurde aber auf Einsprache Österreichs entlassen und kehrte nach Mailand zurück, wo er bereits 20. Febr. 1859 infolge eines Brustleidens starb. Seine Biographie schrieb G. Carcano (Turin 1872).

Dandy (engl., spr. dänndi, Mehrzahl: Dandies, wahrscheinlich von dandle, tändeln), ein feiner Herr der eleganten Welt, der sich des Ungewöhnlichen und Auffallenden in Kleidung und Benehmen befleißigt; dann s. v. w. tonangebender Modeherr, Geck. Das deutsche "Stutzer" entspricht dem englischen D. nur unvollkommen. In neuerer Zeit wird dasselbe mehr und mehr durch den Ausdruck Swell verdrängt.

Danebrog (von Brog, "Fahne"), das dänische Reichsbanner.

Danebrogsorden (Orden des dänischen Reichsbanners), der zweite der dänischen Ritterorden, soll der Sage nach von Waldemar II. gestiftet worden sein zum Andenken an das Wunder, daß in der Schlacht von Reval (15. Juni 1219) in höchster Not ein rotes Banner mit dem weißen Kreuz aus den Wolken gefallen sei und ihm den Sieg gebracht habe. In Wirklichkeit wurde der Orden erst von Christian V. gestiftet, indem derselbe 12. Okt. 1671, dem Tag nach seines Kronprinzen (Friedrichs IV.) Geburtstag, zur Verherrlichung desselben die ersten 19 Ritter vom Danebrog ernannte. Am 1. Dez. 1693 erhielt der Orden seine Statuten, nach welchen derselbe nur eine Klasse hatte, nur an Adlige erteilt wurde und die Zahl der Ritter 50 nicht übersteigen sollte. Diese Statuten blieben in Kraft, bis Friedrich VI. (28. Juni 1808) den Orden bedeutend erweiterte und, indem er ihn auch Unadligen zugänglich machte, in drei Klassen teilte: Großkommandeure (von denen es nie mehr als drei auf einmal gab) und Großkreuze (entsprechend den frühern "Weißrittern"), Kommandeure, 1864 in zwei Grade geteilt, mit und ohne Bruststern, und Ritter, wozu noch Danebrogsmänner kommen, d. h. solche, zu deren bescheidener Lebensstellung ein Ritterkreuz nicht passend gefunden wurde, und die in bedrängter Lage Unterstützung erhalten. Indes wird dies "Ehrenzeichen" Rittern aller Klassen als besondere Auszeichnung noch besonders verliehen. Das Ordenszeichen ist ein längliches goldenes Kreuz, weiß emailliert mit roten Rändern und schmaler goldener Einfassung, darüber der Namenszug des regierenden Königs und eine goldene Krone. Auf dem Avers des Kreuzes steht in der Mitte ein W (Waldemar) und verteilt auf den vier Armen 1219, 1671, 1693 u. 1808; auf dem Revers "Gud og Kongen" ("Gott und der König"), zwischen jedem Arm eine goldene Krone. Das Kreuz der Danebrogsmänner ist dasselbe, nur ganz von Silber. Die Großkommandeure tragen das Kreuz ohne Inschrift, statt dessen mit Diamanten verziert, an silberner Kette um den Hals; die Großkreuze das Kreuz ohne Krone, aber mit Brillanten, am Band von der rechten Schulter nach der linken Hüfte; die Kommandeure das Kreuz um den Hals, die Ritter im Knopfloch. Der Bruststern der ersten Klassen ist ein vielstrahliger silberner Stern, auf welchem das einfache Kreuz mit dem W, der Krone und der Devise liegt. Das Band ist weiß mit schmalen roten Rändern. Ordenstage sind des Königs Geburtstag, ferner der 28. Januar, 15. April und 28. Juni. Vgl. Werlauff, Om Danebrog og Danebrogsordenen (Kopenh. 1872). S. Tafel "Orden".