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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Darmstenose - Darnley

Darmstenose, s. Darmverengerung.

Darmtiere, s. Gasträatheorie.

Darmtuberkulose, s. Darmschwindsucht.

Darmtyphus, s. Typhus.

Darmumschlingung oder Darmverschlingung, bei Pferden häufige Todesursache nach vorausgegangener Kolik. Bei der D. wird die Wegsamkeit des Darmes durch eine Knickung oder Drehung eines Abschnittes oder eine Umschnürung durch einen andern Abschnitt gesperrt. Der Tod tritt infolge brandiger Entzündung der Darmwand ein.

Darmverengerung oder Darmstenose (Strictura s. Stenosis intestinalis), ein krankhafter Zustand, bei welchem die Durchgängigkeit des Darmrohrs und damit die Fortbewegung des Darminhalts mehr oder weniger aufgehoben ist, kommt teils angeboren vor (s. Atresie), teils durch Krankheit erworben, insbesondere durch Geschwülste, welche von außen das Darmrohr zusammendrücken, durch Vernarbung von Darmgeschwüren, durch Darmkrebs, durch Knickungen und Drehungen einer Darmschlinge um ihre Achse, durch Einklemmung eines Darmstücks in eine Bruchpforte (s. Bruch, Bd. 3, S. 595a) u. dgl. Mitunter geschieht es auch, daß sich ein Darmstück in die Höhle des unmittelbar benachbarten einstülpt (Darminvagination, Darmeinschiebung, Intussusception) und so einen vollkommenen Verschluß herbeiführt. Gewöhnlich ist der Vorgang hierbei der, daß ein einzelner Darmabschnitt in lebhafter Thätigkeit und stark zusammengezogen ist, während die benachbarten Abschnitte gelähmt, erweitert und bewegungslos sind, wobei es sich leicht ereignen kann, daß durch eine heftigere peristaltische Bewegung der verengerte Teil des Darms sich von oben her in den weitern gelähmten Teil gleichsam hineinschiebt und so das Darmlumen verschließt und unwegsam macht. Die entferntere Ursache einer solchen Darminvagination besteht meist in einem katarrhalisch entzündlichen Zustand der Darmwand, welcher das Zustandekommen partieller Lähmungen des Darmrohrs begünstigt; am häufigsten kommt deshalb die Krankheit bei kleinen Kindern und bei Greisen vor. Mitunter kann sich die Darmeinschiebung von selbst, d. h. durch entsprechende peristaltische Bewegungen des Darms wieder ausgleichen; viel häufiger kommt es aber durch fortgesetzte Strangulation des eingestülpten Darmstücks zu einer schweren, meist tödlichen Unterleibsentzündung. Die Symptome der D. sind in den leichtern Graden hartnäckige Stuhlverstopfung, Auftreibung des Leibes und mehr oder minder quälende Koliken, während bei vollständigem Verschluß des Darmkanals (Darmverschließung) die schwersten und bedrohlichsten Erscheinungen, wie heftigste Schmerzen, Koterbrechen (s. Miserere) und rascher Verfall der Kräfte eintreten. Hinsichtlich der Behandlung ist gegen die heftigen Schmerzen und das Erbrechen Opium das beste Mittel; daneben versucht man durch große Massenklystiere sowie durch Einblasen von Luft in den Darm auf die stenotische Darmstelle einzuwirken. Bisweilen gelingt es auf operativem Wege, das den Verschluß bedingende Hindernis zu beseitigen (sog. Bauchschnitt oder Laparotomie) oder durch Anlegung eines künstlichen Afters (s. d.) das gefährdete Leben des Kranken zu erhalten. Ist die vorhandene D. nicht direkt durch Operation zu beseitigen, so kann man die Darmpassage dadurch wieder herstellen, daß man eine offene Verbindung zwischen der Darmpartie oberhalb und unterhalb der verengten Stelle auf operativem Wege bildet (sog. Darm- oder Entero-Anastomose).

Darmverschließung, s. Darmverengerung.

Darmverschlingung, krankhafter Zustand, wobei eine Darmschlinge mit ihrem zugehörigen Gekröse sich um ihre eigene Achse dreht (Achsendrehung des Darms, Volvulus) oder sich um eine andere Darmschlinge herumschlägt, sodaß dadurch eine vollständige Verschließung des Darmrohrs zu stande kommt. Die Ursachen der D. sind oft ganz dunkel; häufig entsteht die D. nach vorherigem Wohlbefinden, in andern Fällen werden vorausgehende Erkrankungen des Darmkanals, insbesondere akute und chronische Katarrhe, als Ursache angegeben, in wieder andern traumatische Einwirkungen auf den Unterleib, Erschütterungen des Körpers oder der Genuß schwer verdaulicher oder im Unmaß genossener Speisen. Die Symptome der D. gleichen denjenigen der Darmverengerung (s. d.) und sind immer in hohem Grade lebenbedrohend. Wenn nicht bald von selbst eine Lösung der verschlungenen Darmpartien erfolgt, was nur sehr selten geschieht, so ist nur von einem operativen Heilverfahren (Eröffnung der Bauchhöhle vermittelst der Laparotomie oder des Bauchschnitts und künstliche Reposition der umschlungenen Darmstücke) Rettung zu erwarten. Die operative Behandlung ist dieselbe, wie bei Darmverengerung. - Vgl. Leichtenstern, Die Verengerungen, Verschließungen und Lageveränderungen des Darms (in Ziemssens "Handbuch der Pathologie und Therapie", Bd. 7, Lpz. 1878); Treves, Die Darmobstruktion (deutsch von Pollack, ebd. 1886).

Über die D. bei Pferden s. Darmumschlingung.

Darmwandbruch, s. Littrescher Bruch.

Darmweiche, s. Hypochondrium.

Darmzotten, s. Darm (S. 809 b).

Darnétal (spr. -táll), Hauptstadt des Kantons D. (157,82 qkm, 20 Gemeinden, 20 289 E.) im Arrondissement Rouen des franz. Depart. Seine-Inférieure, 4 km östlich von Rouen, in einem tiefen Thale, an der Linie Tergnier-Amiens-Rouen der Franz. Nordbahn, hat (1891) 6305, als Gemeinde 6460 E., Post, Telegraph, Baumwollspinnereien und Webereien, Tuch- und Wollstofffabriken und Färbereien. D. hieß einst Danestal, d. i. Dänenthal.

Darnley (spr. -lĭ), Henry Stuart, Lord, Gemahl der Maria Stuart (s. d.) und Vater König Jakobs I. von Großbritannien, war 1546 geboren. Sein Vater, Graf Lennox aus einer Seitenlinie der Stuarts (s. d.), hatte die Tochter der Margarete Tudor, Witwe König Jakobs IV. von Schottland, aus ihrer zweiten Ehe mit dem Grafen Angus (s. Douglas) heimgeführt. D. gewann durch seine äußere Erscheinung das Herz der Königin Maria, verlor es aber bald nach ihrer Vermählung (29. Juli 1565) durch seine Roheit und Charakterlosigkeit. Nachdem er Marias Sekretär Rizzio hatte ermorden lassen, wurde der Bruch trotz der Geburt des Prinzen Jakob immer tiefer, bis endlich D. durch den Vertrauten und Geliebten Marias, den Grafen Bothwell, in einem einsamen Hause in einer Vorstadt Edinburghs 9. Febr. 1567 ermordet wurde. Um das Verbrechen zu verdecken, wurde das Haus in die Luft gesprengt. - Den Titel eines Lord D. erbte der jüngere Zweig Lennox, der mit Charles Stuart 1672 ausstarb. - 1722 wurde John Bligh zum Viscount, 1725 zum Earl of D. erhoben. Der gegenwärtige Chef der Familie ist John Stuart Bligh, Earl of D., geb. 16. April 1827.