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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Deinhardstein - Deismus.

jedoch zu erreichen. Vgl. Blaß, Die attische Beredsamkeit, Bd. 3 (Leipz. 1880).

Deinhardstein, Johann Ludwig, Bühnendichter, geb. 21. Juni 1794 zu Wien, widmete sich hier anfangs rechts- und staatswissenschaftlichen, dann klassischen und ästhetischen Studien und erhielt 1827 eine Professur der klassischen Litteratur und Ästhetik in seiner Vaterstadt. Im J. 1832 zum Vizedirektor des Hofburgtheaters und zum Wirklichen Regierungsrat ernannt, bekleidete er erstere Stelle bis 1841 und besorgte die Zensur der eingereichten Stücke. 1830 erhielt er die Redaktion der "Jahrbücher der Litteratur", welche er bis zu deren Schluß 1851 führte. Er starb 12. Juli 1859 in Wien. D. ist Verfasser zahlreicher Theaterstücke, welche, ohne höhere künstlerische Bedeutung und Originalität zu besitzen, durch bühnengerechtes Arrangement, gebildete Sprache und herzlichen Ton den Beifall des Publikums fanden. Sie sind gesammelt in seinen "Dramatischen Dichtungen" (Wien 1816), seinem "Theater" (das. 1827, 1833) und seinen "Künstlerdramen" (Leipz. 1845, 2 Bde.). Einzeln erschienen das Lustspiel "Ehestandsqualen" (Wien 1820) und das nach dem "Teuerdank" bearbeitete Gedicht "Erzherzog Maximilians Brautzug" (das. 1832). Am besten gefielen "Hans Sachs" (Wien 1829), ein Bühnengemälde voll gelungener Charakteristik, das im mehrere Sprachen übersetzt worden ist, und das Lustspiel "Garrick in Bristol" (das. 1834). Mit seinen "Künstlerdramen" bahnte D. nicht ohne Glück eine neue Gattung der dramatischen Poesie an. Was er im Fach des ernsten Dramas geschrieben, beschränkt sich auf einige kleinere Stücke rührenden Charakters, wie "Der Gast" und "Floretta". In "Fürst und Dichter" brachte er zuerst Goethe auf die Bühne, indem er hier die Klatschereien und Intrigen vorführte, die den Frankfurter Bürgerssohn aus seiner Stellung am weimarischen Hofe verdrängen sollten. Besser gelang ihm die Schilderung Voltaires in dem fein angelegten Konversationsstück "Die rote Schleife". Deinhardsteins "Gesammelte dramatische Werke" erschienen Leipzig 1848 bis 1857, 7 Bde.; auch gab er heraus "Klassisches Theater des Auslandes" (Wien 1855-56, 2 Bde.). Anmutig sind seine lyrischen "Gedichte" (Berl. 1844) und die "Erzählungen und Novellen" (Pest 1846).

Deinheiro, früher portugiesisches und brasil. Probiergewicht, = 1/12 Marco = 1,333 Lot des frühern deutschen Silberprobiergewichts.

Deinokrătes (lat. Dinocrates), Architekt aus Makedonien, trug, bereits bekannt durch den Wiederaufbau des von Herostratos niedergebrannten Dianentempels zu Ephesos, Alexander d. Gr. den Plan vor, den Berg Athos zu einer menschlichen Gestalt umzubilden, in der linken Hand mit einer Stadt, in der rechten mit einer großen Schale, worin sich das Wasser aller Flüsse des Bergs sammeln und dann dem Meer zuströmen sollte. Der Plan kam nicht zur Ausführung. Berühmt sind D.' Stadtanlage von Alexandria und die Errichtung des Scheiterhaufens des Hephästion. Später soll D. noch den Tempel der Arsinoe, der Gemahlin des Ptolemäos Philadelphos, mit Magnetstein zu wölben angefangen haben, damit ihr aus Eisen gefertigtes Bild in der Luft zu schweben schiene; angeblich verhinderte aber sein Tod die Ausführung dieses Werkes.

Deinos, bei den Griechen ein halbkugelförmiger Kessel aus Thon oder Metall zum Mischen des Weins mit Wasser.

De intĕgro (lat.), von neuem.

Deïŏkes (Dajauku), nach Herodot der erste von Assyrien unabhängige König der Meder, 710-655 v. Chr., der, wegen seiner Klugheit und Gerechtigkeit zunächst zum Richter gewählt, allmählich königliche Gewalt zu gewinnen wußte. Er ließ als feste Residenz Ekbatana bauen, wählte sich aus den vereinigten sechs Stämmen eine Leibwache aus, sorgte für die geordnete Verwaltung des Staats, errichtete ein ausgedehntes Spioniersystem und war der eigentliche Gründer medischer Königsmacht und Zivilisation. In Wirklichkeit war D. ein den Assyrern unterthäniger medischer Stammeshäuptling. Sein Sohn und Nachfolger war Phraortes.

Deïphŏbe, nach griech. Mythe Tochter des Glaukos, Priesterin des Apollon und der Artemis, hatte ihren Sitz in einer Höhle bei Cumä, wo sie den Äneas in die Unterwelt führte, und soll nach Servius, dem Erklärer des Vergil, jene Sibylle sein, welche dem Tarquinius die Sibyllinischen Bücher verkaufte (s. Sibylla). Apollon gewährte ihr ein Alter von 700 Jahren; aber da sie um Jugend zu bitten vergaß, erging es ihr wie Tithonos (s. d.): sie ward zuletzt ganz kraftlos und schwand wie ein Schatten dahin.

Deïphŏbos, in der griech. Mythe Sohn des Priamos und der Hekabe, einer der tapfersten Helden Trojas. Er und Paris sollen den Achilleus getötet haben. Da er stets gegen die Auslieferung der Helena gestimmt hatte, so richtete sich der Haß der Griechen, nächst dem Paris und Hektor, am meisten auf ihn. Sein Haus ward bei der Eroberung der Stadt zuerst zerstört und er selbst, von Helena, mit der er sich (nach späterer Sage) nach Paris' Tod vermählt hatte, verraten, von Menelaos schmählich verstümmelt.

Deïphontes, nach griech. Mythus Sohn des Herakliden Antimachos, heiratete die Hyrnetho, Tochter des Temenos, und half diesem den Thron der Temegiden in Argos aufrichten, wofür ihn Temenos, seine eignen Söhne, die ihm nach dem Leben gestellt hatten, zurücksetzend, zu seinem Nachfolger in Argos ernannte. Nach Pausanias dagegen gelangte Keisos, Temenos' ältester Sohn, zur Herrschaft in Argos, während D. mit Hyrnetho zu Epidauros lebte, wo er von seinen Schwägern allerlei Feindseligkeiten erduldete. Als zwei derselben ihre Schwester einst mit Gewalt entführt hatten und D. ihnen nachsetzte, wurde Hyrnetho von ihrem Bruder Phalkes im Handgemenge getötet. Das Schicksal der Frau war Gegenstand einer Tragödie ("Temenos") des Euripides.

Deipnon, bei den alten Griechen die Hauptmahlzeit zwischen Frühstück (Ariston) und Abendessen (Dorpon), gegen Sonnenuntergang gehalten.

Deipnosophisten (griech.), Leute, die während der Mahlzeit lehrreiche Gespräche führen; auch Titel eines Buches von Athenäos (s. d.).

Deïr el Kamar ("Mondkloster"), früher Hauptort der Drusen in Syrien, jetzt Hauptort des Mutessarifliks Dschebel i Libnan, liegt 900 m ü. M., am Abhang des Libanon und bietet mit seinen weißen, von mächtigen Felsen überragten Häusern und den auf Terrassen angelegten Gärten einen überaus malerischen Anblick. Die Bewohner (meist Maroniten), etwa 8000 an Zahl, treiben Weinbau und Seidenzucht und verfertigen mit Gold und Silber durchwebte seidene Kopftücher. 1860 war D. Schauplatz einer Christenniedermetzelung. Auf der gegenüberliegenden Thalwand das große Schloß Bteddin, Sitz des christlichen Paschas des Libanon.

Deisidämonīe (griech.), Geisterfurcht, heilige Scheu vor Dämonen.

Deïsmus (lat.), im philosophischen Sinn der abstrakte Gottesglaube ohne außerordentliche Offenbarung, überhaupt ohne lebendige und innere Beziehung