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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Delamettrie; Delangle; Delaplanche; Delaporte; De la Rive; Delaroche

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Delamettrie - Delaroche.

stellung des Normalmeters dienen sollte, erstattete D. in der "Base du système métrique décimal" (Par. 1806-10, 3 Bde.). Im J. 1808 wurde er Schatzmeister der Universität, 1815 trat er in den Ruhestand und starb 19. Aug. 1822 in Paris. Von seinen Schriften sind noch zu erwähnen: "Méthodes analytiques pour la détermination d'un arc du méridien" (Par. 1799); "Tables trigonométriques décimales, calculées par Borda, revues et augmentées" (das. 1801); "Abrégé d'astronomie" (das. 1813); "Astronomie théoretique et pratique" (das. 1814, 3 Bde.); "Histoire de l'astronomie" (das. 1817 bis 1823, 6 Bde.) u. a.

Delamettrie, s. Lamettrie.

Delangle (spr. -lāngl), Claude Alphonse, franz. Staatsmann, geb. 6. April 1797 zu Varzy, widmete sich nach Vollendung seiner Rechtsstudien der advokatorischen Praxis, fungierte, durch bedeutende rednerische Begabung sich auszeichnend, von 1840 bis 1846 als Generaladvokat am Kassationshof und ward dann Generalprokurator, in welcher Stellung er unter anderm bei dem Prozeß gegen den Herzog von Praslin präsidierte. 1846 ward er in die Kammer gewählt, verließ aber nach der Februarrevolution die politische Laufbahn und widmete sich wieder der advokatorischen Praxis. Nach Ludwig Napoleons Erhebung zum Präsidenten schloß er sich diesem an und ward 30. Dez. 1852 zum Generalprokurator am Kassationshof und zum ersten Präsidenten des kaiserlichen Gerichtshofs sowie später zum Senator ernannt. Am 14. Juni 1858 übernahm er das Ministerium des Innern, 5. Mai 1859 aber unter Ernennung zum Großsiegelbewahrer das der Justiz. 1863 nahm er seine Entlassung als Minister und wurde zum ersten Vizepräsidenten des Senats, 1865 zum Generalprokurator am Kassationshof ernannt. Er starb 21. Dez. 1869. Unter seinen Schriften ist zu erwähnen: "Traité sur les sociétés commerciales" (Par. 1843, 2 Bde.).

Delaplanche (spr. -plāngsch), Eugène, franz. Bildhauer, geb. 1836 zu Paris, trat in das Atelier von Duret, ging 1864 nach Rom und erregte 1868 durch seine ersten Arbeiten: ein Kind, auf einer Schildkröte reitend, und ein Schafhirt (beide im Museum zu Marseille), Aufmerksamkeit, die sich noch steigerte, als er 1870 seine etwas derb, aber gesund naturalistisch aufgefaßte Eva nach dem Sündenfall ausstellte, die ins Museum des Luxembourg kam. Unter seinen folgenden Arbeiten fanden besonders die heil. Agnes, die Marmorstatue der Liebesbotschaft, die Marmorgruppe der mütterlichen Erziehung (1873), die heilige Jungfrau mit der Lilie und die Statue der Musik in versilberter Bronze (Salon von 1877) wegen der vollendeten Naturwahrheit in der Formenbehandlung großen Beifall. Für die Marmorausführung der Musik erhielt er 1878 die Ehrenmedaille des Salons. Auch für den plastischen Schmuck öffentlicher Bauten war er thätig, z. B. für die Kirchen St.-Eustache und St.-Joseph, für die Neue Oper und den Palast des Trocadéro. Seine sitzende Figur Aubers für die Neue Oper (1881) bezeichnet wegen der innigen Verschmelzung geistiger und physischer Lebendigkeit bis jetzt den Höhepunkt seines Schaffens.

Delaporte (spr. dölapórt), 1) Michel, franz. Bühnendichter, geboren im September 1806 zu Paris, machte seine Studien auf dem Collège zu Amiens und widmete sich später (1824) unter Regnault der Malerei und Zeichenkunst, bis ihn ein Augenleiden nötigte, dieser Thätigkeit zu entsagen. Fortan wandte er sich der Schriftstellerei zu und verfaßte (seit 1835) teils allein, teils in Gemeinschaft mit andern eine große Reihe von Vaudevilles, die auf zahlreichen Bühnen zur Aufführung kamen, zum Teil mit bedeutendem Erfolg. Unter den von ihm allein geschriebenen Stücken fanden "Cabrion" (1845), "La femme de ménage" (1851) und "Toinette et son carabinier" (1856) den meisten Beifall. Zu seinen Mitarbeitern gehören Cogniard (z. B. "Le nouveau pied de mouton", 1850), Bayard ("La nouvelle Hermione", 1858), Anicet-Bourgeois ("Les amours de Mr. et Mme. Denis", 1845), namentlich aber Varia, mit dem er "Un hercule et une jolie femme" (1861), "Ah, que l'amour est agréable!" (1862), "Une femme qui bat son gendre" (1864), "L'ange de mes rêves", "La dame aux giroflées", "Le Marquis d'Argencourt" (1867), "Madame Pot-au-feu" (1869) u. a. verfaßte. D. starb 30. Sept. 1872.

2) Marie, franz. Schauspielerin, geb. 27. Sept. 1838 zu Paris, trat 1852 ins Konservatorium und erhielt 1854 den zweiten Preis im Lustspiel. Sie debütierte 1855 im Gymnase dramatique und blieb 14 Jahre an diesem Theater, wo sie eine große Anzahl von Rollen schuf. Seit 1868 ist sie Mitglied des Michaeltheaters in Petersburg. Zu ihren vorzüglichsten Rollen gehören: Cécile in "Montjoye", Jeannine in den "Ideen der Madame Aubray", Camille in "Héloise Paranquet", Froufrou.

De la Rive (spr. rihw), Auguste Arthur, Physiker, geb. 9. Okt. 1801 zu Genf, wurde 1823 Professor der Physik an der dortigen Akademie und starb 27. Nov. 1873 daselbst. Seine zahlreichen Untersuchungen beziehen sich zum größten Teil auf die Elektrizität und den Magnetismus; doch verdankt man ihm auch wichtige Forschungen über die spezifische Wärme der Gase (mit Marcet), über die Temperatur der Erdrinde und über das Nordlicht. Er erfaßte 1828 zuerst die Idee, Silber und Kupfer in alkalischen Bädern galvanisch zu vergolden, und legte damit den Grund zu der spätern bedeutenden Ausbildung der Galvanoplastik. Von 1836 bis 1841 redigierte er die "Bibliothèque universelle de Genève", als Supplemente zu derselben "Archives de l'électricité" (Par. u. Genf 1841-45) und mit Marignac u. a. "Archives des sciences physiques et naturelles" (1846-60); auch schrieb er: "Traité de l'électricité théorique et appliquée" (Par. 1854-1858, 3 Bde.) und eine Biographie des ältern De Candolle (Genf 1851).

Delaroche (spr. -rósch), Paul (eigentlich Hippolyte), franz. Maler, geb. 17. Juli 1797 zu Paris, war kurze Zeit Schüler des Landschaftsmalers Watelet und arbeitete dann vier Jahre lang im Atelier von Gros, an dessen realistische Historienbilder, wie die Pestkranken in Jaffa, er anknüpfte. Sein erstes, im Salon von 1822 ausgestelltes Bild: Joas, als Kind von Josabeth dem Tod entrissen, war noch nicht frei von dem Klassizismus und dem gespreizten Pathos seiner Schulzeit. In der Jeanne d'Arc, im Gefängnis vom Kardinal von Winchester verhört (Salon von 1824), gab sich jedoch bereits das Bestreben kund, historische Realität mit romantischer Empfindung zu verbinden. Hierauf folgten 1827 eine Szene aus der Bartholomäusnacht (Museum in Königsberg) und der Tod der Königin Elisabeth von England (im Louvre), durch Kolorit, Kleiderpracht, Lichtgebung und Komposition ebenso hervorragend und epochemachend wie durch die historische Kraft und Wahrheit. Noch bedeutender und von reicherer dramatischer Bewegung war ein drittes Bild desselben Jahrs: die Ermordung des Präsidenten Duranti durch den Pöbel. Der Salon von 1831 brachte vier Hauptwerke, welche