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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Defenslinie - Definition.

Verhalten in einer Schlacht. Friedrich II. hielt sich im Siebenjährigen Krieg strategisch in der D., taktisch ergriff er stets die Offensive. Die Franzosen blieben zu Beginn des Kriegs 1870 sowohl strategisch als taktisch in der D. Sie erwarteten den Feind im Land und wiederum in einzelnen Positionen den Angriff der verschiedenen deutschen Armeen. Die Schlachten bei Wörth, Saarbrücken, Metz und Sedan sind französischerseits reine Defensivschlachten gewesen. Defensivstellung heißt diejenige Stellung, welche das Vordringen des Feindes in einer bestimmten Richtung verhindern oder wenigstens erschweren soll. Bedingungen einer guten Defensivlinie sind: Stützpunkte für die Flanken, freie Aussicht vor der Fronte, Annäherungshindernisse im wirksamsten Bereich der Batterien, natürliche Deckung gegen das feindliche Feuer, verdeckte Aufstellung der Reserven und Möglichkeit zum Übergehen in die Offensive. Wo die Natur solche Hilfsmittel versagt, muß die Kunst sie zu ersetzen suchen, teils durch Anwendung der Fortifikation, teils durch zweckmäßige Verteilung der Waffengattungen; stets kann und muß die Kunst auch die besten Positionen noch verstärken. Befindet sich ein fester Platz in der Nähe der Stellung, so gewinnt diese dadurch sehr an Festigkeit. Die besten Defensivstellungen bietet ein wellenförmiges, stellenweise durchschnittenes und bedecktes Terrain. Defensivlinien sind ausgedehntere Terrainabschnitte, welche durch Befestigungen verstärkt sind.

Defenslinie (Streichlinie), im Festungsbau beim bastionierten Tracee die Verlängerung der Face bis zum Kurtinenpunkt; Defenswinkel, der durch D. und Kurtine gebildete Winkel; vgl. Bastion.

Defensor (lat.), Verteidiger, gerichtlicher Anwalt, Sachwalter, bevollmächtigter Geschäftsführer, Vertreter einer Stadt, Gemeinde, Korporation etc., namentlich der Verteidiger im Strafverfahren. Man unterscheidet hier zwischen dem freiwillig erwählten und dem von Amts wegen aufgestellten sogen. Offizialdefensor (s. Verteidigung). D. civitatis hieß vor Konstantin d. Gr. der mit Besorgung eines Geschäfts seitens einer Stadt Beauftragte; später ein Beamter, der die Bürger vor Bedrückung durch die Statthalter und andern Unbilden zu schützen, auch Anteil an der Jurisdiktion hatte.

Defensor fidĕi (lat., "Beschützer des Glaubens"), Ehrentitel, den Heinrich VIII. von England vom Papst Leo X. für die Schrift gegen Luther erhielt, in welcher er die päpstliche Gewalt, den Ablaß und die sieben Sakramente verteidigte.

Defĕrens (lat.), deferierender Kreis, s. Epicykel.

Deferént (lat.), der einem andern einen Eid Zuschiebende (s. Eid); auch s. v. w. Angeber; auf Münzen Zeichen des Prägorts oder des Münzmeisters.

Deferénz (lat.), Unterwürfigkeit, Ehrerbietung, Willfährigkeit; Berichterstattung.

Deferieren (lat.), einem etwas hinterbringen, berichten, anzeigen; in der Rechtssprache s. v. w. genehmigen, bewilligen, z. B. einem Gesuch d.; auch s. v. w. antragen, anbieten, z. B. einen Eid.

Deferveszieren (lat.), erkalten, sich allmählich abkühlen; im Eifer nachlassen. Deferveszenz, das allmähliche Erkalten; Nachlassung im Eifer.

Défi (franz., spr. defih), Herausforderung zum Kampf.

Défiance (franz., spr. -angs), Mißtrauen, Argwohn; défiant, mißtrauisch.

Defiance (spr. dĭfēīens), Stadt im NW. des nordamerikan. Staats Ohio, am schiffbaren Maumee, mit (1880) 5907 Einw. D. steht an der Stelle des 1794 von General Wayne erbauten gleichnamigen Forts.

Deficiendo (ital., spr. -fitschenndo), musikal. Vortragsbezeichnung: "nachlassend" an Tonstärke und Bewegung, wie mancando und calando.

Deficiente pecunia (lat.), bei Geldmangel; deficiente pecu deficit omne nia, Scherzvers mit Auseinanderreißung des Wortes pecunia, etwa: Wo es gebricht an G E, mangelt auch alles L D.

Defigurieren (lat.), verunstalten, entstellen. Defiguration, Verunstaltung.

Defilee (franz. Défilé, "Wegenge"), jeder Weg oder Durchgang, der durch Terrainhindernisse so beengt ist, daß er nur in verhältnismäßig schmaler Fronte zu marschieren gestattet. Defileen können zur Verbindung zweier Terrainabschnitte dienen, wie z. B. Brücken und Dammwege, oder es sind Wege, die in schwer zugänglichem Terrain fortlaufen und oft mehrere Meilen lang sind, z. B. Straßen in Thälern, Gründen, Ortschaften, Wäldern, morastigen Niederungen etc. Das D. wird zum Engpaß, wenn es durchs Gebirge führt und sehr schmal ist; seine Ausgänge werden Deboucheen (s. d.) genannt. Defileen spielen im Krieg eine Rolle, wenn sie auf der Rückzugslinie verfolgter Korps liegen und nicht umgangen werden können, oder wenn der Feind ein Korps am Debouchieren aus einem D. zu hindern sucht, oder endlich, wenn er ein von einem Korps besetztes D. erobern will, wobei es dann zu Defileegefechten kommt, deren Verlauf meist durch die dabei zur Verwendung kommenden Waffengattungen sowie durch die Beschaffenheit des Defilees selbst bestimmt wird. In der Regel sind die Kämpfe in und vor Defileen sehr blutig, wofür die Kriegsgeschichte zahlreiche Beispiele liefert. Man sucht deshalb ein D. so schnell wie möglich zu durchschreiten. Defilieren heißt auch bei Paraden der Vorbeimarsch der Truppen an dem Vorgesetzten.

Defilement (franz., spr. -fil'māng), in der Befestigungskunst eine solche Anordnung des Profils und der Richtung der einzelnen Linien eines Werkes im Grundriß, daß das Innere von erhöhten Punkten im Schußbereich aus nicht eingesehen, auch die Linien nicht von seitwärts der Länge nach bestrichen (enfiliert) werden können. Ersteres erreicht man durch das vertikale, letzteres durch das horizontale D. Die einzelnen Linien des Werkes legt man womöglich so, daß ihre Verlängerung in ein Terrain fällt, welches dem Angreifer die Aufstellung von Geschütz zur Bestreichung überhaupt nicht gestattet; sonst verschafft man den hinter der Brustwehr stehenden Verteidigern die nötige Deckung durch Bonnets und Traversen (s. d.), die in solchen Abständen angelegt werden, daß ein auf dem Bankett aufrecht stehender Mann von seitwärts nicht gesehen und direkt beschossen werden kann; die Wirkung indirekten Feuers wird durch diese Anlagen wenigstens abgeschwächt. Das vertikale D. zur Bestimmung der Höhe der Brustwehr wird in der Art ausgeführt, daß man von der Kehllinie des Werkes aus über 2-2,5 m hohe Stangen nach den höchsten Punkten im Vorterrain visiert; die Schnittpunkte der Visierlinien über der abgesteckten Brustwehr ergeben sodann die dieser an der Feuerlinie zu gebende Höhe. Wird das D. nur durch Konstruktion auf einer Zeichnung bestimmt, so heißt es graphisches D. Vgl. Blesson, Die Lehre vom graphischen D. (1828); "Handbuch für den allgemeinen Pionierdienst", in Abteilungen (Berl. 1872-80).

Definieren (lat.), den Inhalt eines Begriffs angeben, s. Definition.

Definition (lat.), in der Logik die Angabe des Inhalts eines Begriffs, d. h. sowohl der Merkmale, aus welchen derselbe zusammengesetzt ist (was die Ma-^[folgende Seite]